Muss man „Analog“ leben vergessen, nur weil „Digital“ vermeintlich besser ist?

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Wie bereit sind die Deutschen für das digitale Leben? Eine Studie fragt nach.

Wir Deutsche sind der „Digital Ökonomie“ noch zu „Analog“. Und obendrein so uneinsichtig. Nur ein verschwindend kleiner Teil von uns möchte Essen aus dem 3D-Drucker verspeisen (13%), bargeldlos zahlen (17%) oder sich von autonom fahrenden Autos chauffieren lassen (35). Technologie mag die Art wie wir leben und arbeiten verwandeln, doch so richtig wollen, wollen wir Deutsche das (noch) nicht.

Umfrage „readie“: digital-pulse-how-ready-are-germans-for-the-digital-life (zum vergrößern bitte anklicken)

Eine Umfrage des Forschungszentrums Readie (Digital done better) der Innovationsstiftung Nesta unter insgesamt 9000 Menschen in 8 europäischen Ländern stellte Fragen zur Bereitschaft am „digitalen Leben“.

Im Ergebnis zeigten sich die Deutschen nicht besonders bereit. Um es mit den Worten altgedienter österreichischer Sportkommentatoren auszudrücken: Wir belegten im Ranking unter den 8 teilnehmenden Ländern einen hervorragenden 8. Platz.

Deutsche sind „dem digitalen“ gegenüber zwar aufgeschlossen, finden jedoch nicht alles toll, nur weil „Innovation“ drauf steht.

Die Bundesrepublik Deutschland würde heute nicht so erfolgreich da stehen, wenn wir Deutsche – im Begleitgeräusch zur Durchsetzung durchsichtiger Geschäftsinteressen schnell mal unterstellt- wirklich fortschrittsfeindlich wären. Wie man aus früheren Untersuchungen weiß, wird die „digitale Revolution“ nur dann als gut empfunden, wenn sie nicht nur Wünsche weckt, sondern mit ausgereiften Produkten die in sie gesetzten Erwartungen erfüllt und das Leben damit auch wirklich verbessert.

Machen wir uns nichts vor. Nicht alles was „neu“ und „digital“ ist, verbessert unser Leben.

Umfrage: digital-pulse-how-ready-are-germans-for-the-digital-life (zum vergrößern bitte anklicken)

Welche Verbesserung ist es, auf Barzahlung zu verzichten und stattdessen eine Karte berührungslos an ein Gerät zu halten. Worin besteht hier die Verbesserung?
Es verbessert doch nur den Ausblick, durch verbesserten Durchblick den BigData-Auswertern mit Einblick in unsere Gewohnheiten lukrativere Geschäfts- und Überwachungsmodelle zu ermöglichen.

Autonome und auf Bestellung an der Haustür vorfahrende Autos werden in nicht so ferner Zukunft Taxifahrer, einen Großteil der Autobauer und in Ermangelung eines eigenen privaten PKWs, als positivste Auswirkung den größten Teil der privaten Garagenplätze überflüssig machen. Warum darüber jubeln und obendrein die derzeit noch ungelösten Softwareprobleme bei Steuerung und unautorisierten, teils kriminellen Fremdeinwirkungen bei der Beurteilung dieses „Fortschritts“ außer Acht lassen?

Und was soll daran erstrebenswert sein, statt eine echte Banane zu essen, diese als Pampe zusammen mit chemischen Härtungszutaten in einen Drucker zu füllen, um alles zusammen als dreidimensionales Apfelimitat ausgedruckt zu bekommen. Wow, Bananenapfel. Der Brüller auf jeder Party. 

Was die Verbesserung ihres Lebens angeht sind die Deutschen von den für die Studie abgefragten neuen digitalen Technologien größtenteils nicht überzeugt. Sei es beim Roboter-Einsatz in der Gehirnchirurgie oder einer -ach so komfortablen- App zum Bestellen eines Taxis. Größtenteils überwiegt die Skepsis.

Doch eine Ausnahme gibt es.

Wir Deutschen sehen im Einsatz von sogenannter „Robotic“ auch gutes. Statt Soldaten in kriegerische Auseinandersetzungen zu schicken, würden 48% den Einsatz von Drohnen und Robotern vorziehen. Na, wenn das keine Bereitschaft für das Überleben im digitalen Leben ist.

 

 

Über Bernd Schuhböck

Nicht nach heutigen, jedoch nach den Maßstäben der Ära Willy Brandt politisch eher linksliberal. Wer ihn missverstehen möchte, nennt ihn einen Sozialromantiker. Wer ihn kennt, wertkonservativ und mit zu viel Ethos für einen Bayer. Der Mann für´s kommunale, soziale oder sonstwie politische. Oder für Themen, für die sich keiner fand, der sie aufgreifen wollte.

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