Gestern standen wir am Abgrund – heute sind wir einen Schritt weiter

Lesedauer 2 Minuten

Die Nord-Stream Pipelines sind im Arsch. Und wir gleich mit.

Wer noch einen Schubs brauchte um zu erkennen in welche Richtung Deutschland wirtschaftlich, arbeitsmarkttechnisch und sozial gehen wird, für den dürfte jetzt nach dem auf Jahre zu veranschlagenden Totalausfall* der beiden Nord-Stream-Pipelines die Zukunft schlagartig klar sein:

Es geht bergab. Unausweichlich! Auch ohne Ukrainekonflikt.

Ja, wir werden auch ohne Energie aus Russland überleben. Aber zu welchem Preis? Verbraucher werden bald weniger zu „verbrauchen“ haben und große Teile der Industrie in Deutschland werden nicht mehr wettbewerbsfähig sein.

Allen grünen Blütenträumen zum Trotz, billige Energie war der allseits akzeptierte Motor unseres deutschen Wohlstandes. Deutschland war aber auch der Motor der EU. Mit der Sabotage an den Pipelines werden beide Motoren jetzt abgewürgt. Für lange, lange Zeit.

Da mögen sich gerade die Polen, größter Netto-Empfänger von EU-Geldern, einige Balten und auch die imperialen Großmannsphantasien nachlaufenden Briten auf die Schenkel klopfen. Doch sie alle werden über die sich ihnen gegenüber bald abkühlende Freundschaft der USA noch staunen.
Danke für die Hilfe, Ziel erreicht, Deutschland erfolgreich eingemeindend Sanktioniert doch jetzt leckt uns alle am Arsch und funktioniert gefälligst. China ruft.

Auch der Rest der EU wird international in eine bis dato nicht gekannte Bedeutungslosigkeit abgleiten und den Zeiten nachtrauern, als das ungeliebte und übergriffige Deutschland trotz allem für Prosperität sorgte.

Doch diese Zeiten sind nun vorbei. Wen in Deutschland Gelder nicht ausreichend erarbeitet werden können, also Deutschlands Wirtschaftsleistung sinkt, werden auch Zahlungen an die EU weniger und der EU-Haushalt insgesamt schrumpfen.

Analog in Deutschland. Unproduktive Tätigkeiten, Studiengänge oder für die Daseinsvorsorge nicht zwingend notwendige Aufwendungen werden staatlicherseits entweder eingestellt oder nicht mehr alimentiert. (Überschreitung von Regelstudienzeiten oder -besonders bei Grünen beliebt- Studienabbrüche werden sanktioniert)
Mit anderen Worten: Überflüssiges, Sinnloses oder einfach nur Zeit totschlagende Tätigkeiten werden für den Staat unbezahlbar!

Ja, das sind keine guten Aussichten.

Doch … warum hat sich der Souverän von der Politik in diese Lage bringen lassen?

———

*

——–

Die Nord-Stream-Story

Nord Stream war ein Projekt, um die Energiesicherheit in Europa vor dem Hintergrund des langjährigen russisch-ukrainischen Gasstreits zu erhöhen. Widerstand kam von osteuropäischen Ländern sowie vor allem von den USA. Der Anschlag auf die Pipeline ist der vorläufig letzte Akt in dieser langjährigen Auseinandersetzung. Eine Chronologie.

https://multipolar-magazin.de/artikel/die-nord-stream-story

Über Bernd Schuhböck

Nicht nach heutigen, jedoch nach den Maßstäben der Ära Willy Brandt politisch eher linksliberal. Wer ihn missverstehen möchte, nennt ihn einen Sozialromantiker. Wer ihn kennt, wertkonservativ und mit zu viel Ethos für einen Bayer. Der Mann für´s kommunale, soziale oder sonstwie politische. Oder für Themen, für die sich keiner fand, der sie aufgreifen wollte.

Schon gelesen?

Rechtfertigung staatlichen Handelns erodiert

Wer das Wohl der Bevölkerung außer Acht lässt verliert an Rückhalt.