Schlechter Stil im Landratsamt- Pressemeldung gegen Leserbriefschreiber

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Medienkompetenz von Amts- und Volksvertretern stark verbesserungswürdig

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Warum leckt sich der Hund im Genitalbereich? Weil er es kann! Warum antwortet das Landratsamt auf einen einfachen Leserbrief in der Heimatzeitung mit einer an alle erreichbaren Kanäle verschickten Pressemeldung? Weil das Landratsamt es eben kann!

Inhalt der medialen Auseinandersetzung: Rechte und Pflichten von Kaminkehrern, das Agieren des dabei als Fach- und Aufsichtsbehörde involvierten Landratsamtes und die unterschiedlichen Auffassungen darüber.

Am Anfang (13.09) stand ein Zeitungsbericht über den Wegfall des Kaminkehrer-Monopols. (Der Zeitungsbericht „Hausbesitz verpflichtet“ ist online nicht verfügbar)

Kaminkehrermeister Alois Federl monierte in einem darauf Bezug nehmenden Leserbrief (25. 09) zum einen die seiner Ansicht nach im Bericht unzureichende Darstellung von Kaminkehrer-Pflichten und zum anderen kritisierte er die im Bericht vom Landratsamtes vorgebrachten Einlassungen als „unwürdig“ für eine Fachbehörde.

Missachtung von „Waffengleichheit“ und Verhältnismäßigkeit.

Heute nun, am 14. Oktober, nimmt die „Fachbehörde“, das Landratsamt Pfaffenhofen mit einer nicht namentlich gekennzeichneten „Pressemeldung“ Stellung zum „Leserbrief von Herrn Federl“, in dem er -aus Sicht des Landratsamtes- „nicht zutreffende Behauptungen aufgestellt“ habe.

Natürlich „vergisst“ man in der an alle erreichbaren Kanäle verschickten Meldung, auf den dieser Pressemeldung ursächlich zugrunde liegenden Leserbrief zu verlinken. Der Link fehlt auch im Artikel auf der eigenen Internetseite des Landratsamtes, in die man die Pressemeldung unter „Aktuelle Meldungen“ natürlich auch einstellte.

Wie konnte man im medienkompetenten Landratsamt auch annehmen, den Bürger könne außer der „Stellungnahme“ des Landratsamtes auch der, diese Stellungnahme auslösende Leserbrief des Kaminkehrers interessieren?

Mit Kanonen auf Spatzen schießen

Als die Lehrinhalte „Medienbildung“ in den Lehrplänen aller Schularten auftauchte (zum Beispiel das Thema „kommunikative Angemessenheit) wo waren da die Verantwortlichen im Landratsamt?

Aus welcher „Handreichungen für gelungene Pressearbeit“  zogen sie die Erkenntnis, auf Leserbriefe in Zeitungen mit einer aufgeblasenen  Pressemeldung, statt eines der Sache angemessenen Leserbriefs zu reagieren?

(Welcher Schnellmerker im Landratsamt glaubte hier auf einen Ein Monate alten Bericht und einen 20 Tage alten Leserbrief reagieren zu müssen? Wer diese Zeitungsausgaben noch sein Eigen nennt, hebe die Hand)

Professionelle Kommunikation, besonders die einer Behörde, sollte anders aussehen.

Die hier vom Landratsamt gezeigte Vorgehensweise könnte schlichten Gemütern in kommunalen Selbstverwaltungen dazu dienen, eigene kommunikative Fehlleistungen mit diesem Beispiel aus dem Landratsamt zu rechtfertigen. Nachfolgendes möge die Befürchtung verdeutlichen:

Schlechter Stil des Geisenfelder Bürgermeisters

Wer mag da noch dem Geisenfelder Bürgermeister schlechten Stil vorwerfen, wenn der in einer öffentlichen Stadtratssitzung eine private Auseinandersetzung des Stadtarchivars mit einem örtlichen Heimatforscher und Historiker zu einer kommunalen Angelegenheit aufbläst, indem er sich zur moralischen und historisch beschlagenen Instanz aufschwingt, und öffentlich Partei für den Archivar ergreift und dessen Gegenpart pressewirksam in die Schranken verweisen möchte.

Als der in der Stadtratssitzung öffentlich vorgeführte Heimatforscher und Gegenpart des Archivars beim Bürgermeister um Rederecht und damit um Darstellung seiner Sicht bei der nächsten Stadtratssitzung nachsuchte, wurde es ihm verwehrt. Geisenfelds Bürgermeister, der einer Wählergruppierung mit dem Namen „Unabhängige Soziale Bürger“ angehört, weiß eventuell nicht, wie man(n), auch öffentlich mit Bürgern umgeht, oder er hat -trotz des Namens der Gruppierung- ein antiquiertes Verständnis des Begriffs „Sozial“.

(Übrigens wurde dem Heimatforscher auch eine Stellungnahme in der Heimatzeitung verwehrt, die zuvor natürlich einen Bericht über die Einlassungen des Bürgermeisters in besagter Stadtratssitzung brachte. Begründung des zuständigen Redakteurs: Der Heimatforscher habe sich ja bereits dazu in einem anderen Medium geäußert.
„Bürgersicht“ Leser kennen die Zusammenhänge. Der Archivar fühlte sich durch einen Kommentar des Heimatforschers auf „Bürgersicht“ beleidigt und bat daraufhin den Bürgermeister, sein „Beleidigtsein“ auf einer Stadtratssitzung zu vermelden. Was der –als hinlänglich bekannter Bürgersicht „Freund“- unverständlicherweise auch tat)

Als gefühltes Mitglied der Generation „Früher war alles besser“ könnte man jetzt den Verfall der Sitten beklagen. Auf die große Politik mag es bereits zutreffen.
Doch muss das auch für unsere nächste Umgebung und die darin agierenden Volksvertreter beispielgebend sein?

Über Bernd Schuhböck

Nicht nach heutigen, jedoch nach den Maßstäben der Ära Willy Brandt politisch eher linksliberal. Wer ihn missverstehen möchte, nennt ihn einen Sozialromantiker. Wer ihn kennt, wertkonservativ und mit zu viel Ethos für einen Bayer. Der Mann für´s kommunale, soziale oder sonstwie politische. Oder für Themen, für die sich keiner fand, der sie aufgreifen wollte.

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