Geisenfeld. Der andere Jahresrückblick 2010

Lesedauer 28 Minuten

Was hat er (sich) nicht alles geleistet

Und so musste man es auch im Jahr 2010 ertragen, einen 60-jährigen „Gutsherrn auf dem Bürgermeisterstuhl“ agieren zu sehen, der unter Anderem im „Geisenfelder Haushaltskasino“ „Kontroversen um eine Umgehungsstraße“ anzettelte und es sogar fertig brachte, dass „Ortsteilbewohner sauer über Organisation“ längst überfälliger und dilettantisch terminierter Bürgerversammlungen waren.

Der getreu seinem Wahlspruch „Steh an der Spitze um zu dienen (nützen), nicht um zu herrschen“ (Praesis, ut prosis, non ut imperes, Bernhard v. Clairvaux) eigenmächtig eine den Vereinen der Stadt zugedachte Spende der Sparkasse auch an städtische Einrichtungen verteilte, selbstherrlich eine Vereinsvorsitzende von der Einladungsliste des Volksfestes strich und seine im Bauausschuss offensichtlich gewordene jahrelang vernachlässigte Wissenslücke als verwaltungstechnische Fehlleistung übergeordneter Stellen ausgab.

Nichts findet sich von alledem in den verschiedenen Versionen des Jahresrückblicks des Geisenfelder Bürgermeisters.

Stattdessen wird in seiner zeilenträchtigsten Version ausführlich auf den partnerschaftlich finanzierten Neubau der Dreifachturnhalle eingegangen. Momentan befinde man sich wegen des angestrebten Baubeginns Mitte 2011 „mit allen Beteiligten in intensiven Planungsgesprächen“.

Was man als Leser dabei nicht erfährt, ist das blinde „Augen zu und durch“ Gehabe. Geisenfeld beteiligt sich an der Halle ohne wirklichen schulischen Bedarf. Man tat dies nur, um bei der Nutzung den Zugriff auf ca. 10 jährliche Unterhaltungsveranstaltungen für sich gewährleisten zu können. Dafür beteiligt sich die Stadt mit einem Drittel an den Baukosten und steckt zusätzlich erhebliche Beträge in die Ertüchtigung zur Mehrzweckhalle (Bühnentechnik, Bestuhlung usw.) Musste Geisenfelds Kämmerer bei der Suche nach staatlichen Zuschüssen schon Kapriolen schlagen, verschließt man zudem die Augen vor den als rückläufig prognostizierten Schülerzahlen der staatlichen Schulbehörde.

(Einen Zuschuss soll es jetzt wegen fehlender Zentimeter an der bestehenden Halle geben. Woraus der Bürgermeister sofort die abstruse Erkenntnis ableitete, jetzt “ haben wir es auch schwarz auf weiß, dass wir für die Halle einen tatsächlichen schulischen Bedarf haben)

Augen zu und durch

Ganz ohne äußere Einflüsse, allein die allgemeine Bevölkerungsentwicklung berücksichtigend, werden sich die Schülerzahlen an der Geisenfelder Realschule von 749 im Jahr 2009 auf 602 Schüler im Jahr 2019 verringern. Und nun soll im Herbst 2011 auch noch die „Realschule Hallertau“ im benachbarten Mainburg (eventuell auch Au) an den Start gehen.

Nach Ansicht des amtierenden Pfaffenhofner Landrats, Anton Westner, würde das langfristig den Bestand der Geisenfelder Realschule gefährden, da diese auf die ca. 130 Schüler aus dem Raum Mainburg/Aiglsbach angewiesen sei.

Obwohl der Bestand der Schule in Geisenfeld „gefährdet“ wäre und eine endgültige Entscheidung über den Neubau der Schule in einem der Nachbarlandkreis für das Frühjahr 2011 angekündigt wurde (die Realschule Hallertau wurde bereits im Jahr 2009 auf den Weg gebracht) plant man im Landratsamt und in Geisenfeld munter an der Turnhalle weiter und hält am Baubeginn für Mitte Juni 2011 fest . Derlei Planungsverhalten erklärt unter Anderem die demnächst erhöhte Geldabschöpfung bei den Landkreisgemeinden durch die abzuführende Kreisumlage an den Landkreis.

Die Verknappung der finanziellen Mittel im Geisenfelder Stadtsäckel konnten die Bürger auch dieses Jahr nicht nachvollziehen. Weder ging der Bürgermeister bei seinen diesjährigen Bürgerversammlungen noch in seinen diversen Jahresrückblicken konkret darauf ein.

„Erfreulicherweise konnten wir auch heuer (2010) wider für die Stadt einen ausgeglichenen Haushalt aufstellen und kamen ohne Neuverschuldung über die Runden“, so seine knappe Aussage zu den städtischen Finanzen. Bezieht man weitere Äußerungen von ihm mit ein, zum Beispiel die von der Jahresendsitzung des Stadtrats, erfährt man folgendes: Man habe trotz des Rückgangs bei der Einkommenssteuer um rund 600 Tsd. Euro solide Finanzen, da man mit 3,8 Millionen Euro um1,5 Millionen Euro über den erwarteten Gewerbesteuereinnahmen lag. Zudem stünden den 530 Tsd. Euro Schulden 5,1 Millionen Euro an Rücklagen gegenüber.

Über Bernd Schuhböck

Nicht nach heutigen, jedoch nach den Maßstäben der Ära Willy Brandt politisch eher linksliberal. Wer ihn missverstehen möchte, nennt ihn einen Sozialromantiker. Wer ihn kennt, wertkonservativ und mit zu viel Ethos für einen Bayer. Der Mann für´s kommunale, soziale oder sonstwie politische. Oder für Themen, für die sich keiner fand, der sie aufgreifen wollte.

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