Von der Folterzelle im Rathaus bis zur Wirte-Intrige des Landrats

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Szenische Führung zur Geschichte der SPD in Pfaffenhofen

Armut und Ausbeutung bestimmten den Alltag mit seiner täglichen Arbeitszeit von bis zu 16 Stunden. Das war die Zeit, als vor 150 Jahren die Zeit reif wurde für „das sauberste Stück Deutscher Geschichte: Die deutsche Sozialdemokratie“(Kurt Schumacher).

An die verbürgte Pfaffenhofener SPD- Geschichte und die Schauplätze zu den „gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie“ (Sozialistengesetz von 1878) erinnert nun erstmals am 23.Mai 2013 eine szenische Stadtführung mit Bezügen von den Anfängen bis heute.

Was am 23. Mai 1863 in Leipzig mit der Gründung des „Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein“ begann setzte sich 1866 in Nürnberg mit der Bildung eines Arbeiterbildungsvereins fort und wurde 1892 mit dem ersten Parteitag der SPD in Bayern (Regensburg) besiegelt.

Dazwischen versuchte auch die Pfaffenhofener Obrigkeit, offen oder „im Wege des vertraulichen Cirkulares“ alle „Gutgesinnten“ von ihrer Aufgabe zu überzeugen, „den zersetzenden Bestrebungen dieser Partei mit Ernst entgegenzutreten u. Alles aufzubieten, um ihr Weiterschreiten zu verhindern“.

(BezAmtmann Ruhwandl -vergleichbar mit einem heutigen Landrat- in einem Schreiben vom März 1891, in dem er alle Besitzer öffentlicher Lokale nötigte,  „zur unterschriftlichen Erklärungsabgabe aufzufordern, ob sie bereit sind, die Abhaltung jeder von Anhängern der sozialdemokratischen Partei einberufenen Versammlung durch Verweigerung ihrer Lokale zu hintertreiben“. Das Ergebnis dieser „Umfrage“ wurde ihm innerhalb eines Tages -ursprünglich forderte er dafür 3 Tage- vorgetragen. Bei den 17 Unterzeichnern dieser „freiwilligen Verpflichtung“ fehlte die Unterschrift von Benno Mayer vom Pfafflbräu)

Der heutige SPD-Kreisvorsitzende Markus Käser übernimmt im Mai 2013 den Part des damals im März 1891 erwarteten „SPD-Agitators“ in einer dem Original nachgestellten, geheimen und nach amtlichen Angaben „gemeingefährlichen Wühlerversammlung“ im Stegerbräu.

Bei dieser in Pfaffenhofen stattfindenden szenischen Stadtführung schlüpfen mehrere Schauspieler der Pfaffenhofener Sozialdemokraten und Freunde in verschiedene Rollen und bringen so Ereignisse aus 150 Jahren Sozialdemokratie in der Kreisstadt in Erinnerung.

Die Teilnehmer dieser Führung begegnen unterwegs zum Beispiel dem oben beschriebenen Bezirksamtmann Ruhwandl, welcher das Tragen der roten Fahne unter Strafe stellt und die vorgenannte Wirte- Intrige anzettelt, erleben die Ausrufung der Republik vom Pfaffenhofener Rathausbalkon (Hier die Rede von Philipp Scheidemann im Original zum Nachhören), werden Zeuge einer Sozi- Deportation, sehen die Geburtsstätte der BayernSPD, werden vom amerikanischen Ortskommandanten Ldt. Captain Edwin A. Durham persönlich entnazifiziert (gespielt von SPD-Bundestagskandidat Florian Simbeck), sind Teilnehmer einer „Stoppt Strauß“ Demonstration oder wandeln durch den Friedhof der Versäumnisse aus dem legendären Herker- Wahlkampf.

Spielorte sind nicht nur die Straßen der Stadt, sondern auch Örtlichkeiten, welche mit der Sozialdemokratie verbunden sind, bspw. auch die alte „Folterzelle“ im Rathaus.

Alle Szenen basieren auf wahren Begebenheiten.
Die Führungen selbst übernimmt der Historiker Andreas Sauer. Der Eintritt ist frei!

Die SPD- Stadtführungen finden anlässlich des Gründungstages am 23.05.1863 erstmalig am 23. Mai 2013. statt. Es folgen drei weitere Führungen am 20. Juni, 11. Juli und 25. Juli. Treffpunkt vor dem Haus der Begegnung, jeweils 19 Uhr.

Über Bernd Schuhböck

Nicht nach heutigen, jedoch nach den Maßstäben der Ära Willy Brandt politisch eher linksliberal. Wer ihn missverstehen möchte, nennt ihn einen Sozialromantiker. Wer ihn kennt, wertkonservativ und mit zu viel Ethos für einen Bayer. Der Mann für´s kommunale, soziale oder sonstwie politische. Oder für Themen, für die sich keiner fand, der sie aufgreifen wollte.

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