Ein weiterer Fall von Medienmanipulation. Diesmal in der Lokalpresse im bayerischen Fürth

Lesedauer 3 Minuten

Kaum war ein ausgewogener Artikel über eine Demo geschrieben war er auch schon umgeschrieben.

Am vergangenen Samstag, den 11.12.2021, fand im fränkischen Fürth eine sich bewegende Versammlung gegen die deutsche und bayerische Corona-Politik statt“ begann der Versammlungsleiter dieser Demo seinen Artikel auf den „NachDenkSeiten“.

Eine aus seiner „Sicht sehr gelungene Demonstration“. Erfreulich dabei: Sie verlief friedlich und selbst die Regionalzeitung berichtetenach journalistischen Gesichtspunkten zu urteilen, sehr ausgewogen“ darüber.

Also alles paletti, wie man so schön sagt. Warum also schreibe ich jetzt hier darüber?

Weil innerhalb von Stunden daraus ein Ärgernis wurde. Offensichtlich ein Ärgernis gleich für zwei Seiten. Auf der einen Seite für die darüber berichtende Zeitung, auf der anderen Seite für den Versammlungsleiter.

Der „ausgewogene“ Artikel wurde nämlich „vollständig umgeschrieben“ (Allem Anschein nach vom selben Autor, zumindest änderte sich der Name des Verfassers nicht)

In der neuen Version war es vorbei mit dem „ausgewogen“, nach den Worten des Versammlungsleiters wurde darin plötzlich „ein sehr negatives Bild gezeichnet“ und dem Bürgermeister der Stadt eine Plattform geboten um seine politische Sicht auf die Versammlung kundzutun.

Wenn etwas nicht passt wird es eben passend umgeschrieben. In der Regel merkt es ja keiner.

Hat der Verantwortliche der Zeitung, und im Anschluss auch der Artikelverfasser nach der Veröffentlichung dieses Artikels einen „Einlauf“ bekommen? Die Vermutung liegt nahe und intime Kenner des Lokaljournalismus kennen derartige Einflussnahme. Doch warum den Ursprungsartikel gleich gänzlich aus dem Internet verschwinden lassen? Vermutung: „Ausgewogen“ könnte das gewünschte Narrativ beschädigen.

Hätte es nicht genügt den Ursprungsartikel unangetastet stehen zu lassen und ihn mit einem eigenen Artikel, diesmal mit der Sichtweise des Obs zu ergänzen?

NEIN, der erste Artikel musste umgeschrieben, äh … „unter anderem um die Statements von Oberbürgermeister und Polizei ergänzt“ werden. (Ergänzung = Erweiterung. Jedoch nicht Änderung)

Neben diesen zusätzlichen Statements führte dieses „ergänzen“  im Falle des „unter anderem“ z.B. von

Die Verblüffung ist groß“ bezüglich der nicht erwarteten großen Teilnehmerzahl zum Zusatz „das Entsetzen auch“,

aus ursprünglich einfach nur „2800 Gegner der Corona-Maßnahmen … am Samstagnachmittag durch die Fürther Innen- und Südstadt“ taten sie es plötzlich „mit fragwürdigen Argumenten“.

Wobei im bearbeiteten Text auch untergebracht werden musste, „währenddessen im Klinikum die Menschen sterben“  ein Demonstrant seine „FFP-2-Maske mit Clownsnase versehen“ hatte.

Das war „eine schwer erträgliche Absurdität“. Waren die „Reaktionen am Rande des Umzugs … verhalten“, wurde in der Nachbearbeitung der Blick geweitet, (durch wen auch immer) denn jetzt waren die Reaktionen plötzlich „verhalten bis empört“.

Man kann ja nachvollziehen das ein OB nicht mit allem was in „seinem“ Lokalblatt steht einverstanden ist. Was man nicht verstehen kann ist jedoch, wie dumm man als Verantwortlicher der Zeitung eigentlich sein darf, derartig auf eine wie auch immer geartete „Eingebung“ zu reagieren.

Derartige „Ergänzungen“, zumal wenn sie durch „vorher/nachher“ Gegenüberstellung dokumentiert werden können, ziehen doch ihre Kreise, schädigen den ohnehin schon arg ramponierten Ruf des Journalismus und werden nicht nur bei den Zeitungen ganz allgemein, sondern besonders im Lokaljournalismus die Auflagenerosion noch beschleunigen.

Dieses Beispiel aus Fürth mag verdeutlichen, dass das nicht unverdient geschieht.

Über Bernd Schuhböck

Nicht nach heutigen, jedoch nach den Maßstäben der Ära Willy Brandt politisch eher linksliberal. Wer ihn missverstehen möchte, nennt ihn einen Sozialromantiker. Wer ihn kennt, wertkonservativ und mit zu viel Ethos für einen Bayer. Der Mann für´s kommunale, soziale oder sonstwie politische. Oder für Themen, für die sich keiner fand, der sie aufgreifen wollte.

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