In vielen Zeitungsartikeln wird über rückläufige Bildung lamentiert. Was da jährlich aus den Schulen käme, sei für manche Berufe einfach nicht „ausbildungsfähig“.
Besonders im ausbildenden Handwerk sei der zu beobachtende Verfall dramatisch.
Was man nicht auf Anhieb mit „Handwerk“ in Verbindung bringen würde, ist dennoch eines. Schreiben! Das Aneinanderreihen von Buchstaben- besonders für Zeitungsartikel- ist eine handwerkliche Fähigkeit. Und somit sollte derjenige, der Sätze für zahlende Leser auf Zeitungspapier verewigt, sein Handwerk auch halbwegs beherrschen.
Dass sich ab und an zu den gebräuchlichsten Buchstaben in verschiedensten Sätzen auch Zahlen gesellen, ist in der Berichterstattung alltäglich.
Berichtet man zum Beispiel unter der Überschrift „Nachtarockt*“ von Mehrkosten beim Bau einer Mehrzweckturnhalle, sollte man die im Artikel erwähnten Zahlen plausibel einsetzen, ohne einen gelernten „Leser“ zum nachtarocken zu verleiten.
Es macht wenig Sinn, im Artikel einen Turnhallenplaner den aktuellen Stand der Kosten mit 5,84 statt der ursprünglich veranschlagten 5,2 Millionen Euro vorrechnen zu lassen, um eben diesen Planer anschließend mit dem wörtlichen Zitat, dies sei „eine Steigerung von 4,7 Prozent“ als Rechenschwächling dastehen zu lassen.
Eine kleine Überschlagsrechnung, ein Taschenrechner und schon erkennt der Leser den Nonsens dieser irreführenden Veröffentlichung. Aus 4,7 Prozent werden etwas über 12 Prozent Kostensteigerung.
Für den daraus resultierenden Differenzbetrag von 395600 Euro, könnte der schreibende Zahlen Jongleur noch viele Jahre bezahlt Zeitungsseiten voll schreiben.
Doch zuvor sollte er sich nachschulen lassen. Zum Beispiel in der VHS-Pfaffenhofen. Der Kurs „Prozentrechnen für Zeilenschinder“ könnte helfen.
* Geisenfelder Zeitung, 10. März 2012, von Michael Kraus