Missglückte Außendarstellung Geisenfelds

Lesedauer 5 Minuten

Zur Urlaubszeit sind die Zeitungen voll mit Geschichten enttäuschter Urlauber: In Urlaub geflogen, doch Hotel war noch nicht gebaut. Museum besucht, doch Mona Lisa hing nicht dort. Demnächst werden Besucher auch vom „Ausflugsziel Geisenfeld“ enttäuscht sein. In den kürzlich neu aufgelegten Tourismus-Prospekten blamiert sich Geisenfeld besonders wirkungsvoll.

Keine andere deutsche Urlaubsdestination hat ein besseres Image als die Feriengebiete in Bayern, fasst Professor Dr. Ulrich Reinhardt, Wissenschaftlicher Leiter der „Stiftung für Zukunftsfragen“ die Ergebnisse der „Tourismusanalyse 2012“ zusammen.

Bei so hohen Erwartungen ist es fast logisch, dass einige Urlauber enttäuscht feststellen, dass nicht alle Vorstellungen erfüllt werden. So wird u.a. die „Anzahl an Sehenswürdigkeiten“ (Image: 56% – Realität:35%) negativ bewertet.

Hallertau-Urlauber, wollten sie nach einer Hopfentour von der Hopfenstraße wegen eines kleinen geschichtlichen Exkurses auch auf einen Abstecher nach Geisenfeld kommen, hätten Geisenfeld bald in ebenso nagativer Erinnerung. (Interessanterweise liegt Geisenfeld nicht an der Hopfenstraße, will aber als „Geburtsstätte des Hallertauer Hopfenanbaus“ gelten).

Ja wo ist es denn, das Geisenfelder „Hopfen- und Heimatmuseum“?

Da habe man sich als Besucher der Hallertau extra die neuesten Auflage der zahlreichen, im Juni 2012 erschienenen Tourismus-Prospekte besorgt, und dann diese Enttäuschung!

zum vergrößern anklicken

Da soll es in Geisenfeld ein „liebevoll gestaltetes Hopfen- und Heimatmuseum“ geben. In einem 1626 erbauten „Renaissance Rathaus“. Die dort ausgestellten Exponate zeigen Schäfflerhandwerk, Bierbrauen, Seilerei und traditionelle Hallertauer Tracht. Für Heimat- und Geschichtsfreunde sei ein Besuch diese Ausstellung besonders wertvoll!

Netterweise könne man Gruppenführungen unter einer, im Prospekt „Attraktive Ausflugsziele“ angegebenen Telefonnummer anmelden. Würde man als potenzieller Geisenfeld Besucher diese Nummer anrufen, dürfte schnell klar werden:

Da hat jemand mächtig gepennt bei der Neugestaltung der Tourismusprospekte!

Das beschriebene Museum gab es bereits vor Drucklegung seit mehreren Monaten nicht mehr. Es wird so schnell auch nicht wieder aufleben. Im „Renaissance Rathaus“ nie mehr, an anderer Stelle eventuell in einigen Jahren wieder.

zum vergrößern anklicken

In einem lichten Moment konnte man diese Tatsache in einem zweiten, „brandneuen, praktischen Faltblatt“  noch berücksichtigten. Doch die restlichen Angaben zum Museum waren in diesem Faltblatt ebenso falsch.

Als würde Touristen der Umstand interessieren, die Exponate des Museums befänden sich nun nicht mehr im „Alten Rathaus“, sondern im ehemaligen „Norma Gebäude“, führt man potenzielle Besucher auch in diesem Faltblatt, mit dem Titel „GEHEN SIE AUF ENTDECKUNGSREISE“, in die Irre.

Die darin erwähnten „Gruppenführungen nach vorheriger Anmeldung“ sind dort -wie Führungen überhaupt- weder vorgesehen noch möglich. Die dort „gelagerten“ Exponate sind für die Öffentlichkeit zu keiner Zeit zugänglich. (Und gerade diskutiert die Orts-CDU über einen erneuten Umzug der Exponate)

Tourismus und Geisenfeld: Eine ganz besondere Spielwiese.

Mit „Stadtstorch Führungen“, „Sinnesgarten“, „Seengebiet Feilenmoos“ auf der einen Seite, zwei Eisdielen und dem „Bewegungspark“ auf der anderen Seite (ja, das sollen touristische Attraktion sein) versucht man sich irgendwie zu profilieren. Hauptsache man kann als Geisenfelder Bürgermeister bei einem Pressetermin -Fahrrad haltend mit weiteren Bürgermeisterkollegen- auf das tolle Prospekt hinweisen.

„Ein besonderer Dank gilt allen Mitwirkenden, die für eine schnelle und unkomplizierte Unterstützung sorgten“ betonte der 1. Vorsitzende des „Tourismusverband Hallertau“ (TVH), Rainer-Bülent Nowak.

Sieht man sich die Darstellung Geisenfelds in beiden Prospekten an, dürfte die Unterstützung aus dem Geisenfelder Rathaus, bis auf das -nur für die Presse relevante- Fahrrad halten, nicht besonders viel gebracht haben.

Statt den Kopf in die Kamera zu halten, wäre es tausendmal wichtiger gewesen, nicht die Rolle als Geisenfelds bekanntester  „Selbstdarsteller“ zu pflegen, sondern als Geisenfelds Bürgermeister im Rathaus für einen weniger dilettantischen, dafür korrekten überregionalen Auftritt der Stadt Geisenfeld zu sorgen.

Ist Geisenfelds Bürgermeister doch sonst unermüdlich dabei, selbst die schlecht besuchteste städtische „Kulturveranstaltung“ als „ganz toll für die Außenwirkung der Stadt“ darzustellen.

Etwas weniger Show und sehr viel weniger lobhudelnde, die Stadt überschwemmende dauerwahlkampfgetriebene Kulturflyer wären angebracht. Dafür die wirklich wichtigen Dinge, wie tausendfach gedruckte Touristeninformationen nicht oberflächlich, sondern Image verbessernd bearbeiten lassen.

Wer die Praxis im Geisenfelder Rathaus kennt, nach der nicht ein einziger offizieller Satz das Rathaus verlässt, bevor er nicht über den Schreibtisch des Bürgermeisters ging, für den ist der Verursacher dieser „Tourismuspanne“ schnell ausgemacht.

Besinnung auf die wirklich wichtigen Dinge in Geisenfeld. Erwartungen nicht nur wecken, sondern auch erfüllen! Dann könnte es eventuell noch etwas werden, mit der so arg herbeigewünschten Außenwirkung! Oder ist diese „Außenwirkung“ nur für das Geltungsbedürfnis einiger weniger, nicht aber für die Mehrheit der Bürger Geisenfelds wichtig?

Über Bernd Schuhböck

Nicht nach heutigen, jedoch nach den Maßstäben der Ära Willy Brandt politisch eher linksliberal. Wer ihn missverstehen möchte, nennt ihn einen Sozialromantiker. Wer ihn kennt, wertkonservativ und mit zu viel Ethos für einen Bayer. Der Mann für´s kommunale, soziale oder sonstwie politische. Oder für Themen, für die sich keiner fand, der sie aufgreifen wollte.

Schon gelesen?

Geisenfeld -Protest der Landwirte nimmt kein Ende

Landwirte in Oberbayern auf dem Weg zu einem Protesttreffen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert