Bundestagswahl – Wir wählen ….. ja was nur?

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Die „Masse“ ist verwirrt. Selbst wenn sie eine intelligente Entscheidung treffen möchte.

Was sie, so der Begründer der Massenpsychologie, Le Bon, nicht tut. Denn die Masse -hier das Wahlvolk- wird nicht vom Verstand bestimmt, sondern vom Unbewussten und von Gefühlen.

Also beginne ich diesen Text mit etwas unverfänglichen, nur ganz zaghaft die Wahrheit streifend aber keinerlei Missfallen auslösend. Denn, so der Franzose Le Bon in seinem Buch „Psychologie der Massen“: „Nie haben die Massen nach Wahrheit gedürstet. Von den Tatsachen, die ihnen mißfallen, wenden sie sich ab und ziehen es vor, den Irrtum zu vergöttern“.

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Dieser Text ist frei von Aromen, Geschmacksverstärkern, Konservierungsstoffen, künstlichen Zusatzstoffen und wurde nach den Regeln des ökologischen Satzbaus vollkommen gentechnikfrei verfasst. Er ist laktosefrei, Bio, vegan und enthält auch keinerlei Spuren von Nüssen. Nachfolgendes kann also von jedermann (und jeder Frau) gefahrlos gelesen werden.

Da ich jedoch beim schreiben dieses Textes ohne Maske vor der Tastatur saß, sollten Personen die unter Corona bedingten kognitiven Dissonanzen leiden -also z.B. Personen die beim alleinigen Radeln in der Natur oder als einziger Insasse in einem Auto eine Maske tragen-  vor dem weiterlesen entsprechende Schutzmaßnahmen ergreifen.

Dieser Text ist also ähnlich ungefährlich wie die verschiedenen Wahlprogramme aus den Parteizentralen die von den zur BTW-Wahl 2021 antretenden politischen Gruppierungen verfasst wurden. Ungefährlich sowohl für die Leser als auch für deren Verfasser.
Gefahrlos für den Leser weil er mit diesen „Nie gab es mehr zu tun“-Papieren (FDP) zu viel zu tun hätte, sie also i.d.R. nicht liest oder sich vom Aufruf „Zeit zu handeln“ (Partei DIE LINKE) als Adressat nicht angesprochen fühlt.

Gefahrlos für die Verfasser weil sich nach diesen „Gemeinsam für ein modernes Deutschland“- Absichtserklärungen (CDU/CSU) die Gemeinsamkeiten nach der Wahl bei anschließenden Koalitionsverhandlungen in Luft auflösen und auf die minimalst möglichen Kompromisslinien abschleifen werden.

Deutschland. Alles ist drin“ (Grüne) Diesen Slogan könnte man fast schon als clevere Vorwegnahme erwartbarer Beliebigkeit werten, deckt er doch gleichermaßen ein Versprechen auf Wundertüten als auch für nichteingelöste Versprechen ab.  

Ganz in der Tradition einer von Franz Müntefering (SPD) nach der Wahl 2006 fast schon als richtungsweisend aufzufassenden Aussage: „„Wir werden als Koalition an dem gemessen, was in Wahlkämpfen gesagt worden ist. Das ist unfair!“

Also erzählen wir „Aus Respekt vor deiner Zukunft“ (SPD) alles was einem gerade so einfällt.

Denn, wie oben schon angeführt: Wer liest das schon? Oder besser: Welche Partei hält sich später noch dran?

Und selbst diejenigen die berufsbedingt gehalten sind all diese Programme zu lesen, zu gewichten, einzuordnen, also die Journalisten, biegen sich das schon mal gesinnungsabhängig zurecht. Weil öffentlich und somit mal nicht im stillen Redaktionskämmerlein geschehen führe ich dafür als Beispiel eine Sendung des WDR an.

Die WDR-Wissenschaftssendung „Quarks“ untersuchte welche Partei denn die ambitioniertesten Klimaziele habe. Ihr Ergebnis: Die FDP. (Nach dem den Wahlkampf begleitenden Wortgeklingel der Grünen nicht nur für die „Quarks“-Redaktion überraschend)

Das passte ja nun gar nicht. Also „glaubte“ man das kurzerhand einfach nicht und degradierte den eigenständig von der „Wissenschaftssendung“ ermittelten Sieger zum (fast) Verlierer im Ranking. (man bremste ihn aber noch vor der AfD ein)

Alles versprechende Wahlprogramme und manipulierende Medien. War´s das?

Folgt man der Beobachtung von Gabor Steingart (Pioneer Publishing) demzufolge bei dieser Wahl „Links und rechts diesmal keine Kategorien“ mehr sind und „an Halluzinationen leidet, wer bei den Parteien ein Profil entdeckt“, könnte sich ja noch bei den beiden Kanzlerkandidaten oder der Kanzlerkandidatin Orientierung holen. Denn „die Masse“, so Le Bon in „Psychologie der Massen“ brauche „immer einen Führer„.

