Und schwupps, schon explodiert das Atomkraftwerk

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Ein Polizeigewerkschaftler erklärt das Internet

Noch schnell die E-Mails checken. Aha, eine vom Chef, drei vom Bikertreff und noch eine von .. wer ist das denn, vom … Ifer Luz? Kenn ich den nicht aus dem Yoga-Kurs? Hat auch ein Bild im Anhang dabei. Mal sehen, was der da mitschickt.

KRAPENG!

Unmittelbar nach dem Klick auf den Anhang der E-Mail explodiert die Atomanlage Isar II neben dem beschaulichen Landshut. Nur weil der Kerl in der Schaltwarte 23 sich seine privaten E-Mails auf den Dienstcomputer schicken ließ.

Der nächste 11.-September-Anschlag kommt per E-Mail

Dieses Schreckensszenario hatte wohl Rainer Wendt vor Augen, der Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DpolG) und großes Talent in Sachen „Internet verstehen“, als er diese Woche anlässlich des Europäischen Polizeikongresses „schnellstens mindestens 2000 Cyber-Cops“ forderte.
In einem Gespräch mit der „Osnabrücker Zeitung“ (OZ) sagte der Chef der kleineren von zwei Polizeigewerkschaften: „Der nächste 11.-September-Anschlag kommt per E-Mail. Deshalb brauchen wir schnellstens mindestens 2000 Cyber-Cops“.

Bei der Internetkriminalität werde es immer wichtiger, mögliche Angriffe bereits im Vorfeld abzuwehren. „Dass Hacker-Terroristen ein AKW zur Explosion bringen, die Stromversorgung unserer Städte kappen oder Klärwerke stoppen, um die Bevölkerung zu vergiften, sind reale Bedrohungsszenarien“, so Wendt zur OZ.

Etwas weniger daneben, dafür allgemein treffender erkannte an anderer Stelle die große „Gewerkschaft der Polizei“ (GdP)das eigentliche Problem. Deren Chef Bernhard Witthaut forderte richtigerweise, „Die Polizei darf der technologischen Entwicklung nicht hinterherhinken.“

Auf die DpolG gemünzt solle man fordern: Polizei-Gewerkschaftler sollten zuerst die Technik verstehen lernen. (Und deren Chef sollte zusätzlich sein Demokratieverständnis überdenken, wie es dieser Eintrag bei Wikipedia nahelegt)

Unter der Frage, was man unter der Feststellung „Dümmer als die Polizei erlaubt“ versteht, schüttet sich die Netzgemeinde über soviel naturtrüben Sachverstand aus.

Welche „schwerkriminellen Hacker“ und „Terroristen“ Herr Wendt denn in Chaträumen aufspüren möchte, wenn er in der „OZ“ fordert, die neuen Internet-Spezialisten der Polizei sollten weniger die allgemeine Kriminalität bekämpfen, sondern im Netz vor allem gegen schwerkriminelle Hacker, Terroristen oder die Verbreitung von Kinderpornografie vorgehen. „Dazu müssen sie in einschlägigen Chatrooms auch mal als verdeckte Ermittler auf Streife gehen“, sagte Wendt in der „OZ“.

Die Wendtschen Verschwörungstheorien, Ausfälle und Einfälle gelten unter Kennern als mit die besten“, kann man auf „heise.de“ nachlesen. Aus dem Artikel „Die wundersame Welt des Polizeigewerkschaftlers Rainer Wendt“ erfährt man, wie Wendt im Zuge der Hysterie um Google Streetview an eine virtuelle Streifenfahrt glaubte, offenbar ohne zu verstehen, dass die Abbildungen bei Google statisch sind, das Kamera-Auto nur einmal und dann nie wieder vorbeifährt.

Statt fachlichen Unsinn zu verzapfen, wünscht man sich mehr Beachtung der echten Internetprobleme: z. B. Massenabmahnungen von Anwälten mit krimineller Energie und EBay-Betrüger.

Über nonbescher

Das Kürzel steht für einzelne Autoren, deren Erlaubnis Bürgersicht bekam, ihre auf anderen Websites erschienenen Artikel hier zweitverwertend veröffentlichen zu dürfen.

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