Wahlprogramme in „einfacher“ Sprache

Lesedauer 2 Minuten

Parteien übersetzen Kauderwelsch in verständlichen Klartext

Müssen Wahlprogramme immer so umständlich formuliert sein? Geht es nicht einfacher? In einer verständlicheren Ausdrucksweise? JA, es geht!

Und fast alle Parteien bieten neben ihren „normalen“ Wahlprogrammen auch solche in verständlicher, sogenannter „leichter Sprache“ an.

Wurden anlässlich der im September anberaumten Land- und Bundestagswahlen ganze Landstriche mit nichtssagenden Wahlplakaten um dekoriert, blubbern die dazugehörenden Wahlprogramme der Parteien umso vielsagender.

Bieten die am Straßenrand aufgestellten Plakate mit ihrer Impulsreduktion auf Kandidatenköpfe und Parteilogos die einfältigsten Aussagen, wirft selbst der interessierteste Wähler die von Kauderwelsch durchzogenen Wahlprogramme der Parteien wegen Überforderung schnell in den Papierkorb.

Bei dieser Bundestagswahl könnte man sich den Papierkorb sparen. Die etablierten Parteien bieten zusätzlich zu ihren bis zu 330 Seiten starken Wahlprogrammen auch weniger verschwurbelte, vereinfacht und nicht so komplex gestaltete Versionen in sogenannter „leichter Sprache“ an. (Gleichwertiges zur Bayerischen Landtagswahl ist nicht bekannt)

Leichte Sprache bedeutet
– Kurze Sätze
– Keine Kindersprache
– Keine Fremdwörter oder Fachbegriffe (Wenn doch, muss man das Fremdwort erklären)
– Tätigkeitsworte / Verben verwenden
– Nur eine Information pro Satz
– Keine Abkürzungen

Doch wie der Linguist Dr. Alexander Lasch von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel in seinen Gestaltungshinweisen zur Produktion von Texten in „leichter“ oder „einfacher“ Sprache anführt, sind Texte in leichter Sprache „keine komplexitätsreduzierten Linearübersetzungen und damit ‘kleinen Geschwister’ größerer Texte, sondern eigenständige Formate„.

Wohl deshalb bietet die CDU ihr von 128 Seiten der Langfassung auf 38 Seiten des in leichter Sprache eingedampftes Wahlprogramm mit dem Hinweis an, „nur das Original-Wahl-Programm ist wirklich gültig“.

Die Reduzierung der sprachlichen Komplexität und des Seitenumfangs erleichtert zwar das Verständnis, doch im Zweifel gilt die unverständlichere Sprachschwurbelei der Langfassung.

Um trotzdem einen Versuch zu wagen, die Wahlprogramme zumindest in der einfachen Version anzutesten und damit die wolkigen Umschreibungen gewitzter Parteistrategen zu umgehen, muss man nicht zu den 7,2 Millionen leseschwächelnden funktionalen Analphabeten zählen. Auch „normale“ Wähler gewinnen durch diese Versionen mehr Klarheit.

Hier die Links zu den in „leichter Sprache“ abgefassten Wahlprogrammen (pdf) von

cdu  –  spd  –  grüne  –  fdp  –  die linke  –  piratenpartei

Über Bernd Schuhböck

Nicht nach heutigen, jedoch nach den Maßstäben der Ära Willy Brandt politisch eher linksliberal. Wer ihn missverstehen möchte, nennt ihn einen Sozialromantiker. Wer ihn kennt, wertkonservativ und mit zu viel Ethos für einen Bayer. Der Mann für´s kommunale, soziale oder sonstwie politische. Oder für Themen, für die sich keiner fand, der sie aufgreifen wollte.

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