Schulbusbeförderung ab 11. Klasse weiterhin kostenpflichtig

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„Unabhängige-Soziale“ Kreisräte Staudter und Böhm gegen kostenlose Schülerbeförderung

Bildung ist teuer und anstrengend. Für viele Eltern ist es eine große Energieleistung, ein Kind bis zum Abitur oder gar bis zu einem Studienabschluss zu begleiten. Nicht nur, dass dieses Kind zum Familieneinkommen nichts beitragen kann. Da kommen auf die Eltern zahllose Nebenkosten zu: Bücher und Unterrichtsmaterialien müssen gekauft werden, man braucht Geld für Klassenfahrten, Geld für Nachhilfeunterricht und vieles mehr.

Und ab der 11. Klasse auch das notwendige Kleingeld für die Fahrt der Kinder zur Schule.

Bis zur einschließlich zehnten Klasse ist der Transport zur Schule kostenlos. In den letzten beiden Jahren wird für die Fahrt zur Schule für die Eltern richtig teuer. Bis zu 420 Euro pro Kind und Jahr müssen die Eltern selbst berappen. Erst beim dritten Schulkind bleiben sie verschont.

Für privilegierte Orte mit eigenem Gymnasium wie Pfaffenhofen und Wolnzach ist das weiter kein Problem.

Hier kann die Mehrzahl der Kinder den Schulweg zu Fuß oder mit dem Fahrrad erledigen. Wie aber kommen in dem Flächenlandkreis Pfaffenhofen die übrigen Schüler zum Schulort?

Was machen die Eltern in Manching, in Vohburg, in Münchsmünster und Geisenfeld? Für Kinder in den letzten beiden Klassen werden sie gnadenlos zur Kasse gebeten.
Das ist ungerecht und sicher auch unsozial, wenn wir unseren üblichen Sozialbegriff zugrunde legen. Man benachteiligt wieder mal die ländlichen Regionen. Nicht nur, dass in diesen Regionen viele Einrichtungen fehlen und dass Kindern auf dem Land nachweislich häufiger die Noten zum Übertritt verwehrt werden. Nein auch für den weiteren Schulweg sollen die Eltern zur Kasse gebeten werden. Deshalb haben die Kinder aus wohlhabenderen Elternhäusern wieder mal entscheidende Vorteile und genau das ist unsozial.

Um diesem Missstand zu begegnen, haben ausgerechnet die Vertreter der lokalen FDP, sonst nicht sozialer Regungen verdächtig, einen entsprechenden Antrag in den Kreistag eingebracht. Aber Ehre wem Ehre gebührt. In ihrem Antrag forderten sie die Übernahme der Beförderungskosten zur Schule für alle Landkreisbürger.

Nun hätte man die Heuchler von der CSU und anderen angeblich sozialen Parteien hören sollen. Eine ganze Menge von sonderbaren Argumenten wurde vorgebracht. Ein ganz besonders intelligenter CSU-Kreisrat (ja, auch das gibt es!) brachte vor, die Eltern hätten mit der Wahl ihres Wohnortes das Problem selbst verursacht. Ja warum ziehen nicht alle nach Pfaffenhofen und Wolnzach? Wirklich schlau, der Mann.

Andere hoben darauf ab, dass es sich bei der Übernahme der Transportkosten um eine freiwillige Leistung und nicht um eine Pflichtausgabe des Kreises handele. Auch mächtig schlau, dieses Argument vor dem Hintergrund von jährlich einer Million Euro, die der Kreis künftig für „Wirtschaftsförderung“ auszugeben gedenkt. Sieht man genauer hin, dann ist es natürlich klar, dass man „die Wirtschaft“ nicht so einfach fördern kann. Schon gar nicht, indem man eine Reihe von gut dotierten Planstellen schafft, ohne einen Plan, was man mit diesen Stellen konkret voranbringen will. Außerdem handelt es sich auch dabei um eine freiwillige Leistung und das Projekt ist eine reine Spekulation ohne die geringste Erfolgsgarantie.

Irgendwie findet man es nicht verwunderlich wenn eine CSU sich gegen soziale Leistungen entscheidet und lieber mit spekulativer „Wirtschaftsförderung“ glänzen möchte. Die verlorenen Milliarden bei der Bayern-LB lassen schön grüßen. Das ist die spezielle Wirtschaftskompetenz (Kompetenz-Kompetenz möchte man sagen) der CSU.

Auch wurde über die zusätzlichen Beförderungskosten lamentiert. Vier Millionen sollte die Sache für den Kreishaushalt kosten. Erst hartnäckige und detaillierte Nachfragen ergaben, dass man wohl vier Millionen für die Schülerbeförderung ausgebe, dass der Antrag der FDP aber nur zusätzliche 60.000 Euro ausmache. Ein Trinkgeld. So viel zur Wahrheitsliebe von CSU und Landrat Wolf.

Wie aber ist es in Geisenfeld? Wie haben die Geisenfelder Kreisräte abgestimmt?

Bekanntlich wird Geisenfeld von einem Bürgermeister regiert, der einer Splittergruppe namens USB angehört, den „unabhängigen sozialen Bürgern“. Unerfindlich bleibt, wieso sich diese Gruppe als „sozial“ bezeichnet. Man nahm widerspruchslos hin, dass der Bürgermeister äußerte, man wolle es den Bewohnern des Obdachlosenasyls nicht allzu angenehm machen, um sie nicht zum längeren Verbleib anzuregen.

Keiner von diesen so „sozialen“ Bürgern regt sich darüber auf, wenn die obdachlosen Menschen, die Ärmsten der Armen, in heruntergekommenen Containern am Bauhof vor sich hin vegetieren.
Um allerdings für die Bewohner der eigenen Stadt zu kämpfen, müsste ein Bürgermeister nicht einmal allzu sozial sein. Eigentlich liegt es auf der Hand, dass man die Bürger seiner Stadt unterschiedslos unterstützt wenn man für sie im Kreistag sitzt, besonders dann, wenn das Anliegen der Bürger auch noch einer gerechten Forderung entspringt.

Machen wir es kurz:

Über ein Konglomerat namens AUL sitzen Bürgermeister Staudter und sein Fraktionssprecher Böhm für die Geisenfelder Bürger im Kreistag.
Nun die Pointe. Staudter und Böhm haben gegen den Antrag auf eine kostenlose Schülerbeförderung in den letzten beiden Schuljahren gestimmt.

Ob das sozial ist? Ob das gut ist für die intellektuelle Entwicklung der Stadt? Ob das gerecht ist? Wie verträgt sich das mit der Geldverschwendung für Sonnenschirme und Blumenschmuck, bei der leicht mal 50.000 Euro zusammen kommen?

USB, das klingt nun irgendwie wie UNSOZIAL, STILLSTAND und BENACHTEILIGUNG.

Über nonbescher

Das Kürzel steht für einzelne Autoren, deren Erlaubnis Bürgersicht bekam, ihre auf anderen Websites erschienenen Artikel hier zweitverwertend veröffentlichen zu dürfen.

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