Merkel: „Freue mich über Bin Ladens Tod“

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Am Montag war sie erneut da, die zurzeit innenpolitisch nichts Gutes zu verkünden habende Bundeskanzlerin Merkel. Also tat sie, was sie in vergleichbaren Fällen immer zu tun pflegt: Sie verkündet öffentlich die gute Tat eines Freundes und gratuliert dem Freund dazu. Diesmal gratulierte sie dem amerikanischen Präsident. In verfehlter Rhetorik!

Ich freue mich, dass es gelungen ist, Bin Laden zu töten.“

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Wie müssen Politiker mit Rachegefühlen umgehen? Ist eine „alttestamentarische“ Wortwahl die angemessene Sprache für die Bundeskanzlerin einer angeblich „christlich“ geprägten demokratischen Wertegemeinschaft?

Darf man sich über den Tod eines Menschen, sei er auch ein Massenmörder, freuen, fragt „spon“ den Politologen Herfried Münkler.

Münkler: „Für Frau Merkel hat meiner Einschätzung nach die Frage der Rache keine große Rolle gespielt, ihre Aussage ist einfach eine verunglückte Äußerung. Sie zeigt die semantische Unsensibilität einer gelernten Naturwissenschaftlerin. Merkel hätte stattdessen etwa sagen können: ‚Ich freue mich, dass es gelungen ist, das Problem eines freiherumlaufenden Osama Bin Ladens zu lösen‘ oder ‚Ich freue mich, dass mein Kollege Obama einen solchen Erfolg erzielt hat„. (Vollständiges Interview hier)

Lapidar stellt ein Kommentator auf „zeit.de“ dazu fest:

… ich sage ausdrücklich nicht, dass ers (Bin Laden) anders verdient hätte, man soll nur nicht so tun als ob das eine heldenhafte Aktion war und Obama damit irgendwas „Gutes“ für die Welt getan hat. Bin Laden war der erklärte Feind und musste sterben, das ist die einzige, schmutzige Wahrheit. Völkerrecht interessiert die Sieger in einem Krieg ohnehin nicht“. (Zitat Ende)

Musste diese Merkelansprache wirklich sein?

Wäre die Pressemitteilung Nr. 153 des PRESSE- UND INFORMATIONSAMT DER BUNDESREGIERUNG vom Montag, 02.05.2011 nicht alleine ausreichend gewesen, in deren Schlusssatz es heißt:

Heute Nacht haben die Kräfte des Friedens einen Erfolg errungen. Besiegt ist der internationale Terrorismus damit noch nicht. Wir alle werden wachsam bleiben müssen.

update 04/05/2011Presseschau:

Merkels Freude empört Kritiker (auf spon)

Bin Laden hätte vor Gericht gehört (auf zeit.de)

Kritik an Merkels Freude über Tod Bin Ladins (auf faz.net)

Merkels Freude löst Kritik aus (auf br-online)

Merkels Freude – Regierung rudert zurück (auf stern.de)

Debatte in der Union über „Freude“ nach Bin Ladens Tod (auf  tagesschau.de)

Freude über Bin Ladens Tod: Merkel erzürnt Christen (auf n-tv)

Über Bernd Schuhböck

Nicht nach heutigen, jedoch nach den Maßstäben der Ära Willy Brandt politisch eher linksliberal. Wer ihn missverstehen möchte, nennt ihn einen Sozialromantiker. Wer ihn kennt, wertkonservativ und mit zu viel Ethos für einen Bayer. Der Mann für´s kommunale, soziale oder sonstwie politische. Oder für Themen, für die sich keiner fand, der sie aufgreifen wollte.

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