Eine Gastbeobachtung von Beate Kreis-Nücken
Gleich neben dem Kindergarten in Münchsmünster befindet sich seit einiger Zeit eine sonderbare Baugrube. Auf 2500 qm sieht man in der Erde Mauerreste in Bruchstein und Ziegelwerk. Der Aushub ist schachbrettartig angeordnet. Was geht hier vor?
Recherchen ergaben, der Kindergarten sollte einen Erweiterungsbau bekommen. Da sich aber auf dem Baugelände archäologische Reste befanden, musste eine Rettungsgrabung vorgenommen werden.
Angaben zufolge wurde folgendes festgestellt: Die Mauern stammen vom ehemaligen Kloster in Münchsmünster. Die ersten Funde stammen aus dem neunten Jahrhundert: Pfostenbauten mit Wänden aus Flechtwerk. Man fand sehr alte Glasperlen, teilweise mit einer Goldfolie überzogen, was für eine kulturell hochstehende Handwerkskunst spricht.
Im zehnten Jahrhundert nach einem Brand sei dann ein erster Steinbau entstanden. Auch nach einem Brand um 1250 sei die Anlage erneut und noch größer wiedererstellt worden. Man habe aus dieser Zeit Glasscherben von Trinkgefäßen gefunden. Das Geheimnisvolle dabei ist, dass es sich nach den Befunden um ein technisch sehr hochwertiges Glas gehandelt hat.
Münchsmünster als wichtiger Platz der deutschen Hochkultur? Wer kann das glauben, wenn man sich die Gemeinde heute ansieht. Ganz anders die baulichen Überreste des Klosters Geisenfeld, das etwa in derselben Zeit gegründet wurde.
An Münchsmünster kann man erkennen, wie leicht es zu einem kulturellen Absturz und zu einem Verschwinden in der Bedeutungslosigkeit kommen kann.
Übrigens behaupten die Archäologen, dass in Münchsmünster noch auf einer sehr viel größeren Fläche Fundstätten im Boden liegen. Das Gemeindegebiet ist ein archäologisches Schatzhaus.
Somit kann es durchaus noch zu spektakulären Schatzfunden kommen.
Im Augenblick kann die mysteriöse Grabungsstätte noch besichtigt werden.