Die „Staudter-retten“ des Jahres 2012

Lesedauer 6 Minuten

Beginnen wir mit einem LOB

Die letzten Tage des Jahres 2012 wären unvollständig, würde Bürgersicht sich nicht abschließend mit Geisenfelds Bürgermeister beschäftigen.

Nicht weil der Mann als gewählter Ortsvorsteher Geisenfeld besonders „bürgermeisterlich“ repräsentierte, nein, weil er noch immer nicht in der Rolle als Bürgermeister angekommen ist, die man vom Bürgermeister einer 10.000 Einwohner zählenden Stadt wie Geisenfeld erwarten darf.

Statt Transparenz zu fördern, Amtshandlungen für den Bürger nachvollziehbarer zu gestalten oder im Stadtrat sachbezogen und ökonomisch Wirkung zu entfalten und zu fördern, gefällt er sich nach wie vor in seiner selbst gewählten Nebenrolle als omnipräsenter, Dauerwahlkampf betreibender Bühnenbespringer. Doch weder in seiner gewählten, noch in seiner selbst gewählten Funktion würde er im Typ-Katalog einer qualitätsverpflichteten Castingagentur aufgenommen werden.

Jedoch, und das wird regelmäßige Bürgersicht-Leser überraschen, beginnen wollen wir mit einem Lob!

Bürgermeister Staudter, und das ist das lobenswerte, hat das „wir“ gelernt. Liest man die veröffentlichte Kurzfassung seiner „Weihnachts- und Neujahrsgrüße“ stolpert man nicht mehr über unzählige „ich´s“ im Text, sondern über wohltuende „wir`s“. (2x „ich“ gegenüber 8x „wir“ oder „uns“)

Erinnert man sich an seine“ Ichling“-Texte der letzten Jahre, eine durchaus ansprechende sprachliche Verbesserung. Zumal er am Ende seines Textes nicht nur Wünsche und Grüße im Namen des Stadtrat und der Verwaltung, Nein, und das dürfte das eigentliche Novum sein, ausdrücklich auch im Namen seiner „Stellvertreterin Gabriele Bachhuber“ Grüße aussprach.

Damit hatte es sich aber schon.

Liest man nämlich die Langfassungen dieser Jahresendwünsche, listet er von der Einweihung der Anton-Wolf-Halle, über die „hervorragende“ Arbeit des Jugendparlamentes bis zu „hochkarätigen“ Kulturveranstaltungen alles auf, wozu er zwar wenig beizutragen hatte, dabei aber wenigstens nicht im Weg stand. (In der Langfassung fand sich auch nichts mehr über seine Stellvertreterin)

Was also Bürgersicht-Leser weniger überraschen dürfte:
Auch dieses Jahr sehen wir von Bürgersicht den Geisenfelder Bürgermeister nicht als hellste Kerze am Christbaum der Stadt Geisenfeld.

So richtig versemmeln konnte Staudter dieses Jahr nichts wirklich Großes. Doch lag das nicht an seiner Amtsführung, sondern am Mangel an „großen“ Gelegenheiten.
Vergeigte der bei öffentlichen Auftritten chronisch unvorbereitet wirkende Stadtvorsteher noch letztes Jahr auf den letzten Metern den Zuschlag des Kreistages für eine Landratsamt-Außenstelle in Geisenfeld, blieb es dieses Jahr hauptsächlich bei ungelenker Sprachakrobatik und lässiger Amtsführung.

Nachfolgend vier Beispiele.

So irrlichterte der Stadtvorsteher im ersten Beispiel bei der Eröffnung des Christkindlmarktes durch seine Eröffnungsrede, in der er den Anwesenden seine Freude über das „schöne Ambiente“ des Christkindlmarktes mitteilte („.. wir wollen das ganze natürlich etwas weihnachtlich gestalten-zum Dezember hin“), den vor der Bühne stehenden Bürgern die Verlegung der Bühne erklärte („das haben sie sicherlich mitbekommen“) und auf die Größe der Bühne einging. („ weil dann das Programm .. dann von allen … gut genossen werden kann“).

Wer derlei rhetorisches genossen hatte, wird sich unweigerlich fragen, warum sich ein ehemaliger Berufsschullehrer öffentlich immer wieder produziert, wobei er doch damit offensichtlich überfordert zu sein scheint. Wird Geisenfelds Bürgermeister bei Statements jedoch ungewohnt schmallippig und einsilbig, ist das nicht mehr so belustigend, dafür aufschlussreich.

Umgehungsstraße : Zahl der Einsprüche durch Nachlässigkeit erheblich gesteigert!

Nach Beendigung der Einspruchsfrist zum Planfeststellungsverfahren für die „Nordumfahrung“ flatterten der Geisenfelder Tageszeitungsredaktion Unterlagen zu den abgegebenen Einwendungen auf den Tisch. Im einige Tage später fertig gebastelten Artikel wird dazu auch die Stellungname des Bürgermeisters veröffentlicht. Mit gleich 35 Einsprüchen habe er „nicht gerechnet“. Er sei „ein wenig enttäuscht“.

Seine „Enttäuschung“ dürfte umso größer gewesen sein, da er selber dazu beigetragen hatte. Hatte er doch mit den Anfang Oktober bei der für das Planfeststellungsverfahren zuständigen Regierung von Oberbayern 26 abgegebenen Ordnern, auch einen Lageplan mit „kuriosen Streckenverlauf“ der späteren Süd-Umfahrung eingereicht.

