Energiewende im Landkreis – Die kurze Zeitspanne zur Demokratisierung

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Wer nicht von der Vergangenheit lernt, wird von der Zukunft dafür bestraft„. Dieser Satz der deutschen Dramatikerin Gräfin von Bredow-Goerne beschreibt die Aufgabenstellung, vor der Bürger und Politiker des Landkreises in den nächsten Wochen stehen:

Wie kann die Energiewende zum GEWINN für ALLE werden?

Wer kann sich noch darin erinnern, dass der bayerische Bürger mit der Bayernwerk AG Besitzer eines der größten bayerischen Energieversorgungsunternehmens war?

Gegründet 1921 befand sich die Bayernwerk AG bis zur Privatisierung im Jahr 1994 im Besitz des Freistaats Bayern. (Danach Übernahme durch den Mischkonzern VIAG und Fusion mit PreussenElektra zur heutigen E.ON Energie)

Was 1921 als höchste Form der Bürgerbeteilung umgesetzt, jedoch zwischenzeitlich als Geschäftsmodell für Monopolisten pervertiert wurde, kann nun zeitnah von politischen Fehlern befreit und im Landkreis in seiner bürgerfreundlichsten Form rekultiviert werden:

Energieerzeugung,
Verbrauch und
Wertschöpfung vor Ort

Es reicht nicht, sich wie Geisenfelds Bürgermeister in großer Pose auf einen Hügel vor den Solarpark eines privaten Großinvestors zu stellen, und in Feldherrnmanier auf das „von uns“ Erreichte zu zeigen.

Uns“ oder „wir“ in Form einer Bürger- oder Kommunalbeteiligung gab und gibt es derzeit bei Solarparks in Geisenfeldes nicht!

Nur Lippenbekenntnisse absondernde, sich stattdessen mit fremden Federn schmückende Politiker müssen spätestens in einigen Wochen der Vergangenheit angehören.

Kommunalpolitiker müssen die Bürger jetzt mitnehmen, allein das Allgemeinwohl und nicht die Renditebestrebungen von Monopolisten und großen Privatinvestoren auf Kosten der Allgemeinheit im Auge behalten. Die große Frage die es dabei zu beantworten gilt:

Wie soll das Große Bild der Energiewende im Landkreis aussehen?

Windgutachten – Die Schatzkarte für den Landkreis Pfaffenhofen

Die Entstehung des Bayernwerkes geht auf den Vorreiter der Energieversorgung in Europa Oskar von Millers (1855-1934) zurück, der nach langwierigen Verhandlungen auch die Errichtung eines Wasserkraftwerk am Walchensee durchsetzte.

Nach heutigen Maßstäben würden eingeschränkt denkende Menschen den Begründer des Deutschen Museums als Ökospinner bezeichnen.
Eine Bezeichnung, die weder auf den Pionier Oskar von Miller, noch auf den im Landkreis Pfaffenhofen leidenschaftlich für die Energiewende eintretenden Vorsitzenden des Energie- und Solarvereins zuträfe.

Der Physiker Andreas Herrschmann, Diplom Ingenieur für technische Physik, gilt selbst bei Skeptikern als unverstellter Sachwalter und ehrlicher Mittler bei der Suche nach bürgerfreundlichen Energiepotenzialen mit Praxisbezug.

In seinen Vorträgen wird er nicht müde, sich die in den nächsten Wochen bietende Chance hervorzuheben.
Der Bayerische Staat hat bereits gehandelt„, stellt Herschmann fest. „Im Mai 2011 wurde das Energiekonzept „Energie innovativ“ verabschiedet und am 20. Dezember 2011 trat der Winderlass in Kraft„. Damit seien Windkraftanlagen „privilegierte Vorhaben mit beschleunigten, auf 3 Monate verkürzten Genehmigungsverfahren„.

Erklärtes Ziel der Staatsregierung: Den Anteil der erneuerbaren Energien am Strombedarf -wegen des hohen Potenzial überwiegend Wind- und Sonnenenergie- auf 50 % innerhalb der nächsten Jahre zu steigern.

