3 auf gutem Weg

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Landkreis-SPD schreibt „Familien-Preis“ aus

Hatte Pfaffenhofens Landrat noch Ende 2012 den „Familienfreundlichen Landkreis“ ausgerufen, war Anfang 2013 nicht mehr viel davon übrig. Eine von der Bundesregierung in Auftrag gegebene Studie bescheinigt dem Landkreis „im bundesweiten Vergleich der 402 Kreise und kreisfreien Städte liegt der Kreis bei den familienorientierten Handlungsfeldern im unteren Drittel“. Damit sei absehbar, prognostiziert SPD-Kreisvorsitzender Markus Käser, „dass die familienpolitische Ausrichtung unserer Regionen in Zukunft nicht mehr tragfähig sein wird„.

Die in der Studie gleichzeitig ausgewiesene überdurchschnittliche Ausgangsposition in den Bereichen Wirtschaft und Demografie werde nicht für die Sicherung unserer Zukunftsfähigkeit genutzt, so Käser. Damit „Potentiale nicht verschenkt“ werden und es nicht nur bei „Lippenbekenntnissen“ aus dem Landratsamt bleibt, stellte die Kreis-SPD auf dem Drei-Königs-Treffen in Wolnzach konkrete Aktionen vor. „Bürgerumfrage zur Familienfreundlichkeit in den Landkreiskommunen„, Erarbeitung eines „Maßnahmen- und Forderungskatalogs“ und die Auslobung eines „Familienpreises„.

Bild oben: v.l.n.r – Bewerben sich um ein Mandat: SPD Kreisvorsitzender Markus Käser, Jurist Florian Simbeck. Bürgermeister Thomas Herker führt die Kreisstadt bereits Bürger- und Familienfreundlich

Kreis-SPD will „Mehr Familienfreundlichkeit im Landkreis

Mit dem Thema „Wirtschaft top, Familienpolitik flop? Mehr Familienfreundlichkeit im Landkreis“ startete der SPD Kreisverband beim traditionellen Wolnzacher Drei-Königs-Treffen in das Wahlkampfjahr 2013. Rund 50 Gäste verfolgten im Bräustüberl die Vorträge von Bundestagskandidat Florian Simbeck und Marianne Kummerer-Beck, Fachberatung für Kindertagesstätten der Arbeiterwohlfahrt Oberbayern, welche ihre Impulse zum Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf darstellten. Kreisvorsitzender Markus Käser zeigte auf Basis des „Familienatlas 2012“ großen Handlungsbedarf zum Thema Familienfreundlichkeit im Landkreis auf und präsentierte einen konkreten Maßnahmenkatalog für mehr Familienfreundlichkeit im Landkreis, eine Bürger-Umfrage zur Familienfreundlichkeit in den Landkreisgemeinden sowie die Auslobung eines SPD-Familienpreis für Projekte, Ansätze und Lösungen, die im Sinne einer Familienunterstützung zur Nachahmung anregen. Auch das Thema Kinderstation soll im Frühjahr 2013 mit einem Sonderpartei behandelt werden. Im Anschluss nutzen viele Gäste den Rahmen zu einer engagierten Diskussion und Fragerunde.

Aufmerksamer Zuhörer: Florian Simbeck
Aufmerksamer Zuhörer: Florian Simbeck

„Statt Familien fördert man in Deutschland Ehen“

SPD-Bundestagskandidat für Freising / Pfaffenhofen, Florian Simbeck, selbst Vater von zwei Kindern im Grundschulalter, stellte die Frage des Familienbildes und der Förderung durch die Bundesgesetzgebung in den Mittelpunkt seiner Ausführungen. „Familie ist da wo Kinder sind. Wir sollten nicht die Art der Lebensgemeinschaft diskutieren, sondern den Nachwuchs zum Fördermittelpunkt machen„. Alle Eltern sollten in den Genuss steuerlicher Erleichterungen kommen. Geboten sie hier, so der gelernte Jurist, „eine Reform des Ehegattensplittings„.

Marianne Kummerer-Beck, Fachberatung der AWO Oberbayern für Inklusion und Kindertagesstätten, referierte über die mangelhafte Reform des Bayerischen Kindertagesstättengesetzes. Kummerer-Beck bemängelte sowohl fehlende Regelungen hinsichtlich des großen Themas Inklusion als auch fehlende Rahmenbedingungen für notwendiges Qualitätsmanagement. „Die bayerische Staatsregierung hat trotz Protesten aller an den Vorberatungen beteiligten Spitzenverbände dieses mangelhafte Gesetz so verabschiedet! Nach einem Jahr BayKiBiG zeigen sich schon jetzt erhebliche Mängel des Gesetzes, die eine Umsetzung entsprechend der Zielsetzung unmöglich machen“.

