Warum die CSU im Herbst in die Opposition sollte

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Mehr wie 40 Prozent werden es dieses Jahr für die CSU nicht mehr.

Besonders schmerzlich für Dobrindt: Nicht nur die CSU stand nun offenbar vor einer Zäsur, er persönlich hatte bereits zwei Wochen zuvor an Strahlkraft eingebüßt. Konnte er bei vergangenen Bundestagswahlen noch knapp 60 Prozent (2002) oder 52 Prozent (2009) der Erstimmen einfahren, verstetigte sich bei der Bundestagswahl 2013 sein Niedergang in der Wählergunst. Es reichte nur noch für 41 Prozent.

Und nun sollte auch das gewohnte Machtgefüge der CSU in Bayern zusammenbrechen? Das über Jahrzehnte aufgebaute, in der Regel geräusch- und reibungslos funktionierende Netzwerk aus Amts-und Funktionsträgern in ganz Bayern.

Hatten die Kraftmeiereien und Attacken gegen den „Flop-Kandidaten“ der SPD, die „traurigen Truppen“ der anderen Parteien nicht die erhoffte, auch von Demoskopen gestützte „plus X“ Stimmung erzeugt?

Und was blieb übrig von der „besseren FDP„, den Aiwanger-Truppen der Freien Wähler, mit denen man bereits im Geheimen Koalitionsabsprachen getroffen hatte? Nur Läppische 6 Prozent konnte „der Wurmfortsatz der CSU“ über die 5 Prozenthürde retten. Wie erwartet, verabschiedete sich die FDP mit knapp 3 Prozent gleich gänzlich aus dem Parlament.

Dobrindt penetrierte Stunde um Stunde jedes in der Nähe befindliche Mikrofon, drängte sich vor jede laufende Kamera und wiederholte bis zur Erschöpfung sein Unverständnis gegenüber den immer konkreter werdenden Daten der Stimmauszählung.

Die CSU ohne Regierungsverantwortung? Die Alpen würden einstürzen, der Chiemsee austrocknen und das Echo am Königsee für immer verstummen!

Die bemerkenswerteste Szene dieses Abends, außer im Bayerischen Rundfunk wurde sie deutschlandweit auf allen Kanälen immer und immer wieder eingeblendet, zeigte einen erschöpften und offensichtlich vollkommen verwirrten Dobrindt, wie er weit nach Mitternacht auf einer Trage liegend, von Helfern des Roten Kreuzes aus dem Maximilianeum getragen wurde. (Mit über 6 Millionen Klicks bei YouTube schaffte es der Clip in die Top Ten)

Eine Hand zum Himmel gestreckt, in der anderen seine derangierte „Nerd-Brille“ umklammernd, beschwört Dobrindt in zum Teil wirren Sätzen den Weltuntergang für Bayern. „Soylent Green ist Menschenfleisch…. , die Grünen sind keine Partei, sondern der politische Arm von Krawallmachern … eine politische Depression wird mit der SPD über Bayern kommen …. Schmutzelei, überall Schmutzeleien … Piratenanarchie … Computerdiktatur … die bayerische Demokratie geht im Chaos unter„.

Trotz seiner Verwirrtheit hatte Dobrindt wohl doch registriert, welcher Umsturz sich in dieser Nacht ankündigte. Mit zusammen 54 Prozent würde ein Dreierbündnis aus SPD, Grünen und Piraten zukünftig die Geschicke Bayerns lenken.

Seite 3 – SPD-Spitzenkandidat Christian Ude, der zukünftige Oberlenker dieser neuen Regierungskoalition ….. 

Über Bernd Schuhböck

Nicht nach heutigen, jedoch nach den Maßstäben der Ära Willy Brandt politisch eher linksliberal. Wer ihn missverstehen möchte, nennt ihn einen Sozialromantiker. Wer ihn kennt, wertkonservativ und mit zu viel Ethos für einen Bayer. Der Mann für´s kommunale, soziale oder sonstwie politische. Oder für Themen, für die sich keiner fand, der sie aufgreifen wollte.

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