Doch die Personen die sich als Führer anbieten, ein nebochantes Mädchen, ein erratischer Parteivorsitzender und ein mit einem Rucksack voller ungeklärter Vorgänge beladener Langweiler treffen beim Wahlvolk auf ein ähnlich schwaches Interesse, wie es bekanntermaßen ein in China umfallender Sack Reis hervorruft.

Annähernd die Hälfte der Deutschen würde keine der drei Personen wählen. (Lt. einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa vom 7. September 2021 „würden sich 46 Prozent der Befragten für keinen der drei Bewerber entscheiden“)   

Könnte daran liegen das die Nebochante ihr „mehr scheinen als sein“ zu sehr strapazierte, der Schlingernde zu beliebig und der Beladene zu unglaubwürdig erscheinen.

Ohnehin ist das Vertrauen in politisches Personal durch die Blamage in Afghanistan, die das Volk spaltende Corona-Politik, Maskendeals oder die ohnmächtig wirkende Bewältigung und Aufarbeitung diverser Finanzskandale arg derangiert. Keine guten Voraussetzungen die -kurzzeitig 2017 wieder abgefallene- seit 1998 kontinuierlich ansteigende Kurve der Nichtwähler unter 30 Prozent zu halten.  

Angesichts sinkender Zustimmungswerte -für Kandidat UND Partei- versucht die CDU/CSU in ihrer Verzweiflung im Stile ihres Säulenheiligen und ersten Nachkriegskanzlers Konrad Adenauer, eine nicht vorhandene „rote Gefahr“ zu reanimieren und alte rote Socken rauszupulen, um eine in ihrem Sinn wertigere „Schicksalswahl“ herbeifantasieren zu können. („Wenn wir die Wahl haben zwischen Freiheit und Sozialismus, wissen wir, was wir wählen: Wir wählen die Freiheit.„-Adenauer im Wahlkampf 1953. 4 Jahre zuvor unterschied er noch zwischen “Freiheit und Sklaverei“)

Es wirkt auch nicht besonders glaubwürdig wenn die Kandidatin der Grünen plötzlich ihre „besondere Verantwortung“ nicht mehr beim Umweltschutz sondern bei Familie und Kindern sieht und der bei der Aufarbeitung des Cum-Ex-Finanzskandals als Hamburger Ex-Bürgermeister zu Gunsten einer Bank mit enormen Gedächtnislücken kämpfende SPD-Kanzlerkandidat aktuell mit „die Banken müssen ihre Hausaufgaben machen“ diese in die Pflicht nehmen möchte.

Berücksichtigt man, dass die Parteien -aus dem diesmal mit insgesamt 200.049.468 Euro gefüllten staatlichen Parteienfinanzierungs Topf- bei der Bundestagswahl 2021 für jede gültige Stimme 0,87 Euro bekommen. (Für die ersten vier Millionen Stimmen gibt es sogar etwas mehr: 1,06  Euro pro Stimme) könnte man die Zahl der möglichen Nichtwähler eventuell anders beurteilen. Sie würden uns Geld sparen. Bei 30 Prozent wären dies, grob gerechnet, 26 Millionen Euro die nicht ausbezahlt werden müssten.

In Anbetracht der in keinem der Wahlprogramme thematisierten Steuerbelastungen die zweifelsfrei nach der Wahl auf uns zukommen zumindest ein kleiner Lichtblick.

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Ich erlaube mir hier noch eine ganz persönliche Anmerkung.

So gerne ich uns, dem Staat Geld sparen möchte, ich werde nicht zu den Nichtwählern gehören. Meine Stimme bekommt die Partei, die sich für die Senkung von Militärausgaben, Vermeidung von kriegerischen Auseinandersetzungen und gegen Auslandseinsätze deutscher Soldaten ausspricht. Und da habe ich -erneut- nur eine einzige Partei gefunden die diese meine Anliegen im Deutschen Bundestag vertrat und auch weiter vertreten wird. (Und deshalb auf absehbare Zeit wohl nicht in Regierungsverantwortung kommen wird).

Denn … was hilft es mir das Klima zu retten wenn unverantwortliche Politiker sich nicht scheuen würden mir den Lebensraum darunter wegzubomben. Um es mit einem besonders für uns Deutsche nachdenkenswerten Satz aus dem bereits 1895 verfassten Buch „Psychologie der Massen“ zu bekräftigen: „Wie viele Massen haben sich für Überzeugungen und Ideen, die sie kaum verstanden, heldenhaft hinschlachten lassen!

Über Bernd Schuhböck

Nicht nach heutigen, jedoch nach den Maßstäben der Ära Willy Brandt politisch eher linksliberal. Wer ihn missverstehen möchte, nennt ihn einen Sozialromantiker. Wer ihn kennt, wertkonservativ und mit zu viel Ethos für einen Bayer. Der Mann für´s kommunale, soziale oder sonstwie politische. Oder für Themen, für die sich keiner fand, der sie aufgreifen wollte.

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