„Wir verschenken unser Potential im Landkreis“

Der Kreisvorsitzende Markus Käser konzentrierte seinen Vortrag auf die lokale Familienpolitik und präsentierte einen Maßnahmenkatalog für mehr Familienfreundlichkeit im Landkreis.

Die von der Bundesregierung beauftragte Prognosstudie stuft im erst kürzlich veröffentlichten Familenatlas 2012 den Landkreis Pfaffenhofen im unteren Drittel aller 420 bundesdeutschen Landkreise als „Potentialregion“ ein. Käser: „Potentialregion heißt, wir nutzen unsere überdurchschnittliche Ausgangsposition in den Bereichen Wirtschaft und Demografie nicht für die Sicherung unserer Zukunftsfähigkeit. Mit Blick auf den demografischen Wandel und den zunehmenden Fachkräftemangel ist absehbar, dass die familienpolitische Ausrichtung der Potenzial-Regionen in Zukunft nicht mehr tragfähig sein wird. Es fehlt an flexiblen Öffnungszeiten der Kitas, Ganztagesangeboten an Kitas und Schule, Randzeitenbetreuung, Beratungskapazitäten für Kommunen, Familien aber auch Unternehmen, Einbindung der Arbeitgeber, Familieninfostellen in den Gemeinden, Kooperationsformen für alle Akteure u.v.m.“ Konsequente familienfreundliche Standortpolitik ist bei uns im Landkreis derzeit nur ein Lippenbekenntnis oder wird noch zu zögerlich angegangen – wichtige Potenziale für die Zukunft drohen verschenkt zu werden.

Die Kreis SPD will das Thema „Familienfreundlichkeit“ deshalb 2013 ganz oben auf die Agenda setzen und stellte daraufhin einen Maßnahmen- und Forderungskatalog, sowie eigene Aktionen zur Förderung von Familienfreundlichkeit vor. Dem Thema „Kindestation“ will die SPD darüber hinaus einen Sonderparteitag noch im Frühjahr widmen. Käser: „Im März 2012 hat der Kreistag den Klageweg beschlossen. Landrat Wolf versprach im Juni zu handeln. Inzwischen ist wieder ein halbes Jahr vergangen und man hat vom Landrat nichts mehr dazu gehört. Das ist Beschlussverschleppung und wir werden deshalb wieder Druck auf das Thema bringen!

Neben einer Bürgerumfrage in allen Kommunen startet die Kreis-SPD mit der Initiative eines Familienpreises für Projekte, Ansätze und Lösungen, von Unternehmen und Vereinen die im Sinne einer Familienunterstützung zur Nachahmung anregen. Die ersten 500 Euro Preisgeld dazu steuerte Käser noch im Rahmen des Dreikönigtreffens aus privater Tasche bei! Die Veröffentlichung der Bewerbungsunterlagen erfolgt noch bis 10.01.2012.

Hier gehts zur Online-Umfrage für Pfaffenhofen: Wie familienfreundlich ist unser Landkreis?

Hier gehts zur Prognos-Studie „Familienatlas 2012“ (interaktiv)

Die Aktionen der SPD im Überblick (Text öffnen>>>)

1. Maßnahmenkatalog der Kreis SPD:

A) Weitere Verbesserung der Kinderbetreuungs- und Schulsituation Kitas:

Flexibilisierung der Öffnungszeiten

> Ausbau der Ganztagesbetreuung oder Randzeitenbetreuung dort wo es Sinn macht Qualitätsmanagement

> Gleiche Standards für alle

> Kundenfreundlicher Überblick zum Angebot in den Kommunen und im Landkreis Schule: Ganztagesangebot Ausbau eines qualifizierten Ganztagsangebots auch in den Schulen, analog zu den Tageseinrichtungen für Kinder. Hier gilt es, Qualitätsstandards für offene Ganztagsschulen zu entwickeln. Ganztagsschulen in gebundener Form sind in einem Umfang zu entwickeln, der allen Eltern die Wahl einer solchen Schule ermöglicht. Ferienbetreuung für Schulkinder flächendeckend im Landkreis Ermöglichen einer zukunftsichernden, ortsnahen Schullandschaft. Weite Anfahrtszeiten zur Schule müssen vermieden werden. Dies beinhaltet auch die Zulassung von Schulversuchen jenseits des gegliederten Schulsystems. Verbindliche konzeptionelle Zusammenarbeit von Kindertageseinrichtungen und Grundschule Die Kooperation zwischen Kindergarten – Schule ist kein neues Thema, sondern diese wird schon seit vielen Jahren durchgeführt. Neu ist jedoch, dass die Inhalte und der Ablauf der Kooperation jetzt durch eine Vereinbarung verbindlich geregelt werden sollen

