Bürgerbus- Mangelhafte Vorausschau

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Gingen wir in den ersten beiden „Märchen vom wichtigen Bürgerbus“ auf Ungereimtheiten, magere Akzeptanz und die angeblich notwendige zwei-jährige Verlängerung ein, zeigen wir abschließend, wie leichtfertig diese Verlängerung war: Eine erneute halb-jährige Verlängerung wäre möglich gewesen.

Ohne Not brachte die Geisenfelder Verwaltung mit einer kurzsichtigen, als „alternativlos“ bezeichneten Entscheidungsvorlage, den Geisenfelder Stadtrat dazu, eine umstrittene Entscheidung zu treffen und dadurch verantwortungslos mit dem Geld der Geisenfelder Bürger umzugehen!. Wolle man den Bürgerbus weiter betreiben, sei man durch die Regierung von Oberbayern genötigt, eine zweijährige Genehmigung zu beantragen. Eine erneute Verlängerung um nur ein halbes Jahr sei ausgeschlossen, da man bereits zweimal eine Genehmigung für je ein halbes Jahr erhalten habe.

Was die Verwaltung nicht weiß, kann sie dem Stadtrat auch nicht vorschlagen

Das es durchaus eine Alternative, eine durch die niedrigen Benutzerzahlen gebotene halbjährige Verlängerung gibt und gab, wurde den Stadträten nicht mitgeteilt. Die möglichen Beweggründe dafür sollten bei den Mitgliedern des Geisenfelder Stadtrats Befremden auslösen:

Kannte die Verwaltung diese Möglichkeit nicht, oder wurde die Alternative den Stadträten vorsätzlich verschwiegen?

Beispiel Herrsching – Hier handelte man flexibel und vorausschauend

Die Gemeinde Herrsching stand beim Bürgerbus vor vergleichbaren Problemen*. Im Gegensatz zu Geisenfeld wurde es in der Ammersee Gemeinde durch kompetentes Verwaltungshandeln bürgerfreundlich und verantwortungsvoll gelöst. Die dortigen Gemeinderäte stampften ihr, von den Zahlen und der Laufzeit ähnlich wie in Geisenfeld verlaufendes „Bürgerbus Projekt“ ein, und brachten die einzige, zu Hoffnungen Anlass gebende Bürgerbusslinie in ein „neues“ Genehmigungsverfahren bei der Regierung von Oberbayern ein.

Damit eröffneten sich die Herrschinger erneut die Chance, einen 2 x 6 Monate dauernden Probetrieb genehmigen zu lassen, und innerhalb dieses Zeitrahmens auf sich ändernde Nutzerzahlen reagieren zu können. Sollte die Linie bei den Bürgern unverändert hohe, oder sogar noch ansteigende Akzeptanz erbringen, stehe nach dem einjährigen Probebetrieb einer endgültigen zweijährigen Verlängerung nichts im Wege. Andernfalls könne man nach nur einem halben Jahr sofort wieder aussteigen.

Die Herrschinger haben kein Geld zu verschenken

Die Gefahr, für ein eventuell unnützes Projekt unnötig lang Geld aufzuwenden, wurde vermieden, und doch gleichzeitig sichergestellt, ein sich vielleicht bürgerfreundlich entwickelndes Projekt nicht verfrüht abzuwürgen.

Der „Zahlensalat“ der den Geisenfelder Stadträten ausgehändigt wurde

In den vergangenen 2 x 6 Monaten hatte man den Geisenfelder Bürgerbus um zwei gänzlich unrentable Linien entschlackt, die verbliebenen zwei Linien dafür ab Mai an einem zusätzlichen zweiten Tag wöchentlich in die Ortsteile geschickt, und bei der Akzeptanz der Bevölkerung auf das Prinzip Hoffnung, statt auf belastbare Zahlen gesetzt *.

Städtische Auswertung der Fahrgäste (2 Linien, je Di + Do = 64 Fahrten pro Monat)

Nöttg

Ernsgd.

Ilmdf.

Engelbrm.

Untermett.

