Warum die CSU im Herbst in die Opposition sollte

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Weil der Unterhaltungswert in Bayern dadurch unbezahlbar stark ansteigen würde!

Unterhaltsame Komödien, Dramen und gute Politthriller muss es nicht nur auf der Kinoleinwand, den Theaterbrettern oder zwischen Buchdeckeln geben. Im September haben die bayerischen Wähler es in der Hand, wochenlang großes Theater am heimischen Bildschirm erleben zu können. Dafür müssten sie nur eine einzige Gewohnheit ändern: Ihr Kreuz diesmal nicht bei der CSU zu machen.

Was dann am Wahlabend -und danach- geschähe, schildert die nachfolgende Satire.

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Ich gebe zu Protokoll: Die Zahlen stimmen nicht„. Der dreimalige Peißenberger Schützenkönig und CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt mühte sich noch immer redlich, obwohl der Landeswahlleiter schon vor einer halben Stunde das amtliche Endergebnis für die Bayerische Landtagswahl bekannt gegeben hatte. In den Stunden zwischen der ersten Hochrechnung um 18:23 Uhr und der letzten Wiederholungsauszählung gegen 1 Uhr morgens konnte man als Zuschauer der verlängerten Live-Berichterstattung bisher nicht gekanntes miterleben.

Durch überlastete Stromnetze in einigen Stadtteilen Münchens brach in regelmäßig, unregelmäßigen Abständen die Berichterstattung aus dem Maximilianeum zusammen, man sah Moderatoren und Journalisten neben aschfahlen Politikern in dunklen Kulissen vor schwarzen Videowänden stehen, die sprachlose Demoskopen dabei beobachteten, wie sie um ihre Fassung rangen.

Nur einige altgediente Parlamentsberichterstatter, sie standen an einem offenen Fenster und blickten auf das zeitweise unbeleuchtete München hinunter, fühlten sich an die alten Hauptstadtzeiten in Bonn erinnert.
Bei überlasteten Stromnetzen in Verbindung mit diesen trockenen Walz-, Reiß- und Brummgeräuschen die aus Richtung der Bayerischen Staatskanzlei zum Isar-Hochufer heraufwaberten, glaubten sie unwillkürlich den „Mantel der Geschichte“ im Bayerischen Landtag wehen zu sehen.

Diesen Mantel trug in Bonn der „Dicke“ gern, zumindest führte er ihn gern im Munde. Bis zum Abend des 27. September 1998. Dem Tag seiner Abwahl. Kaum war Helmut Kohl abgewählt, wurden im Kanzleramt die Akten-Schredder angeworfen und Festplatten gelöscht.

Mit Helmut Kohl wurde an diesem Abend nicht nur ein Bundeskanzler, sondern erstmals eine komplette Bundesregierung abgewählt.(Bisher wechselten nur die Koalitionspartner) Eine Koalition aus SPD und Grüne stellte danach an Stelle von CDU/CSU und FDP die neue Bundesregierung. 15 Jahre später sollte es eine Neuauflage in Bayern auf Landesebene geben.

Erklärte Helmut Kohl 1998 noch in der Wahlnacht seinen Rücktritt vom CDU-Vorsitz, trat Horst Seehofer, Bayerischer Ministerpräsident und Vorsitzender der CSU in diesem Abend des Jahres 2013 weder vor Kameras noch Mikrofone. Den Part des Entgeisterten übernahm stattdessen sein Mann vom Schützenverein VSG Peißenberg.

Bereits 5 Minuten nach 18 Uhr drängte es CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt vor die Presse im Bayerischen Landtag. ARD und ZDF hatten zuvor, pünktlich nach Schließung der Wahllokale um 18 Uhr, übereinstimmend ernüchternde 39 Prozent Wählerzustimmung für die CSU prognostiziert.

Seite 2 – Nach der zweiten Hochrechnung verfestigte sich der Trend zur Gewissheit:

Über Bernd Schuhböck

Nicht nach heutigen, jedoch nach den Maßstäben der Ära Willy Brandt politisch eher linksliberal. Wer ihn missverstehen möchte, nennt ihn einen Sozialromantiker. Wer ihn kennt, wertkonservativ und mit zu viel Ethos für einen Bayer. Der Mann für´s kommunale, soziale oder sonstwie politische. Oder für Themen, für die sich keiner fand, der sie aufgreifen wollte.

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