Somit bedeute die eingeläutete Energiewende „nicht nur Abkehr von den fossilen Energieträgern„, so Herschmann.“Sie bietet für kurze Zeit eine einmalige Chance für uns alle„.

Wie kann die Energiewende zum Gewinn für alle werden?

Das Windrad finanziert den Kindergarten“ formulierte Marketingspezialist und SPD-Kreisvorsitzender Markus Käser eine knackige Zielvorgabe. „Da wir alle, zum Beispiel durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz, nicht nur richtigerweise die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern absenken, damit die bevorzugte Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Quellen vorantreiben, sollten bevorzugt wir alle auch etwas davon haben„, fordert Käser.

In dem Augenblick, in dem mit dem Windgutachten des Landkreises für Investoren die rechtlichen Voraussetzungen klar sind, haben wir in den Kommunen über Bauanträge zu befinden„. Wenn Grundstückseigentümer, Städte- oder Gemeinderäte jetzt nicht schnell reagieren und beispielsweise durch Genossenschaften bürgerfreundliche Voraussetzungen schaffen, „dann bleibt das Geld aus der Energieproduktion hier vor Ort nicht in Bürgerhänden, sondern fließt in die Yachten von Konzernvorständen!“ so Käser.

Genossenschaften – Der Königsweg
Wenige haben die Grundstücke, doch alle könnten sich beteiligen. Auch Großinvestoren.

Wenn wir also wollen, dass wir die Windräder nicht nur ansehen, sondern die monetäre Wertschöpfung aus der regionalen Energieproduktion auch allen Bürgern hier vor Ort zu Gute kommt, müssen alle Beteiligten jetzt aktiv werden.

Privilegierte Grundstücksbesitzer werden in den nächsten Tagen und Wochen viel Aufmerksamkeit erfahren. Verkaufen oder Verpachten, alleine kassieren oder Neid vermeidend und widerstandshemmend über ein Allen zugutekommendes Genossenschaftsmodell nachdenken?

Hier bietet sich als erste Anlaufstelle der Pfaffenhoffner Energie&Solarverein an! Die Architekten, Ingenieure und Berater der verschiedenen Fachrichtungen Bau, Physik, Energie, Umweltschutz und Versorgungstechnik aus der sich der Verein zusammensetzt kennen die Stolpersteine und Fallstricke, durchschauen überzogene Rediteversprechen und könnten Genossenschaftsmodele auch managen.
Mit minimalsten Verwaltungsaufwendungen, da ehrenamtlich tätig!

Geht es nach den Vor- und Mitdenkern vom Energie&Solarverein Pfaffenhofen brauchen wir

  • Investition von Bürgern in erneuerbare Energien (Genossenschaften)
  • den Zusammenschluss der Kommunen im Landkreis Pfaffenhofen
  • einen interkommunalen Flächennutzungsplan
  • aktive Investition der Kommunen selbst in erneuerbare Energien (Höchste Form der Bürgerbeteiligung!)
  • Gründung eigener Stadtwerke bzw. Landkreiswerke zur Energieversorgung sowie die Rekommunalisierung der Versorgungsnetze (Gas, Wärme, Strom)
  • Gestaltung von Baugebieten nach energetischen Aspekten (Straßenführung, Dachausrichtung und -neigung, usw.)
  • Finanzielles Anreizprogramm zur Gebäudesanierung und zum Bau von Plusenergiehäusern
  • Konkretes Energieeinsparungsprogramm für kommunale Einrichtung
  • Bau von Kraft-Wärme-Kopplung-Anlagen (KWK)

Die nächsten Wochen werden zeigen, wie intelligent, vorausschauend und bürgerfreundlich wir alle in unserer Heimat mit unserer Zukunft umgehen!

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Über Bernd Schuhböck

Nicht nach heutigen, jedoch nach den Maßstäben der Ära Willy Brandt politisch eher linksliberal. Wer ihn missverstehen möchte, nennt ihn einen Sozialromantiker. Wer ihn kennt, wertkonservativ und mit zu viel Ethos für einen Bayer. Der Mann für´s kommunale, soziale oder sonstwie politische. Oder für Themen, für die sich keiner fand, der sie aufgreifen wollte.

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