Unterpindh.

Ges.

August

3

23

5

1

5

11

48

Juli

3

29

4

6

18

60

Juni

4

22

11

2

18

57

Mai

1

18

5

6

13

43

208

(Schillwitzried und Gaden keine Fahrgäste)

Zusätzlich wurde die Tabelle um die Fahrgastzahlen Januar bis April ergänzt (130), und darauf hingewiesen, die als „Gesamt“ ausgewiesen Zahlen mit 2 zu multiplizieren, da nur die „einfache“ Fahrt ausgewiesen wurde. Die Verwaltung gab an, von Januar bis August in ihrer eigenen Tabelle nur 418 Fahrgäste gezählt zu haben

Summiert man nun selber die Fahrgäste von Januar bis August (338), verdoppelt diese (676) und setzt sie ins Verhältnis zu den im selben Zeitraum angefallenen Einnahmen aus verkauften Fahrkarten (209 Euro) staunt man nicht schlecht. Warum wurde die 0,50 Euro kostende Fahrkarte für 31 Cent verkauft? (Selbst wenn unter den Fahrgästen unverhältnismäßig viele Kinder waren -diese zahlen nur 0,25 Euro für die Fahrkarte- geht die Rechnung nur schwer auf)

Noch erstaunlicher wird es, sobald man die Fahrgäste der Monate Mai bis August (208 x 2 = 416) hinsichtlich der Zahl der dabei angefallenen Busfahrten betrachtet (64 x 4 = 256): Pro Busstrecke sitzen im Durchschnitt 1,6 Fahrgäste im Bus. (Im Mai zum Beispiel 1,34)

Diese Auslastung ist angesichts der dabei anfallenden Subvention von 16,61 Euro pro Fahrkarte nicht vermittelbar und bei diesem Niveau für weitere zwei Jahre nicht vertretbar. Zumal die Genehmigung für die nächsten zwei Jahre eine „unveränderte Fortführung“ des Bürgerbusbetriebes vorschreibt. Veränderte Taktung, oder Zusammenlegung von Linien sind auch bei noch unrentabler werdender Auslastung nicht machbar.

Beharrungsvermögen plus Rechenschwäche = unverantwortliches Handeln

Die Stadtrate sollten sich fragen, ob sie in Kenntnis der vorliegenden Fakten den Beschluss zur zweijährigen Genehmigung nicht besser zurück holen, und wie ihre Herrschinger Kollegen verfahren sollten. Durch „Bürgersicht“ haben sie ja nun von dieser Möglichkeit Kenntnis erlangt.

Kommt es demnächst noch schlimmer?

Besondere Vorsicht ist geboten, denkt man an die beabsichtigte „Optimierung“ der INVG-Linien auf der anstehenden Stadtratssitzung am 8. Oktober. Auch hier möchte die Verwaltung bei den Nutzerzahlen erneut „nachzählen“ und die ermittelten Zahlen den Stadträten vorlegen. (Eine „Beratung“ der Stadträte findet dazu bereits am 29. September statt. Da es sich -dem Vernehmen nach- um keine Stadtratssitzung im üblichen Sinn handelt, wird „Bürgersicht“ im Rathaus wegen „Öffentlichkeit dieser Beratung“ nachfragen)

Angesichts des für den Bürgerbus vorliegenden städtischen Zahlensalats, sollte sich ein Bürger erbarmen, im Rathaus anzurufen und ermitteln, wem man einen funktionierenden Taschenrechner schenken sollte.

* siehe Artikel „Märchen vom Bürgerbus, Teil 1 / Teil 2

Über Bernd Schuhböck

Nicht nach heutigen, jedoch nach den Maßstäben der Ära Willy Brandt politisch eher linksliberal. Wer ihn missverstehen möchte, nennt ihn einen Sozialromantiker. Wer ihn kennt, wertkonservativ und mit zu viel Ethos für einen Bayer. Der Mann für´s kommunale, soziale oder sonstwie politische. Oder für Themen, für die sich keiner fand, der sie aufgreifen wollte.

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