> Bildungsregionen Staatsregierung Kinderstation > Sonderparteitag im Frühjahr

B) Familiengerechtes Wohnen und Wohnumfeld / Infrastruktur / ÖPNV

Preiswerte Wohnungen für Familien schaffen und erhalten, insbesondere für Familien mit mehreren Kindern und Alleinerziehende Durch sozialen Wohnungsbau für Entspannung auf dem Wohnungsmarkt sorgen

> Vorteile und Anreize für Familien schaffen, beispielsweise bei Einheimischenmodellen. Kinderfreundliche und inklusive Bauleitplanung Schaffung und Erhaltung ökologisch und sozial sinnvoller Naherholungsgebiete, Spiel und Sportplätze

> besser als unsinnige Tourismusaktionen Ausbau des ÖPNV

> flexibles Konzept, Zubringer zu Verkehrsknotenpunkten, Car-Sharing,

> Familienfreundliche Tarifgestaltung im Öffentlichen Nahverkehr Speziell bei Senioren: Ausbau des betreuten Wohnens

> siehe seniorenpolitisches Gesamtkonzept!

C ) Unternehmen wollen und müssen in die Pflicht genommen werden

Auf familienfreundliche Arbeitsbedingungen kann heutzutage kein Unternehmen mehr verzichten!

> Familienfreundliche Arbeitszeiten Betriebliche Kinderbetreuung besonders fördern Spezielle Beratung für Unternehmen D) Beratung für Kommunen und Familien verstärken und Kooperation aller Akteure fördern und koordinieren Landkreis muss aktive Rolle einnehmen! Gemeinsame Aufgabe erfordert gemeinsame Lösungen! Landkreis und Kommunen müssen eine aktiv ihre Rolle als familienpolitische Akteure wahrnehmen und ein unterstützendes Klima für Kinder und Familie zu erzeugen Regelmäßiger Familienbericht des Landkreises / Kommunales Audit um Überblick zu gewinnen Fachberatung für Kommunen im Landratsamt verstärken

>Inklusion als neue Aufgabe

> Qualitätsmanagement > Unternehmensberatung Familien- und Generationenbeauftragter im Landratsamt

> Informationen rund um die Familie zu bündeln

> familienpolitische Aktivitäten und Maßnahmen Zusammenarbeit mit den Fachabteilungen zu koordinieren

> übergreifende Projekte initiieren und umzusetzen Ausbildung von Familieninfostellen in den Kommunen Trägerübergreifende, zentrale Anlaufstelle in allen familienrelevanten Angelegenheiten

> Vermittlung von Angeboten (auch für ältere Menschen)

> Familienberatung / Elternberatung Bündnis für Familien koordinieren Netzwerk zwischen Institutionen, Verbänden, Initiativen und lokalen Akteuren knüpfen

> Einbindung von Unternehmen, Kommunen und Eltern / Elternbeiräte > Bereits geforderter Teilhabebeirate für behinderte Menschen sowie Seniorenbeirat kann integriert werden.

2. Aktionen der Kreis-SPD:

A) Sonderparteitag „Familienfreundlicher Landkreis“

B) Umfrage zur Familienfreundlichkeit in den Landkreisgemeinden Für Einrichtungen, Eltern, Bürger

C) Familienpreis für den Landkreis Der Preis wird vergeben für Projekte, Ansätze und Lösungen, die im Sinne einer Familienunterstützung zur Nachahmung anregen. Sie sollten über den originären beruflichen und dienstlichen Auftrag hinausgehen.

 

Über Bernd Schuhböck

Nicht nach heutigen, jedoch nach den Maßstäben der Ära Willy Brandt politisch eher linksliberal. Wer ihn missverstehen möchte, nennt ihn einen Sozialromantiker. Wer ihn kennt, wertkonservativ und mit zu viel Ethos für einen Bayer. Der Mann für´s kommunale, soziale oder sonstwie politische. Oder für Themen, für die sich keiner fand, der sie aufgreifen wollte.

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