Spendenaufruf wegen Bürgermeister-Sakko

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Vom Zweireiher bis zum Fünf-Knopf-Sakko: Irgendein Knopf wird beim Stehen immer geschlossen. Nur ein Frack wird immer offen getragen. Doch Bürgermeister Staudter trägt keinen Frack. Nur Bauch unter dem stets weit offen stehenden Sakko. Warum repräsentiert er Geisenfeld derart schlampig?

Durch eine „ehrliche“, d.h. seiner Ehrenstellung angemessene würdige und standesgemäße Kleidung erweist der Bürgermeister der Stadt und dem Rat Reverenz, den Gästen und Stadtbewohnern bietet er eine würdige Erscheinung und ein schönes Vorbild„.

Diese Definition aus dem Jahre 1500 (Pierre Monnet / Otto Gerhard Oexle „Stadt und Recht im Mittelalter“, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2003) behielt ihre Berechtigung bis in die heutige Zeit, wie Bianca Kappler ,Protokollchefin der Saarbrücker Staatskanzlei bestätigt. „Denn eine angemessene Kleidung zeigt dem Gegenüber Höflichkeit und Respekt„. Wichtig sei es, sich zu verdeutlichen, dass man ein öffentliches Amt präsentiert.

Wie er so dastand auf der Bühne in Berlin, zwischen den Bürgermeisterkollegen der anderen Finalstädte von Mission Olympic, veranschaulichte Geisenfelds Bürgermeister dabei unbewusst eine gängige Erkenntnis aus der Sozialforschung? Ein soziales Wesen will von der Menge beachtet werden! Einerlei, ob es diese Ur-Angst vor Nichtbeachtung, Nachlässigkeit oder schlechter Stil waren, die Stadt Geisenfeld und seine Bürger in dieser unangemessenen Form zu repräsentieren:

Als Geisenfelder fühlte man sich unangemessen repräsentiert.

[singlepic id=85 w=550 h=331 float=center]Zum vergrößern bitte Bild anklicken (© Mission Olympic)

Die Personen auf dem Bild von links nach rechts:
Hendrik Steckhan (Geschäftsführer Coca-Cola Deutschland), Uwe Findeiß (Amtsleiter Schulverwaltungs- und Sportamt Stadt Zwickau), Christian Staudter, Lena Schöneborn (Olympiasiegerin im Modernen Fünfkampf), Otmar Heirich (Oberbürgermeister Nürtingen), Hermann Hoffmann (2. Stellv. Bürgermeister Lehrte), Werner Peitz (Bürgermeister Delbrück), Walter Schneeloch (Vizepräsident DOSB).

Man(n) fällt eben negativ auf, wenn man in einer Riege korrekt gekleideter Repräsentanten und Bürgermeisterkollegen, als einziger mit offenem Sakko und zu kurzer Krawatte dabeisteht.

Der Herr hat sein Jackett immer geschlossen, wenn er steht oder geht. Er öffnet es nur, wenn er sich setzt. Der feine Mann wird auch das Jackett des Westenanzugs schließen, wenn er zum Beispiel aufsteht, um eine Rede zu halten, oder wenn er als Ehrengast die Glückwünsche anderer Gäste entgegennimmt„, schreibt Uwe Fenner von der Abathon Knigge & Karriere GmbH, zum Thema Stil und Etikette.

Das Geisenfelds Bürgermeister seine Krawatte auch in der richtigen Länge binden kann,(die Krawattenspitze endet genau am Hosenknopf) zeigte er einige Wochen nach seinem Berliner Auftritt, anlässlich der 35.000 Euro Scheckübergabe bei Coca-Cola. Damit die Länge der Krawatte auch alle sehen konnten, erneut mit durchgängig offenem Sakko und zusätzlich geöffnetem Kragenknopf.

(Um die Bilder sehen zu können, bitte auf die jeweilige Grafik klicken)

Coca Cola – gleich gibts den Scheck    Coca Cola – da ist der Scheck

Diesen Tagen des „offenen Sakkos“ nach außen, also Präsentationen der Stadt außerhalb Geisenfelds und des Landkreises, gingen „offene“ Repräsentationstage in der Heimat voraus. Ob bei öffentlich vorgenommenen Ehrungen oder Auszeichnungen, Empfängen oder einfacheren Repräsentationspflichten im Rathaus, stets verdeutlichte sein offenes Sakko den Anwesenden den Respekt des Bürgermeisters. „Bella figura“ machten eher die Ehrengäste, Amtskollegen oder Mitarbeiter.

Empfang Dr. Gauweiler                               Verleihung der Ehrenzeichen des Ministerpräsidenten

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Bilder zum vergrößern bitte anklicken

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Diese „gschlamperten“ (unordentlichen) Auftritte des Bürgermeisters werfen einige Fragen auf.

Warum tut er das? Weiß er es nicht besser? Verbietet fortschreitende Leibesfülle das Schließen des obersten Hemdknopfes und des Sakkos? Reichen die monatlich 5.000 Euro Besoldung -zuzüglich Dienstaufwandsentschädigung- nicht aus, um sich als Gemeindediener standesgemäß zu kleiden?

Hier die Auftritte des Bürgermeisters in der jüngsten Vergangenheit: (Klicken sie dazu die jeweilige Grafik an)

Auszeichnung verdienter Feuerwehrler aus Ilmendorf

Entgegennahme einer Spende der Firma „CASSIDIAN“ (früher EADS)

Verleihung Geisenfelder Kulturpreis 2010

Vorstellung der Spielregeln „Mission Olympic“ im Geisenfelder Rathaus

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Die auf der städtischen Website in letzter Zeit erneut zu beobachtenden Bürgermeister-Foto-Festspiele, in der ein und dieselbe Situation x-mal auf Fotos veröffentlicht wird, sobald der Bürgermeister darauf zu erkennen ist, deuten es an: Der Bürgermeister wird allein wegen „Mission Olympic“ verstärkt in der Öffentlichkeit aktiv werden.

Damit oben gezeigte Auftritte sich nicht wiederholen, und die Stadt Geisenfeld von ihrem „obersten“ Repräsentanten würdig vertreten werden sollte, wir von „Bürgersicht“ aber nicht wissen, warum der Bürgermeister so auftritt wie er auftritt, rufen wir alle Bürger auf, sich an einer „Breitband-Spendenaktion“ zu beteiligen.

Ein neues Sakko für Geisenfelds Bürgermeister

Der Einfachheit halber bietet sich hier als Sammelstelle die „Bürgerbörse“ im Geisenfelder Bürgerbüro an. Spenden sie etwas sachdienliches, um diesem unpassenden Kleidungsstil ein Ende zu bereiten.  (Zusätzlich gäbe es im Bürgerbüro endlich auch mehr Publikumsverkehr, und zum anderen wäre es nicht mehr nur der laufende Fernseher, der dort für Bewegung sorgt)

Ob Geld, Bücher oder Kleiderspenden. (die Konfektionsgröße des Bürgermeisters wird man dort sicher erfragen können) Alles was dem Bürgermeister für eine angemessene Repräsentation Geisenfelds dienlich sein kann, sollte dort abgegeben werden.

Über Bernd Schuhböck

Nicht nach heutigen, jedoch nach den Maßstäben der Ära Willy Brandt politisch eher linksliberal. Wer ihn missverstehen möchte, nennt ihn einen Sozialromantiker. Wer ihn kennt, wertkonservativ und mit zu viel Ethos für einen Bayer. Der Mann für´s kommunale, soziale oder sonstwie politische. Oder für Themen, für die sich keiner fand, der sie aufgreifen wollte.

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