Geisenfeld. Der andere Jahresrückblick 2010

Lesedauer 28 Minuten

Die Fairness des Bürgermeisters

„Fair“ im Sinne von Fairness wird allgemein als „Angemessenheit“, einem anständigen, gerechten und ehrlichen Verhalten in der Haltung gegenüber anderen Menschen verstanden. Diese Auslegung ist jedoch in der politischen Auseinandersetzung sehr selten zu finden. Nur Narren würden mit dieser Sichtweise rechnen. In der politischen Auseinandersetzung, auch der kommunalpolitischen, verbindet man mit Fairness die Vorstellung „individueller Gerechtigkeit“. Bestes Beispiel: der amtierende Bürgermeister!

Im selben Atemzug, mit dem er Fairness im Umgang mit seiner Person reklamiert, unterstellt er in unfairer Weise dem FW-Fraktionssprecher den Versuch, „ihn als unfähig hinzustellen“. Das hier am Ende des Jahres vom Bürgermeister gezeigte „Fairnessverständnis“ konnte man durchgängig im gesamten Jahresverlauf beobachten. Da wurde zum Beispiel zur Durchsetzung von städtischen Interessen, willkürlich ein die Zufahrt behindernder Blumentrog vor das Haus einer Geisenfelder Familie gestellt, eine missliebige Vereinsvorsitzende eigenwillig und mittels Unterstellung von einer Einladungsliste gestrichen oder Auskunftsersuchen mittels Maulkorb für städtische Mitarbeiter von ihm abgewürgt.

Bei seinem Ruf nach Fairness sollte jemand dem Bürgermeister seinen Platz verdeutlichen: Er sitzt im Glashaus!

Polemik. Das Schimpfwort eines Schulmeisters.

Nur weil Geisenfelds Bürgermeister die Kritik des FW-Fraktionssprecher als „polemisch“ bezeichnete, muss man Helmut Königer nicht gleich mit begnadeten Polemikern auf eine Stufe stellen. Doch mit Heine, Schopenhauer, dem bösen Marx und Lessing stand auch bei seiner Kritik eines im Vordergrund: Abseits der Konsenssoße seinen Argumenten zum Durchbruch zu verhelfen.

Was bei großspurigen, aber danebenhauenden Bierfassanzapfern wie dem Geisenfelder Bürgermeister als Schimpfwort daherkommt, gilt nicht nur unter gewandteren Biertrinkern als bayerisches „vom Leder ziehen“. Solange „Polemik“ nicht billig oder verlogen dargeboten wird, kann sie als vorgebrachte Ansicht allen Angesprochenen als Grundlage für unaufgeregte Diskussionen dienen. Aber nur, wenn einfacher gestrickte Zeitgenossen darin nicht eine „Majestätsbeleidigung“ erkennen. (das war jetzt polemisch)

Frechheit. Aus dem Sprachgebrauch im Umgang mit Kindern

Sind Berufsschüler noch Kinder, Jugendliche oder bereits Erwachsene? Möchte man der Diktion des amtierenden Bürgermeisters und früheren Berufsschullehrers gerecht werden, empfiehlt sich unter anderem das Blättern in „Wikipedia“. Findet man doch dort folgenden Eintrag:

Unter einer Frechheit wird im allgemeinen Sprachgebrauch eine Respektlosigkeit verstanden. Dazu zählt vor allem anmaßendes und unverschämtes Benehmen. Es ist hauptsächlich ein Vorwurf gegen Kinder„.

Frechheit hatte in älterer Literatursprache -also gestern- sogar „den Beigeschmack von Widersetzlichkeit“. Hatte Königer bei seinem Vortrag vor politisch Gleichgesinnten unverschämterweise in der Nase gebohrt? Sich gar erkenn- und hörbar in anmaßenderweise als der bessere Bürgermeister ausgegeben? Nichts von alledem trifft zu. Zutreffend ist nur der Gebrauch von Widerworten. Mit seiner Kritik widersetzte er sich dem „unternehmerischen Denken“ des Bürgermeisters. Zumindest dem, was der Bürgermeister dafür hält. Und so etwas wird vom derzeitigen Amtsinhaber anscheinend nicht als Auseinandersetzung in der Sache, sondern als persönliche Kränkung empfunden. Gäbe sich Geisenfelds Bürgermeister damit als „Gestriger“ zu erkennen, wäre das für Geisenfelds Bürger ernsthaft deprimierend. Wortwahl und die Verkündung gestriger Haushaltszahlen könnten darauf hindeuten. Ob sich die Stadträte bei ihrer Arbeit von ihm dabei als Kinder behandelt fühlen, müsste noch hinterfragt werden.

Über Bernd Schuhböck

Nicht nach heutigen, jedoch nach den Maßstäben der Ära Willy Brandt politisch eher linksliberal. Wer ihn missverstehen möchte, nennt ihn einen Sozialromantiker. Wer ihn kennt, wertkonservativ und mit zu viel Ethos für einen Bayer. Der Mann für´s kommunale, soziale oder sonstwie politische. Oder für Themen, für die sich keiner fand, der sie aufgreifen wollte.

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