Tradition der provokanten Merkel-Anzeigen

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Primitivpolemik„, „Oppositionsklamauk„, „Geschmacklosigkeit“ tönte es in gewohnter Empörungsrhetorik aus den Reihen der FDP. Mit einer besonders kreativen Annonce hatte die SPD-Fraktion im Deutschen Bundestag ihre Auffassung zum Ausdruck gebracht, die Kanzlerin sei in der Griechenland-Frage nicht besonders glaubwürdig. CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe warf darauf den Sozialdemokraten vor, die Kanzlerin in die „Nähe des SED-Diktators Walter Ulbricht zu rücken“.

Die Anzeige verdeutliche „die mangelnde Glaubwürdigkeit dieser Regierung„, und „Niemand hat die Absicht, Angela Merkel mit Walter Ulbricht zu vergleichen“ rechtfertigte der parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, Thomas Oppermann, die in mehreren Tageszeitungen erschienene Anzeige.

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Die SPD habe mit dieser Anzeige „nicht der Regierung und Angela Merkel geschadet, sondern sich selbst„, geißelt die „Süddeutsche“ in einem Kommentar die Aktion. Hatte Ulbricht doch im Juni 1961, zwei Monate vor dem Mauerbau in Berlin noch behauptet: „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten!“ Dabei wusste er es besser.

Auch wer wenig von den Regierungskünsten Merkels hält, käme nicht auf den Gedanken, die Kanzlerin habe die Deutschen mit ihren politischen Volten bewusst getäuscht.“

Über Geschmack lässt sich trefflich streiten (oder auch nicht), doch die Anzeige, veröffentlicht am Tag der Bundestagsabstimmung zur Euro-Rettung, war für viele erhellender und aufschlussreicher als die gesamte Bundestagsdebatte.

Das ARD-Politmagazin „Panorama“ hatte nach der Debatte in einem Beitrag die Ahnungslosigkeit von Bundestagsabgeordneten gezeigt, die sich über Beträge und Sinn der zur Abstimmung stehenden „Ertüchtigung“ des Rettungsschirmes äußern sollten.

Anzeigenmotive mit Angela Merkel gab es auch früher schon. Von der SPD, dem Autovermieter SIXT oder einem Bekleidungshersteller. Werbeanzeigen mit Angela Merkel- wie die vom Donnerstag- wird es noch öfter geben. Und die nächste ist auch schon auf dem Markt. Nur einen Tag später, auch in der „Süddeutschen„, war die Bundeskanzlerin Gegenstand einer Image-Anzeige des Senders „n-tv“. 

Von wem wird CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe nun eine Entschuldigung fodern?

Über Bernd Schuhböck

Nicht nach heutigen, jedoch nach den Maßstäben der Ära Willy Brandt politisch eher linksliberal. Wer ihn missverstehen möchte, nennt ihn einen Sozialromantiker. Wer ihn kennt, wertkonservativ und mit zu viel Ethos für einen Bayer. Der Mann für´s kommunale, soziale oder sonstwie politische. Oder für Themen, für die sich keiner fand, der sie aufgreifen wollte.

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