„Mietführerschein“ – Mehr Chancen auf dem Wohnungsmarkt

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Erfolgreicher Start von Projekten, die Mietern helfen, Schwierigkeiten zu überwinden.

Im Landkreis Pfaffenhofen ist das Projekt „Mietführerschein“ erfolgreich gestartet. Anfang September hat das erste von fünf Modulen zum „Mietführerschein“ in der Gemeinde Reichertshofen begonnen. Dabei erhalten 17 anerkannte Asylbewerberinnen und -bewerber an fünf Abenden Grundkenntnisse im Verhalten als Mieter, in der Kommunikation mit dem Vermieter, im Verstehen von Rechten und Pflichten aus dem Mietvertrag sowie im Verstehen von Hausordnungen und deren Sinn. Geschult werden die Teilnehmer in Reichertshofen dankenswerter Weise von Ehrenamtlichen.

Das Caritas-Zentrum Pfaffenhofen bietet in Pfaffenhofen ebenfalls einen Kurs zum Erwerb eines „Mietführerscheins“ an. Dieser startet am 27. September und findet an fünf Abenden jeweils mittwochs von 18:00 bis 20:00 Uhr in den Räumen der Caritas in Pfaffenhofen statt. Ziel für 2018 ist es, dieses Angebot über Reichertshofen und die Stadt Pfaffenhofen hinaus flächendeckend im Landkreis einzuführen.

„Anerkannte Flüchtlinge haben große Schwierigkeiten, auf dem freien Wohnungsmarkt Fuß zu fassen. Viele Vermieter haben Bedenken, ihre Wohnung an anerkannte Asylbewerber zu vermieten“, so Anna Kutzer-Meckl von der Netzwerkstelle Asyl und Integrationslotsin am Landratsamt Pfaffenhofen. Das führe dazu, dass es immer mehr sogenannte Fehlbeleger gibt, die zwar eine Anerkennung als Flüchtling haben, aber auf Grund dessen, dass sie auf dem freien Wohnungsmarkt keine Wohnung finden, in den staatlichen Unterkünften bleiben müssen. Im Landkreis Pfaffenhofen gibt es aktuell 327 solcher Fehlbeleger. Genau an dieser Stelle setzt das Projekt „Mietführerschein“ an, das sich in anderen Städten bereits unter dem Namen „Mieterqualifizierung – Fit für die eigene Wohnung – Neusässer Konzept“ bewährt hat.

Der Mietführerschein-Kurs des Caritas-Zentrums spricht noch eine weitere Zielgruppe an. „Nicht nur anerkannte Flüchtlinge, auch Migranten aus der EU oder Drittstaaten haben es auf dem Wohnungsmarkt in unserem Landkreis schwer, eine bezahlbare Wohnung zu finden,“ so Jenny Nguemakwe Poungom von der Caritas-Migrationsberatung. „Dies zwingt viele Menschen und besonders Familien dazu in prekären Wohnsituationen zu verbleiben, da es keine Alternativen gibt.“ Die Mitarbeiter der Caritas Migrationsberatung setzen bei ihrem Konzept auf eine aktivierende Herangehensweise mit vielen praktischen Übungen. Geplant ist noch für dieses Jahr, einen weiteren Kurs für Menschen mit sehr einfachen Deutschkenntnissen anzubieten mit Unterstützung eines Dolmetschers.

In beiden Kursen werden mit den Teilnehmern an fünf Terminen Regeln wie Mülltrennung, die Wichtigkeit des Einhaltens von Ruhezeiten, die Hausordnung u.a. erarbeitet. „Genauso wichtig ist die Vorbereitung auf Besichtigungstermine und was bei Abschluss eines Mietvertrages beachtet werden muss“, so Kutzer-Meckl weiter.

Die Teilnehmer der Schulung erlernen zudem das Erstellen einer Bewerbungsmappe mit allen relevanten Unterlagen für den Besichtigungstermin. Wer an allen fünf Schulungsabenden, ob bei den Ehrenamtlichen in Reichertshofen oder im Caritas-Zentrum, teilgenommen hat, erhält am Ende eine Teilnahmebescheinigung zur Ergänzung seiner Bewerbungsmappe. „Die Hoffnung, mit der Bescheinigung nach Abschluss der Schulung auf dem freien Wohnungsmarkt leichter eine Wohnung zu finden, aber auch ein echtes Interesse an dem Thema „Wohnen“ motiviert die Teilnehmer sehr“, so die Migrationsberaterin Nguemakwe Poungom von der Caritas.

Auch MdL Kerstin Schreyer, Integrationsbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung, setzt sich dafür ein, dass Vermietern Ängste genommen und überzeugt werden, anerkannte Asylbewerber in ihre Wohnungen ziehen zu lassen. „Wir brauchen noch mehr Projekte wie das Projekt ‚Mieterqualifizierung – Fit für die eigene Wohnung – Neusässer Konzept‘. Solche Projekte bauen Ängste ab und verbessern die Mietchancen von anerkannten Asylbewerbern.“

Bayernweit gab es 2016 zehntausend Fehlbeleger, derzeit sind es 33.000. Ende dieses Jahres könnten es 70.000 werden.

Über nonbescher

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