Geisenfeld. Der andere Jahresrückblick 2010

Lesedauer 28 Minuten

Mission Olympic. Die Überraschung des Jahres.

Man kennt das ja. Im Briefkasten liegt plötzlich Post einer völlig unbekannten Firma, die einen mit der Mitteilung überrascht, man sei unter Tausenden ausgesucht wurden und habe ein tolles XYZ gewonnen. Sitz man vor dem Computer, surft nichts Böses ahnend durch die unterschiedlichsten Websites, poppt plötzlich ein Fenster mit einem Überraschungsgewinn auf. In keinem der Fälle hat man darum gebeten, geschweige denn sich dafür irgendwo registrieren lassen.

Um so erstaunter liest man deshalb eine Passage im Jahresrückblick des Geisenfelder Bürgermeisters, in der er davon berichtet, von etwas überrascht worden zu sein, um das er extra gebeten hatte.

„Völlig überrascht wurden wir von der Nachricht, dass unsere Stadt deutschlandweit .. zu den 5 Finalstädten von Mission Olympic gehört“.

Seine Überraschung könnte man ja noch verstehen, hätte sich Geisenfeld nicht extra dafür beworben und dabei kräftig um Unterstützung bei der Geisenfelder Bevölkerung geworben. Diese sollte möglichst viele „Bewegungsinitiativen“ an ein Auswahlkomitee senden, um damit die Chance eines Zuschlags als Finalstadt zu ermöglichen. Und jetzt ergab es sich sogar, „dass wir bei dieser Aktion ganz Bayern vertreten“, wie der Bürgermeister in gewohnt überhöhender Emphase an anderer Stelle bemerkte.

Eventuell war diese Überraschung aber keine deplatzierte Beschreibung, sondern die unbewuste Beschreibung seiner Angst. Der Angst vor dem Unbekannten! Denn bei vielem, was man nach der Nominierung von städtischer Seite dazu hören konnte, verspürte man die pure Unwissenheit im Bezug auf Kommendes. Im Chor mit den unvermeidlichen Eiferern erging man sich in Fragen und Aufgabenstellungen, die längst von den Machern von „Mission Olympics“ beantwortet und lange vorher bereits veröffentlicht waren. Man hätte sie nur lesen müssen.

Da möchte man während des 3-tätigen, von Freitag bis Sonntag stattfindenden „Sportfestes“ das Bürgerfest mit einbauen. Da man unter anderem den Platzbedarf für das Sportfest und die Verteilung der einzelnen „Mitmach-Stationen“ über das gesamte Stadtgebiet bis heute sträflich unterschätzt, versucht man nun, Samstags und Sonntags das Sportfest in ein „geselliges Bürgerfest-Programm“ hineingleiten zu lassen. Schaut man sich die bisher unter dem Label „Finalstadt“ gelaufenen Veranstaltungen der letzten Jahre an, erkennt sogar der unsportliche Laie: Das Sportfest allein ist bereits ein grandioses Bürgerfest.

Es wird amüsant sein dabei zuzusehen, wie der Bürgermeister versuchen wird, ein „Sportfest“ unter den Einfluss seiner kulturbeauftragten Stadträtin und Ehefrau zu bekommen.

Da könnten doch die Schulen extra was Sportliches machen. Dass ein Schulsporttag von „Mission Olympic“ bereits zwingend für den Freitag vorgesehen ist, war den Mitgliedern von Gschaftlhuber & Co. nicht bekannt. Und so musste man den voreilig angesetzten Sportfesttermin, wegen der Schulprüfungen von Anfang Juli auf Ende Juli verschieben.

Als redlicher Kümmerer ragt bei dieser erfolgreichen Bewerbung, wie schon bei der ersten, aber erfolglosen Bewerbung im Jahr 2008, der städtische Sportreferent Günter Reith heraus. Ohne Geltungsbedürfnis, allein der Sache verpflichtet, können die Geisenfelder in ihm den Vater dieser erfolgreichen Bewerbung sehen. Abzuwarten bleibt freilich, ob er Ende Januar auf dem Vorbereitungsworkshop von Mission Olympic in Berlin mit dabei ist. Oder ob ihm, wegen geltungssüchtigerer Lautsprecher, der Platz im noch zu benennenden vierköpfigen Organisationsteam versperrt bleibt.

Ganz sicher ist beim Geisenfelder Sportfest „Mission Olympic“ nur eines: Erst nach diesem Organisationsworkshop kann man sich in der Stadt auf substanzielle Aussagen verlassen. Vorher bleibt alles nur heiße Luft. In Berlin werden Luftblasen platzen und wirkliche Aufgaben wachsen. Man wird sich des Personalbedarfs bewusst werden (Bewegungs-Punkte sammeln), der Dimension und Vielfältigkeit der von den Vereinen und Privatinitiativen zu stemmenden Aktionen und des Umfangs der von der Stadt zu erbringenden administrativen Aufgaben. (z.B. zusätzliche Webinhalte)

Mit einer in Geisenfeld gewohnten Bräsigkeit, zuletzt beobachtet bei der Installation des Geisenfelder Jugendparlaments, wird die Stadtverwaltung keinen Blumentopf gewinnen. Die 17 Monate, die die Verwaltung von der Ingangsetzung im September 2008 (Beschluss zur Einrichtung) bis zur Wahl im Januar 2010 verplemperte, stehen hier nicht zur Verfügung.

Am Willen und Einsatz der Geisenfelder liegt es dabei nicht. Schließlich waren sie es allein, die diesen Höhepunkt des Jahres 2011 für Geisenfeld ermöglichten.

Über Bernd Schuhböck

Nicht nach heutigen, jedoch nach den Maßstäben der Ära Willy Brandt politisch eher linksliberal. Wer ihn missverstehen möchte, nennt ihn einen Sozialromantiker. Wer ihn kennt, wertkonservativ und mit zu viel Ethos für einen Bayer. Der Mann für´s kommunale, soziale oder sonstwie politische. Oder für Themen, für die sich keiner fand, der sie aufgreifen wollte.

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