Bayerns beste Bayern – Wenn überambitionierte Träume platzen.

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Wenn Geisenfelds Bürgermeister die Chance zum „groß rauskommen“ sieht, können Übertreibungen und ätzende Selbstdarstellung nicht groß genug ausfallen. Da werden aus Mücken Elefanten und aus profanen Werbeveranstaltungen ans existenzielle gehende Wettkämpfe. Die Quittung dafür ist ein blamabler Plumser aus einem selbst gezimmerten Luftschloß.

Wie sind dabei“ veröffentlichte man seit einigen Tagen auf der städtischen Website und ließ Teile eines vom Bayerischen Rundfunk vorgegeben PR-Textes folgen. Der Radiosender BR-1 sucht unter 24 Städten und Gemeinden „Bayerns beste Bayern“, und Geisenfeld könne sich am 14. Mai dazu qualifizieren.

Statt nun -wie auf den Webseiten anderer Mitbewerberstädte- die weiteren Passagen des offiziellen PR-Textes zu verwenden und die 3 Wettbewerbsspiele zu erklären oder auch nur zu benennen, verstieg man sich in Geisenfeld in hanebüchene Erklärungen und Auflistungen.“Wir sind BAYERNS BESTE BAYERN WEIL…“ , „WIE KÖNNTE DER NEUE SCHLACHTRUF HEISSEN?“ „WORAUF BIN ICH STOLZ UND WAS IST MEIN LIEBLINGSORT?

(zum vergrößern anklicken) Mitbewerber - Unaufgeregte und angemessen sachliche Aufrufe

Das es bei diesem Wettbewerb (neben einem Geldpreis) letztendlich um ein Zusatzschild zum Ortsschild mit der Aufschrift „Hier wohnen Bayerns beste Bayern 2012“ gehen sollte, erfuhr man nicht aus dieser Veröffentlichung. Stattdessen posierte eine Truppe schnell verfügbarer Geisenfeldbefürworter auf einem Foto mit dem Bürgermeister und der anscheinend unvermeidlichen Rentnergang aus dem Mission Olympic-Organisationsteam(MOT) und gab –in totaler Verkennung dieses Wettbewerbes- peinlichste Statements ab.

Auszüge aus : „Wir sind BAYERNS BESTE BAYERN WEIL..

  • …wir im Herzen der Holledau liegen, mit dem Hopfen und der Tradition verwurzelt sind und unsere Stadt einen ganz besonderes Flair hat. (Bürgermeister Staudter)
  • …Geisenfeld im Herzen von Bayern liegt und das Zusammengehörigkeitsgefühl hier sehr groß ist.“ (Herbert Eifertinger, MOT)
  • …Geisenfeld eine hervorragende Infrastruktur hat, angebunden an de B300 und A9. Geisenfeld hat eine Arbeitslosenquote unter 2%, die 2. beste in der Region 10. (Erich Deml, Wirtschaftsreferent)

Zusätzlich versuchte Bürgermeister Staudter, diesmal über die Heimatzeitung, seine Beteiligung an der Qualifikation hervorzuheben.“Die Idee, sich beim Sender zu bewerben, hatte der Geisenfelder Rathauschef dabei vor einigen Wochen selbst„, erfuhr man am 8. Mai aus einem Artikel der Zeitung. Obwohl man auf der Homepage des Finalortes Manching lesen konnte, dass 2000 Bürgermeister in Bayern im April vom BR einen Brief mit der Einladung zur Teilnahme erhielten.

Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
„Die Spiele mögen beginnen!“ Bayern 1 lädt Sie zum zweiten Mal zum großen Wettstreit der Gemeinden ein: „Bayerns beste Bayern 2012“.
Können Sie sich vorstellen, wie gut es sich anfühlt, als „Bayerns beste Bayern“ aufzutreten? Gefällt Ihnen der Gedanke, sich mit dieser ganz besonderen Auszeichnung zu schmücken?

Nicht wenige der daraufhin von der Stadt angeschriebenen Geisenfelder Vereinsvorsitzenden verweigerten sich jedoch dem Aufruf, ihre Mitglieder für das BR-1 Spektakel zu aktivieren.

Durfte man doch erst letztes Jahr beim Wettbewerb „Mission Olympic“ die sportliche „Staffage“ für einen amerikanischen Brausehersteller abgeben und sollte nun erneut, diesmal für einen Radiosender und dessen Biersponsor, die Werbetrommel rühren?

Nur damit man diesen Radiosender „als zeitgemäßes, hörernahes und unterhaltsames Programm wahrnehmen kann„, wie die dahinterstehende Marketingidee der BR-Strategen lautete.

Es hat etwas von einem Kindergeburtstag. Alle tragen blau-weiße Kronen und toben sich aus„, schrieb die Würzburger „Main Post“ über den einen Tag nach Geisenfeld stattfindenden Wettbewerb in Röttingen.

Und damit war auch der Nachmittag in Geisenfeld gut umschrieben. Stangenfußball, Scheibenbergsteigen oder Maßkrugschieben: Den meisten Spaß beim Spielparcours hatten die Kinder. Was wiederum die Punkteausbeute nicht gerade üppig ausfallen ließ und so bereits 4 Tage später feststand: Geisenfeld gehört nicht zu den ersten 7 der sich qualifizierenden Wettbewerbsorte und wird beim Finale in der Nachbargemeinde Manching nur Zuschauer sein können.

Na und, kann man in Geisenfeld nun feststellen. Wo ist das Problem?

Dass man unter der Regie des Bürgermeister den Mund zu voll genommen hatte und mit der dümmlichen Idee „Hanfstingl – Joho! oder Geisenfeld – Helau!“ einen eigenen Schlachtruf für die Veranstaltung am Stadtplatz unters Volk bringen wollte?

Geschenkt. Jeder hat das Recht sich zu blamieren.

Für die überschaubare Anzahl der Teilnehmer an diesen „leicht verständlichen Spielen sind für Jung und Alt“ (BR-Mitteilung) war es eine nette Abwechslung im täglichen Einerlei. Nicht mehr und nicht weniger.

Auch ohne Zusatz zum Ortsschild und ohne großsprecherisches Gehabe des Bürgermeisters wissen die Geisenfelder:
Wir sind vielleicht nicht die besten Bayern, doch sympathische und engagierte Bayern sind wir allemal!

Was sich auch sofort, ohne großspuriges Getue beweisen ließe:

„Mission Olympic“ stellt als Initiative des Monats Mai die „Gaudi-Radl-Rallye der Wasserwacht in Geisenfeld“ mit weiteren Nominierten zur Abstimmung!

Wie toll, dass man jetzt gerade im Internet unterwegs ist. Noch ein Klick und sie können der Geisenfelder Wasserwacht -ohne große Worte- eine Geldspende ermöglichen!
Hier klicken und schon können sie abstimmen!

Und wenn sie nicht nur Geisenfelder Bürger, sondern auch Stadtrat in Geisenfeld sind, dann nutzen sie doch die auf Samstag, 19.Mai vorverlegte „Klausurtagung des Stadtrats“ dazu, dem Bürgermeister die aufgeblasene, von einem nicht geringen Teil der Geisenfelder Bevölkerung als ultrapeinlich empfundene Darstellung der Stadt Geisenfeld auszutreiben.

Über nonbescher

Das Kürzel steht für einzelne Autoren, deren Erlaubnis Bürgersicht bekam, ihre auf anderen Websites erschienenen Artikel hier zweitverwertend veröffentlichen zu dürfen.

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