Meinungsmache u. Verschwörungstheorien – Am „Fall Lisa“ sollt ihr sie erkennen

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In Ermangelung jüngerer Beispiele zum Thema selektive Wahrheiten, Halbwahrheiten und Lügen hinsichtlich russischer Beteiligung, nutzte der Autor des FAZ- Artikels „Von Russland lernen, heißt lügen lernen“ den „Fall Lisa“ nur als aktuelles Beispiel zur Einleitung in die darauf folgende Aufzählung der „mehr als hundert Jahre“ andauernden Medien Manipulation russischer Geheimdienste.

Eine davon soll die erstmals 1903 aufgetauchte antijüdische Hetzschrift „Die Protokolle der Weisen von Zion“ sein. Sie sei „höchstwahrscheinlich“ die Arbeit zaristischer Geheimdienste.

Ein zweiter im Artikel angeführter Beleg gewollter russischer Falschmeldungen bezog sich auf eine 1967 unter dem Namen „Affenkrankheit“ unter westdeutschen Wissenschaftlern auftretende Virus-Infektion. Einen spekulativen Bericht der DDR-Tageszeitung „Neues Deutschland“ zum Thema, in ihm wurden westdeutschen pharmazeutischen Unternehmen Geheimversuche mit chemischen Kampfstoffen unterstellt, verortet der Autor als „mutmaßliche“ Kooperation des KGB mit der Stasi.

In WIKIPEDIA findet man folgendes zur damaligen Virus-Infektion: Eingeführt wurde das Virus durch für die Impfstoffproduktion eingeführte Meerkatzen aus Uganda. Was den FAZ-Autor von der einen Primatengattung zur nächsten, dem Überträger des HIV-Virus führt.

Denn zum Abschluss beschrieb er noch eine -vermeintliche- Beteiligung „der Russen“ an der weltweiten Verunsicherung über die Herkunft des Aids-Virus. Ausgehend von einem 1983 erschienen „anonymen Leserbrief“ in einer indischen Zeitung, in dem der Aids-Virus einem amerikanischen Biowaffenexperiment zugeschrieben wurde, über einen 1985 in Russland erschienen Artikel der diese Behauptung stützte, bis zu einer , im September 1986 von Ost-Berliner Biologen Jakob Segal aufgestellten These, „dass die amerikanische Armee das Virus an Gefängnisinsassen nahe Fort Detrick getestet hatte“, sollte der Beweis geführt werden, hinter all dem stecke eine Desinformationskampagne des sowjetischen Geheimdienstes KGB.

Doch beweisen kann man die Urheberschaft des KGB nicht. Zumal die im FAZ-Artikel angeführten Zeugen für die russische Geheimdienstbeteiligung, zwei sich mit ihrer Mitwirkung an dieser zwischen Stasi und KGB abgestimmten Desinformationsaktion brüstende ehemalige Stasi-Oberstleutnants, vom ehemaligen Leiter der Abteilung Virologie am Zentralinstitut für Molekularbiologie der Akademie der Wissenschaften der DDR, Prof. Dr. Erhard Geißler, schon am 20.07.2012 im Spiegel wiederlegt wurden.

(Abgesehen davon, dass man bis heute nicht weiß, wie das Virus vom Affen zum Menschenaffen und anschließend zum Menschen übertragen wurde, gelang erst 2005 der Nachweis, dass der Ursprung von HIV beim Affen liegt. Die Spekulationen über die sich seit 1980 zu einer Pandemie entwickelten Immunschwächekrankheit, seit Beginn der Epidemie sind allein in Deutschland etwa 28.100 Menschen an den Folgen einer HIV-Infektion verstorben, schossen damals weltweit ins Kraut. Besonders nachdem sich in den USA Ronald Reagans Kommunikationschef Pat Buchanan dahingehend äußerte, die Seuche sei die Rache der Natur an den Schwulen)

Das sollen sie also gewesen sein, die schlagkräftigen Beweise für Russlands „Meisterschaft“ bei „manipulierten Nachrichten“. (weiter auf Seite 4)

Über Bernd Schuhböck

Nicht nach heutigen, jedoch nach den Maßstäben der Ära Willy Brandt politisch eher linksliberal. Wer ihn missverstehen möchte, nennt ihn einen Sozialromantiker. Wer ihn kennt, wertkonservativ und mit zu viel Ethos für einen Bayer. Der Mann für´s kommunale, soziale oder sonstwie politische. Oder für Themen, für die sich keiner fand, der sie aufgreifen wollte.

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