Osterüberraschung – Schoko-Eier gesünder als vermutet

Lesedauer 4 Minuten

Ein Gastartikel von Beate KREIS-NÜCKEN / Die Osterfeiertage sind da und mit ihnen allerlei ungesunder „Süßkram“. Sofern man bei seiner Kalorien- Bilanz auf gesunde Ernährung achtet, könnte so manches kleine Schokoladen-Osterei pro Tag den Blutdruck senken und Herzerkrankungen vorbeugen. So das Ergebnis einer Studie, die am 31. März 2010 im „European Heart Journal“ (Zeitschrift der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie) veröffentlicht wurde.

„Die Wissenschaft hat festgestellt, dass Schokolade Schnaps enthält.“ Irgendwie erinnern diese Studien-Meldungen namhafter Internet-Portale an dieses leicht abgewandelte Kinderlied. Renommierte wissenschaftliche Quellen stimmen in den Refrain ein: Schokolade ist gesund. Zumindest dunkle Schokolade mit hohem Kakaoanteil.

Schon viel zu oft wurden von der Presse vage Vermutungen zu großen Hoffnungen aufgebläht. Ein wenig ehrenwerter Journalist machte aus einer simplen Vitamincreme ein Wundermittel gegen die Schuppenflechte. Jeden Tag werden neue sensationelle Diäten angepriesen und wer hat noch nicht von angeblich wirksamen Krebsheilmitteln jenseits der medizinischen Wissenschaft gehört? Geht es also um eine Schnapsidee, wenn der Schokolade eine gesundheitsfördernde Wirkung zugesprochen wird?

Wissenschaft, was kann das bedeuten?

Die Grundlage für die reißerisch klingenden Meldungen bildet eine Studie, die einen weiteren Meilenstein in der Gesundheitsforschung darstellt: die EPIC-Studie des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung in Potsdam.

EPIC bedeutet European Investigation into Cancer and Nutrition. (Übersetzt: Prospektive europäische Studie über Zusammenhänge zwischen Ernährung und Krebs).

Neben Potsdam sind noch 22 weitere europäische Zentren mit insgesamt 519.000 Studienteilnehmern beteiligt. Die EPIC-Studie hat unmissverständlich bewiesen, dass sich eine gesunde Lebensführung auch auszahlt. Nichtrauchen, eine gesunde Ernährung, ein Body-Mass-Index von unter 30 und ausreichende Bewegung können das Risiko, Opfer einer chronischen Erkrankung zu werden, um 70 und mehr Prozent absenken.

Die Potsdamer EPIC-Studie ist eine prospektive Beobachtungsstudie. Bei der Auswertung einer prospektiven Studie ist es wichtig, dass die Teilnehmer/innen zu Beginn der Studie noch nicht an der zu untersuchenden Krankheit leiden. Erst nach vielen Jahren ist es auf diese Weise möglich, die neu aufgetretenen Erkrankungen mit der jeweiligen Lebensweise des erkrankten Teilnehmers in einen (statistischen) Zusammenhang zu bringen. Begonnen wurde die EPIC-Studie schon 1992.

Ein Nebenprodukt der Studie wird zur Sensation

Eigentlich war es nur ein unbedeutendes Nebenprodukt ihrer Studie, was die Potsdamer Forscher über die Schokolade herausgefunden haben: Die tägliche Aufnahme einer geringen Menge kakaohaltiger Schokolade– sechs bis zehn Gramm- genügt um das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen um fast 40% zu senken. Das Herzinfarktrisiko nimmt um 27% ab, das Schlaganfallrisiko mindert sich um 48%.

Man wusste schon vorher, dass Schokolade den Blutdruck leicht senken würde. Dass aber die Flavonole im Kakao die Funktion und die Elastizität der Blutgefäße so günstig beeinflussen würden und dass die Folgen so außerordentlich wären, das konnte niemand ahnen.

Professor Boeing, Studienleiter der Potsdamer Studie, betonte, dass die neuen Ergebnisse „keinen Freibrief für einen ungehemmten Schokoladengenuss“ darstellen. Ein kleines Osterei reicht für die Wirkung schon völlig aus und es muss möglichst dunkle Schokolade ohne Cremefüllung sein.

Historische Kaffeerezepte weisen den Weg

Aber es gibt auch noch ganz andere Möglichkeiten um von der gesundheitlichen Wirkung des Kakao zu profitieren. Zwei Teelöffel Kakao in einer Tasse fettarmer Milch aufgekocht und schon hat man mehr die benötigte Dosis in einem Getränk mit weniger als 40 Kalorien. Dieses Getränk kann dann nach Belieben mit Zimt, Vanille, Nelken und weiteren Gewürzen verfeinert und mit Süßstoff gesüßt werden. Wenn dann noch Kaffee hinzu gegeben wird, dann nähern wir uns der Art wie in früheren Jahrhunderten der Kaffee genossen wurde.

Zwar ist auch nach den mehr als überzeugenden Ergebnissen der EPIC-Studie noch nicht das allerletzte Wort gesprochen. Dennoch sieht es ganz so aus, als wären geringe Mengen von Kakao oder Schokolade stärker wirksam als Aspirin und alle anderen bekannten Medikamente.

„Bürgersicht“ wünscht schöne, gesunde Ostern.

Über Bernd Schuhböck

Nicht nach heutigen, jedoch nach den Maßstäben der Ära Willy Brandt politisch eher linksliberal. Wer ihn missverstehen möchte, nennt ihn einen Sozialromantiker. Wer ihn kennt, wertkonservativ und mit zu viel Ethos für einen Bayer. Der Mann für´s kommunale, soziale oder sonstwie politische. Oder für Themen, für die sich keiner fand, der sie aufgreifen wollte.

Schon gelesen?

Zuwenig Gas, zuwenig Kohle – Experten schlagen Alarm

Diverse Küchen und Wohnzimmer könnten demnächst kalt bleiben. Dafür könnte der Kühlschrank warm werden.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert