Meinungsmache u. Verschwörungstheorien – Am „Fall Lisa“ sollt ihr sie erkennen

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Als mit US-„Fake-News“ nur die Bürger einzelner Länder belogen wurden

Viele der US-Desinformationskampagnen konzentrierten sich häufig auf ein einziges, im Sinne der „nationalen Interessen und der Sicherheit der Vereinigten Staaten“ zu beeinflussendes Land.

Da waren zum Beispiel
Die Operation Ajax – August 1953 im Iran.

Die CIA stellte damals in Absprache mit dem britischen MI6 eine Million US-Dollar zur Verfügung, für „jedwede Maßnahme“, die geeignet war, den Sturz von Premierminister Mohammad Mossadegh zu ermöglichen. Da sich der Ölkonzern „Anglo-Iranian Oil Company“ (die spätere“ BP“) weigerte, den iranischen Anteil am Gewinn von 20% auf 50% anzuheben, verabschiedete das Parlament unter Mossadegh das Gesetz zur Verstaatlichung der Ölförder- und Raffinerieanlagen.

Der mittels Schlägertrupps, bezahlten Demonstranten, Agents Provocateurs, gekaufter Parlamentarier und Journalisten (Kommunismus und ein zweites Korea droht) vollzogene Putsch kostete etwa dreihundert Menschen das Leben und führte zum gewünschten Einstieg von fünf amerikanischen Ölgesellschaften zur Förderung und Vermarktung des iranischen Erdöls. Eine US-Operation, die diese Region bis heute prägt, und unter anderem durch „Fake-News“, also Lügengeschichten erreicht wurde.

Präsident Barack Obama bekannte 2009 in einer Rede an die islamische Welt die Rolle der USA dabei: „Mitten im Kalten Krieg spielten die Vereinigten Staaten eine Rolle beim Sturz einer demokratisch gewählten iranischen Regierung.“ Zwischenzeitlich hat die CAI die Akten dazu freigegeben.

Das Project FUBELT – Verdeckte Operation zum Sturz Allendes in Chile 1963-1973

Vier Monate vor der absehbaren Wahl eines sozialistischen Staatspräsidenten in Chile sagte Präsident Richard Nixons damaliger „Sicherheitsberater“ (und spätere Außenminister und Friedensnobelpreisträger) Henry Kissinger im Juni 1970: „„Ich sehe nicht ein, warum wir nichts tun und zusehen sollten, wie ein Land durch die Unverantwortlichkeit seines eigenen Volkes kommunistisch wird. Die Angelegenheiten sind viel zu wichtig, als dass sie den chilenischen Wählern zur Entscheidung überlassen werden könnten.“

Nachdem eine seit 1963 laufende CIA-Aktion auch durch gezielte Falschinformationen in von der CIA gekauften oder extra neu gegründeten Zeitungen den Sozialisten Salvador Allende zum demokratisch gewählten Staatspräsidenten nicht verhindern konnte, erging vom 1969 gewählten US-Präsident Richard Nixon die handschriftlich verfasste Weisung, in Chile „einen Putsch zu unterstützen“.

Die Planung der USA führte zu Wirtschaftsboykott und Lieferblockaden des Auslandes, Terroranschlägen, Ermordung von Aktivisten der Regierungspartei und gesteuerten Meldungen der von der CIA mit Millionen bestochenen Zeitung El Mercurio. Am 11. September 1973 putschte das Militär und mit dem Oberbefehlshaber der Streitkräfte, Augusto Pinochet, übernahm eine USA-freundliche Militärdiktatur das Land.

Der demokratisch gewählte Präsident Salvador Allende kam dabei durch einen Kopfschuss ums Leben. (Offiziell Selbstmord) Öffentliche Gebäude wurden im Zuge von „Säuberungen“ in Konzentrationslager umfunktioniert. (Im Nationalstadion Estadio Nacional in Santiago de Chile wurden bis November 1973 mehr als 40 000 Gefangene eingesperrt und teilweise gefoltert) Eine von der sogenannten „Rettig-Kommission“ vorgenommene Untersuchung dokumentierte später 3000 Todesfälle und 1000 „verschwundene“ Häftlinge.
Tote und „Verschwundene“ wegen eines von den USA aus wirtschaftlichen Erwägungen gesteuerten Regime Chance, der unter massivem Einsatz von „Fake-News“ erfolgte.

1964-1975 Krieg gegen Vietnam

Eine am 4. August 1964 nach Washington gemeldet Attacke im Golf von Tonkin gab den Ausschlag für den -zuerst Polizeiaktion genannten- Kriegseintritt der USA. (Eine bis 2005 zurückgehaltene Veröffentlichung einer internen Untersuchung der NSA, bestätigt die nachfolgend beschriebene Attacke als „Falschinformation)

Nordvietnamesische Schnellboote hätten auf den –in provokatorischer Absicht– vor der Küste Nordvietnams patrouillierenden US-Zerstörer Maddox gefeuert. (Torpedos) Das gab dem damaligen US-Präsidenten Lyndon B. Johnson die von ihm seit Monaten verfolgte Möglichkeit, nur Stunden später Luftangriffe auf Nordvietnam zu befehlen.
(Unmittelbar nach dem „Tonkin-Zwischenfall“ begann die NSA Originaldokumente zu „redigieren“ und Funksprüche zu löschen)
Weder die Auslands- noch die US-Presse hinterfragten politische Ungereimtheiten und Widersprüchlichkeiten: Wie passte der von Johnsons Vorgänger, dem 1963 ermordeten Präsident John F. Kennedy im Oktober 1963 eingeleitete, und bis 1965 vorgesehene vollständige Abzug aller US-Militärberater ins Bild? Wie die zeitliche Abfolge des von Präsident Johnsons im Mai 1964 vor dem US-Kongress geäußerten Wunsch nach Legitimation des Krieges mit dem nur Stunden nach der „Maddox“-Meldung befohlenen Luftangriff?

Die Presse als angeblich 4. Gewalt blieb hier gewaltig hinter ihren Möglichkeiten zurück. Sie berichtete -soweit bekannt- freiwillig solange staatstragend, bis es ihr wegen zunehmender Vietnam Proteste, der vom Whistleblower Deep Throat angeschobenen „Watergate-Affäre“ und den Vorkommnissen um US-Präsident Nixon gezwungenermaßen unmöglich gemacht wurde.

Der Vater des späteren Vizepräsidenten Al Gore, Senator Albert Gore Sr., sagte nach der 2010 erfolgten Veröffentlichung von Dokumenten aus einem 1968 tagenden Senats-Außenausschuss: „Das Land und dieses Komitee wurden unter falschen Vorwänden in einen Konflikt gezerrt, der Tausende von Leben gekostet hat“. Es waren etwas mehr als „Tausende“.

5,5 Millionen Menschen kamen seit dem Kriegseintritt der USA ums Leben. Zudem wurden Millionen Vietnamesen verstümmelt und dem auch heute noch nachwirkenden hochgiftigen Entlaubungsmittel Agent Orange ausgesetzt.

Mit den jüngsten US „Fake-News“ log man gleich weltweit (weiter auf Seite 6)

Über Bernd Schuhböck

Nicht nach heutigen, jedoch nach den Maßstäben der Ära Willy Brandt politisch eher linksliberal. Wer ihn missverstehen möchte, nennt ihn einen Sozialromantiker. Wer ihn kennt, wertkonservativ und mit zu viel Ethos für einen Bayer. Der Mann für´s kommunale, soziale oder sonstwie politische. Oder für Themen, für die sich keiner fand, der sie aufgreifen wollte.

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