Meinungsmache u. Verschwörungstheorien – Am „Fall Lisa“ sollt ihr sie erkennen

Lesedauer 24 Minuten

Möchte man mit solchen Artikeln dem in der deutschen Bevölkerung immer schwerer glaubhaft zu machenden „Mythos vom amerikanischen Exzeptionalismus“, dem von Teilen der nordamerikanischen Elite für ihr Land beanspruchte Ausnahme und Sonderstatus in Deutschland und Europa das Überleben sichern?

Möchte man mit dem hier aufpolierten -bekanntermaßen- elitefreundlichen Freund/Feind-Bild gegen alle Vernunft und allen Kriegserinnerungen deutscher Familien zum Trotz die kurze Zeit nach dem Fall der Mauer herbeiphilosophierte Russophobie am Köcheln halten?

Oder kann man den quartalsweise erhobenen Zeitungsauflagen nicht nur die sinkenden Stückzahlen sondern auch den Unmut der Leser über schlechten Journalismus entnehmen?

Der Fisch stinkt immer vom Kopf

Wie ist es um den deutschen Journalismus bestellt, wenn selbst einer ihrer Standesvertreter, der Pressesprecher des Deutscher Journalisten-Verband (DJV), Hendrik Zörner, Fake-News nicht von seiner eigenen Voreingenommenheit und absoluter Unkenntnis unterscheiden kann.

Hatte der doch zum „Fall Lisa“ im offiziellen Blog des DJV behauptet, die deutsche Internetseite von „Russia Today“ (RT-Deutsch) sei „die Plattform, die das Märchen einer angeblichen Vergewaltigung in die Welt gesetzt und damit diplomatische Verwicklungen ausgelöst hat“.

Und weil es so gut zum derzeit unter vielen Journalisten vorherrschenden Faktenverständnis und zum Anfang dieses Artikels mit seinen von der FAZ angeführten „höchstwahrscheinlich“, oder einfach nur „vermutlich“ vorliegenden Beweisen in der „Russen“-Verdachtsberichterstattung passt, hier noch die Antwort Zörners auf die telefonische Anfrage, welche Fakten er für seine Behauptung habe. „Ich habe da meine Quellen“ meinte dieser wutentbrannt und legte auf.
(Nach massiven Kollegenprotesten räumte er in einem später eingefügten Korrekturhinweis ein, seine Behauptung sei falsch, und bat darum, „diesen Fehler zu entschuldigen)
Kommentar eines seiner Journalistenkollegen dazu auf der DJV-Facebookseite: „Jetzt degradiert sich auch noch der eigene Verband zur Dreckschleuder. Als Journalist muss man sich schämen“.

Wenn es doch nur mehr währen, die sich für ihre „Wahrheitssimulationen“ schämen würden.

Damit am Ende dieses Artikels keine falschen Vorstellungen oder „gefühlte“ Eindrücke zwischen den Zeilen hängenbleiben, noch etwas Grundsätzliches zum Artikel. Mit dieser ausführlichen Gegenüberstellung von Russischer und US-Amerikanischer Propaganda – Ausgangspunkt war ein mit der apodiktischen Behauptung „Von Russland lernen, heißt lügen lernen“ überschriebener FAZ-Artikel, der „den Russen“ die irreale Meisterschaft bei “selektiven Wahrheiten, Halbwahrheiten und Lügen“ zuschrieb- war weder eine Wertung beider politischen Systeme verbunden, noch wurde eine Freund-Feind Schablone über das hier Aufgeschriebene gelegt.

Statt Meinungsbildung gibt es Meinungsmache.

Hinterfragt werden sollten nur die Sicht- und Arbeitsweise der „Gewissheitslieferanten“. Denn wer die Nadelstiche des vom Mainstream willkürlich mit „böse“ etikettierten Spielers medial zu Schwerthieben aufbläst, um die Schwerthiebe des zum „guten“ erklärten Mitspielers hinter Nebelkerzen zu verbergen, will keine Meinungsbildung, sondern Meinungsmache betreiben. Egal welche Interessen damit bedient werden, im Interesse der Leser ist das sicher nicht

Von den zu Beginn dieses Artikels sezierten FAZ-Russland-Artikeln bis zum neusten Applausjournalismus über einen wegen einer „vermuteten“ Giftgasattacke des Assad-Regimes völkerrechtswidrig gegen Syrien geführten US-Raketenangriff. „Vermutlich“ war Journalismus früher nicht so einseitig. Doch so richtig Pluralistisch, „hört“ man, wird er wohl nie mehr werden.

Zumindest nicht mehr in gedruckter Form.

Über Bernd Schuhböck

Nicht nach heutigen, jedoch nach den Maßstäben der Ära Willy Brandt politisch eher linksliberal. Wer ihn missverstehen möchte, nennt ihn einen Sozialromantiker. Wer ihn kennt, wertkonservativ und mit zu viel Ethos für einen Bayer. Der Mann für´s kommunale, soziale oder sonstwie politische. Oder für Themen, für die sich keiner fand, der sie aufgreifen wollte.

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