5 Jahre ohne Plastik in Pfaffenhofen – Ein Interview mit Ehepaar Scharl

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Seit fünf Jahren haben Manuela und Patrick Scharl Plastik aus ihrem Leben verbannt. Das Pfaffenhofener Paar erzählt im Interview, was der Ausschlag für diese lebensverändernde Entscheidung war und wie sich der Alltag ohne Plastik gestaltet.

Das Interview ist eine weitere Information zur Reihe „Plastik-Pause“ von der Arbeitsgruppe zur Regionalen Kooperation Klima- und Ressourcenschutz. Dahinter stecken die Klimaschutzbeauftragten der Städte und Landkreise aus der Region.

Fünf Jahre ohne Plastik – eine lange Zeit. Was hat Sie zu dieser Entscheidung gebracht?

Vor fünf Jahren betraten wir den Müllraum unseres Mehrfamilienhauses und jede Mülltonne war berstend voll. Ob Papiermüll-, Restmüll-, Biomülltonne oder gelber Sack, unser Abfall hatte keinen Platz mehr. Das war die Initialzündung, welche uns die Augen geöffnet hat. Und wir fassten einen Entschluss: So kann es nicht weitergehen! Wie viel Müll ein Zweipersonenhaushalt produziert ist einfach unvorstellbar. Wird dies auf die Lebensdauer eines Menschen hochgerechnet, können die selbst produzierten Mengen an Müll schon Angst machen. Vor allem die vielen Plastikverpackungen, die bei jedem Einkauf anfallen, wollten wir nicht länger akzeptieren.

Was haben Sie nach diesem Entschluss in Ihrem Leben verändert und wo sind Sie auf Schwierigkeiten gestoßen?

Wir versuchen in unserem Alltag so wenig wie möglich Plastikmüll zu produzieren. Es gibt so viele Möglichkeiten Müll zu vermeiden, wenn man beim Einkaufen nur mitdenkt. Obst und Gemüse wird unverpackt auf dem Markt und Grundnahrungsmittel bei Bedarf in München im „Ohne – der verpackungsfreie Supermarkt“ gekauft. Dort gibt es alle Lebensmittel lose und unverpackt. In unsere mitgebrachten Gefäße, Tüten und Taschen füllen wir uns dann Nudeln, Müsli, Mehl und vieles mehr ab. Natürlich gehen wir auch im „normalen“ Supermarkt einkaufen. Gibt es jedoch gerade nur plastikverpackte Gurken, werden diese kurzfristig vom Speiseplan gestrichen und wir greifen lieber zu losen Tomaten.

Was ist Ihr Fazit der letzten fünf Jahre?

Trotz aller Bemühungen fällt bei uns ab und zu noch Plastikmüll an, sei es durch Geschenke oder die Neuanschaffung eines Laptops. Insgesamt füllen wir im Jahr circa zwei gelbe Säcke. Immer noch zu viel… Unser gemeinsames Ziel ist es, bald keinen Müll mehr zu produzieren: kein Plastik, kein Papiermüll, kein Restmüll. Beschäftigt man sich mit dem Thema Müllvermeidung, kommt automatisch auch das Thema schonender Umgang mit Strom, Wasser und Heizung auf den Tisch. Einen enormen Vorteil hat unser neuer Lebensstil nämlich: unsere Energie- und Wasserkosten sind drastisch gesunken.

Was würden Sie Leuten raten, die diesen „plastikfreien“ Weg auch gehen wollen?

Plastikfrei zu leben kann jeder und man sollte sich nicht scheuen, den ersten Schritt zu machen. Am besten sucht man sich zu Beginn Bereiche aus, die einem nicht sehr wehtun. Plastikmüll zu reduzieren ist aber auch keine Aktion von heute auf morgen. Es ist ein wachsender Prozess, der Schritt für Schritt angegangen werden muss. Keinesfalls sollte man sich aber entmutigen lassen. Toll finden wir, dass Plastikmüllvermeidung immer mehr in der Gesellschaft angekommen ist und unsere Lebensweise Freunde, Kollegen und Bekannte zum Mitmachen motiviert.

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