Wollen Trottel wirklich Trottel bleiben?

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Studie – Bildungsferne Schichten verzichten auf demokratische Teilhabe

Was kann ich schon ausrichten“ fragt resignierend Berni Dumpfbacke seinen Kumpel Otto Dösbattel und bestätigt mit dieser fatalistischen Einstellung eine bundesrepublikanische Langzeitbeobachtung.

Bei den wirtschaftlichen Verhältnissen sieht sich die „Unterschicht“ zwar zunehmend benachteiligt, also ungerecht behandelt, doch Veränderungen durch aktive Beteiligung bei den anstehenden Wahlen zu erreichen scheitert an der wachsenden Gleichgültigkeit gegenüber der politischen Willensbildung.

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Die Wahlmüdigkeit der bildungsfernen Schichten, also das Desinteresse an aktiver Teilhabe an Demokratie sei Ausdruck, so eine aktuelle Studie der Bertelsmann Stiftung und des Instituts für Demoskopie Allensbach, von Enttäuschungen gegen über Politikern und deren oft schwer nachvollziehbarer und undurchsichtiger Politik.

Je geringer der Sozialstatus einkommensschwacher und bildungsferner Bevölkerungsteile und je größer das politische Desinteresse im Freundeskreis, desto weniger wahrscheinlich wird der Gang zur Wahlurne.

Wählen wird zunehmend eine Frage des Umfeldes, des Alters und der sozialen Schicht. Deutschland ist auf dem besten Weg „eine sozial gespaltene Demokratie“ zu werden, so die Studie.

Verspielen hier sozialschwache Bevölkerungsgruppen ihre Chancengleichheit und verabschieden sie sich damit -schleichend- von politischen Errungenschaften?

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Aktuell sagen 68 Prozent aus der oberen Schicht, dass sie bei der Bundestagswahl in jedem Fall wählen werden. In der unteren Schicht sind es dagegen nur 31 Prozent.

Welche Gruppe wird dabei auf lange Sicht nicht nur die soziale Ordnung der Bundesrepublik dominieren?

Befürchtung:

War das Zeitalter der Aufklärung nur ein Treppenwitz der Geschichte und hatte Kant sein Leben umsonst gelebt? Erinnern die aktuellen Feierlichkeiten der deutschen Sozialdemokratie in Wirklichkeit nur an 150-jährige Petitessen der Arbeiterbewegung und deren Arbeiterbildungsvereine? Sind Schlagworte wie Proletarier, Ermächtigungsgesetz, Ausbeutung oder mehr Demokratie wagen nur mehr Begriffe aus einer fernen, nur noch schemenhaft erkennbaren und somit bedeutungslosen Schattenwelt die in keinem iPad-Speicher mehr Platz finden?

Träfe dies zu, so bliebe „das demokratische Versprechen der Gleichheit aller uneingelöst, weil ein Teil der Gesellschaft sein Wahlrecht verschenkte“ befürhtet die Studie.

Wer nicht wählt“ so die Studie weiter, „beteiligt sich typischerweise auch nicht an Bürgerinitiativen und Volksabstimmungen. Er geht auch nicht als Demonstrant auf die Straße. Je geringer die Wahlwahrscheinlichkeit, umso geringer ist auch das sonstige politische Engagement. Viel spricht also dafür, dass alternative Formen politischer Partizipation die soziale Spaltung nicht nivellieren, sondern sogar verschärfen„.

Wer möchte das? In bestimmten Kreisen fällt die Antwort darauf sehr eindeutig aus!

Hier geht´s zum Download der Studie Politische Partizipation und Zufriedenheit mit der Demokratie (pdf/3.1 MB)

Über Bernd Schuhböck

Nicht nach heutigen, jedoch nach den Maßstäben der Ära Willy Brandt politisch eher linksliberal. Wer ihn missverstehen möchte, nennt ihn einen Sozialromantiker. Wer ihn kennt, wertkonservativ und mit zu viel Ethos für einen Bayer. Der Mann für´s kommunale, soziale oder sonstwie politische. Oder für Themen, für die sich keiner fand, der sie aufgreifen wollte.

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