Ilmtalklinik – Keinen unerfüllbaren Wunschvorstellungen nachhängen

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Offener Brief eines Allgemeinmediziners zur Debatte um eine Kinderstation in Pfaffenhofen

In einem offenen Brief rät der Geisenfelder Facharzt für Allgemeinmedizin Dr. Lorenz Eberle zu mehr Realismus in der Debatte um die vom Bayerischen Verwaltungsgericht München abgewiesene Klage einer Kinderstation in der Ilmtalklinik.

Im Lande Schilda gab es vor langer Zeit keine Spiegel. Nur in der Hauptstadt war ein großer Spiegel aufgestellt, den jeder kostenlos benutzen durfte.
Nun wohnte in einer fernen Gemeinde ein eitler Mensch, der sich bei den Bewohnern Liebkind machen wollte. Er schlug vor, eine winzige Scherbe aus dem großen Spiegel herauszuschlagen, um sie in seiner eigenen Gemeinde auszustellen.

Viele Dummköpfe waren begeistert von diesem Geistesblitz.

Das wiederum brachte den Orden der Ceesuler und andere Mitglieder der Politikaner-Kaste dazu, dass sie vor Gericht zogen um das Zertrümmern des Spiegels zu erzwingen und viele weitere Dummköpfe klatschten dabei vor Freude.

Die Richter des Landes aber waren weise. Sie erkannten, dass der Spiegel in 1000 Stücke zerbrechen würde und dass die einzelnen Teile wertlos und nutzlos wären. Also sagten sie: „Kein einziges Teil wird aus dem Spiegel heraus geschlagen. Kein einziges Stück. Geht jetzt nach Hause, ihr Tölpel.“

Die Situation unserer Kliniken ist durchaus vergleichbar mit der Geschichte vom Spiegel. Werden sie zerteilt, so verlieren sie unterhalb einer bestimmten Größe ihren Wert. Bei der Kinderheilkunde zum Beispiel ist die Spezialisierung derart fortgeschritten, dass eine ausreichend gute Klinik heute mehrere Superspezialisten vorhalten muss: Kinderkardiologen, Kinderneurologen, Kinderintensivmediziner, Kinderchirurgen…… Zu kleine Abteilungen können dies nicht und werden damit zum Sicherheitsrisiko für eingewiesene Kinder.

Wer würde ein Kind schon in eine viertklassige Klinik bringen, bloß weil er sich die 40 km Wegstrecke zu einer erstklassigen Einrichtung mit einer Kinderintensivstation sparen will?
Das haben die Kinder nicht verdient.

Niemand würde auch die Aufsplitterung der Herzchirurgie in viele Abteilungen auf dem Land mit jeweils zwei Betten gut finden. Denn das wären dann eher Metzgerläden.

Auch die Forderung nach einem kinderärztlichen Notdienst ist erkennbar nicht zu erfüllen. Die sechs im Landkreis vorhandenen Kinderärzte wollen und können den schweren Dienst nicht leisten. Woher also weitere Kinderärzte nehmen? Aus Tansania, aus Korea, aus Bolivien oder aus einem Paralleluniversum?

Auch die Idee eines kinderärztlichen Notdienstes nur tagsüber ist eine offensichtliche Mogelpackung von geringem Wert. Was machen die Eltern und die Kinder dann in der entscheidenden Zeit nachts?

Wenn etwas absolut nicht geht, dann muss man sich eben bescheiden geben und in seinen Forderungen mäßigen. In den vergangenen Jahrzehnten wurden alle Kinder vom ärztlichen Notdienst mitversorgt. Dabei gab es keine erinnerlichen Unglücke und Katastrophen. Denn für besonders schwerkranke Kinder ist innerhalb weniger Minuten ein Rettungswagen mit einem trainierten Notfallmediziner zur Stelle, der dann den Transport in die Kinderklinik souverän bewältigt.

98% Der Weltbevölkerung würden sich überglücklich schätzen, hätten sie eine ärztliche und kinderärztliche Versorgung wie die Pfaffenhofener. Deshalb rate ich zu Realismus und Dankbarkeit. Wer unerfüllbaren Wunschvorstellungen nachhängt, der verliert das, was er haben könnte.

Dr. Lorenz Eberle
Facharzt für Allgemeinmedizin – Geisenfeld

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