Die vom Bürgermeister durch Unterschrift autorisierte eingezeichnete Trassierung zeigte gegenüber dem bisher bekannten, einen vollkommen neuen Streckenverlauf.
Wie diese „nicht im Interesse der Stadt“ liegende Streckenführung in die offiziellen Unterlagen kam, Unterlagen die man mit großem zeitlich Aufwand „hieb und stichfest“ gemacht habe, danach sei man bei der Stadt noch auf der Suche.

Ein Ergebnis dieser Suche wurde bisher nicht bekannt. Wohl aber die Auswirkungen dieser „Panne“:

Die Zahl der bisher bekannten 13 gegen die Nordumgehung kämpfenden Grundeigentümer vermehrte sich um diejenigen Grundeigentümer, deren Flächen im Umfeld der angedachten Südtrasse liegen. Was bei den Gegnern mit einer „Handvoll Idioten“ gegen die Nordumfahrung begann, wurde durch nachlässige Amtsführung durch den Bürgermeisters zahlenmäßig noch gesteigert.

Um als Bürgermeister nicht von der Anzahl der Einwendungen „überrascht“ zu werden, reicht es eben nicht, sich in der Rolle eines Büroboten dabei öffentlichkeitswirksam ablichten lassen, wie man wichtige Unterlagen auf einem Transportwägelchen zur zuständigen Regierungsstelle schiebt. Man sollte schon auch darauf achten, dass es die richtigen Unterlagen sind.

Wie man bei öffentlichen Auftritten Geisenfelder Bürger -unfreiwillig- bespaßen kann, konnte man schon oben lesen. Es geht aber auch schriftlich. Mittels putziger Sprache.

Mami, Mami. In Rottenegg ist keiner in den Bus eingestiegen.

Ich freue mich“, lässt Bürgermeister Staudter seinen Empfindungen in einer Wurfsendung freien Lauf, „ihnen den Fahrplan 2013 der INVG-Linie 16 zu überreichen“.
Auf den Deckblättern der Busfahrpläne geben die Ingolstädter Verkehrsbetriebe den Bürgermeistern der angeschlossen Kommunen Gelegenheit, ihre Bürger auf den Innerortstarif, die Vorverkaufsstellen und eventuelle Änderungen hinzuweisen.

Andere Bürgermeister präsentieren auf diesen Fahrplänen nicht sich selbst, sondern eine kommunale Leistung der Stadt. In „wir“-Form.

Doch in Geisenfeld dürfen wir erneut den „Ichling“ lesen. Weist man andernorts zum Zwecke des Defizitausgleichs unaufgeregt darauf hin, Fahrkarten doch möglichst in den Verkaufsstellen am Ort zu erwerben, verpackt Geisenfelds Bürgermeister den gleichen Hinweis gleich in einen „eindringlichen Appell“.

Um an anderer Stelle in putzige Schülersprache zu verfallen. Könnten andere die Einstellung einer Linie wegen mangelnder Akzeptanz angemessen „erwachsen“ formulieren, gibt Staudter eine Erklärung für Kinder ab. „Leider mussten wir in diesem Jahr die Linie nach Rottenegg einstellen, weil fast nie jemand in den Bus eingestiegen ist“, so die kindgerechte, sehr bildlich gehaltene Erklärung.

Irgendwie korrespondiert diese Ausdrucksweise mit Staudters Kulturverständnis: Nur keinen Überfordern! „Wichtig ist MIR auch die Atmosphäre … in unserer Stadt“, schreibt er in seinen Neujahrsgrüßen. „Aber nichts ist so, dass es nicht noch besser werden könnte“.
Unsere besten Wünsche begleiten ihn auf dem Weg dahin!

Wir von Bürgersicht wünschten uns auch eine professionellere Arbeit im Stadtrat und den Ausschüssen. Zum Beispiel ist die Arbeit als Vorsitzender des Bauausschusses seine Sache nicht.

Landratsamt droht mit Aufhebung (Ersetzung) eines Beschlusses

Als Vorsitzender eines Bauausschusses sollte man die zu behandelnden Vorgänge kennen und sich im Vorfeld über rechtskonforme Beschlussmöglichkeiten informieren (oder sich von der Fachabteilung informieren lassen)
Gebietet zum Beispiel -wie im Falle der Umwidmung von Büros in eine Pension in Nötting- ein Vorgang im Bauausschuss eine strickt sachliche Bewertung, darf der Bürgermeister als Ausschussvorsitzender bei sich abzeichnender unsachlich, „vermenschelter“ Mutmaßung die Sache nicht einfach laufen lassen, sondern muss auf sachliche Behandlung drängen.

Andernfalls setzt er –wie im vorliegenden Fall– die Kompetenz städtischer Gremien in der Öffentlichkeit aufs Spiel, und provoziert -vollkommen absehbar- von der Aufsichtsbehörde im Landratsamt eine peinliche „Watschen“ (Formulierung der Heimatzeitung) wegen Rechtsverstoßes zu bekommen.

Wie sollte ein Geisenfelder Bürger reagieren, wenn er im Landkreis auf seinen als inkompetent ins Gerede gekommenen Stadtrat angesprochen wird? Zustimmen?

Am Schluss könnte man auch dieses Jahr die Leistung des Bürgermeisters in einer Frage zusammenfassen:
Wenn schon Ehrgeiz kein Ersatz für Intellektualität ist, was darf man dann von jemand erwarten, der einfach nur wichtig sein will?

Über Bernd Schuhböck

Nicht nach heutigen, jedoch nach den Maßstäben der Ära Willy Brandt politisch eher linksliberal. Wer ihn missverstehen möchte, nennt ihn einen Sozialromantiker. Wer ihn kennt, wertkonservativ und mit zu viel Ethos für einen Bayer. Der Mann für´s kommunale, soziale oder sonstwie politische. Oder für Themen, für die sich keiner fand, der sie aufgreifen wollte.

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