KONTRA – So wie es ist, ist es doch gut.

Lesedauer 4 Minuten

Seit 1. Januar 2009 haben wir in Bayern ein funktionierendes Nichtraucherschutzgesetz.

Und das ist gut so!

Es bietet effektiven Schutz vor Rauch und greift auf der anderen Seite nicht massiv in die persönliche Entscheidungsfreiheit von Bürgern und Gaststättenbetreibern ein. Das gültige Nichtraucherschutzgesetz hat dafür gesorgt, dass bereits 85 % der Gaststätten rauchfrei sind!

Nach dem Willen der Volksentscheid-Initiatoren sollen es aber demnächst 100% werden.

Warum?

Würde ein trockener Alkoholiker auf eine Flatrate-Party gehen?

Ein Pazifist zu einer Wehrsportgruppe oder

ein Vegetarier sein Bier beim „Schnitzel-König“ trinken wollen?

Nein. Alle würden das ihnen Unangenehme meiden! Eventuell noch mit dem Finger auf die vermeintlich „Unbelehrbaren“ zeigen, sie aber, im sicheren Gefühl der eigenen vollkommenen Lebensweise, ihrem ungesunden Tun nachgehen lassen.

Bei „Nichtrauchern“ scheint das völlig anders zu sein.

Sie fühlen sich zwar persönlich nicht mehr beeinträchtigt, schließlich raucht im Speiselokal neben ihnen keiner mehr, doch virtuell schützenswertes wird es doch wohl trotzdem noch geben. Oder?

Gibt es im Detail nichts mehr zu schützen (zum Beispiel rauchfreies Speisen in Lokalen) so nimmt man eben gleich das große Ganze ins Visier.

Man möchte am liebsten alle Raucher vor sich selber schützen.

Und zur Not wird man doch in irgend einer Art und Weise doch noch einen wehrlosen „Passivraucher“ auftreiben, den es zu schützen gilt.! Dass der Gesetzgeber zum Beispiel Jugendliche vor Raucherkneipen schützt, haben sie bei ihrer Forderung nach „Jugendschutz vor Rauchern“ im blinden Eifer übersehen.

Und so nehmen sie in weltverbesserlicher Manier einen Kampf auf, den ein gesundheitsbewusster, nicht rauchender Mitbürger eigentlich nicht führen müsste.

Rauchgeschwängerte Räume würde er aber nie im Leben betreten. Und würde dieser „Nichtraucher“ eine Eckkneipe betreten, nur weil dort jetzt nicht mehr geraucht werden dürfte? Würde ihm der Besuch eines Bierzeltes mehr zusagen, sofern es dort keine Rauchschwaden mehr zu bekritteln gäbe?

Es darf bezweifelt werden.

Lassen wir doch alles wie es ist.

Im nachfolgenden Video beleuchten wir die Kneipen-Situation in Geisenfeld und führen ein Gespräch mit dem Vorsitzenden des „Bundesverband Gastronomie und Genuss e.V“, Herrn Heinrich Kohlhuber.

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Im Sinne des Gesetzes nur noch rauchen in Bierzelten und kleinen Kneipen. Wir Bayern sind doch viel liberaler als es manchem Parteitaktiker recht sein kann. Das tragende Element der bayerischen Weltanschauung ist und bleibt ein „Leben und leben lassen“.

Man muss Lebensweisen nicht unbedingt teilen,

um sie trotzdem tolerieren zu können.

Das konnte man schon in frühester Jugend lernen, wenn man ein Gespür dafür hatte. Als Heranwachsender waren mir zum Beispiel „alte“ Leute ähnlich suspekt wie den Jugendlichen heute. Und trotzdem brachten mir zwei „alte“ Leute „ihre“ bayerische Lebensart näher. Mittels eines Werbefilmchen im Kino. (leider nicht mehr auffindbar) Ich teilte die in diesem Werbefilm vermittelte, sehr ruhige Lebensart weder damals, noch teile ich sie heute. Aber zum Nachdenken taugt sie allemal.

Der Film ging so:

Wirtshaus, innen. Zwei unschwer als typische Bergbauern auszumachende Urbayern sitzen schweigend und alleine an ihrem Stammtisch. Vor sich jeder eine angetrunkene halbe Bier, im Mundwinkel die bajuwarischen Lebensstil vermittelnde „Opa-Bippen“, eine langschaftige Porzellanpfeife hängen. Die Stille wird nur vom monotonen Ticken einer Wanduhr durchbrochen. Geruhsam paffend sitzen beide so da, als die Kellnerin zwei Enzian auf den Tisch stellt. Jeder der beiden greift sich ein Schnapsglas, führt es bedächtig zum Mund und lehrt es in einem Zug. Kaum sind die Gläser abgesetzt, unterbricht einer der beiden das Schweigen, indem er das eben getrunkene mit einem lang gezogenen „Aahhhh“ anerkennend würdigt. Der Zweite schaut ihn daraufhin vorwurfsvoll an und meint bedauernd. „Jetzt war ma grad so scheh beinanda gsessen, na fangst du as reden o“.

Hoffentlich ist das mit dem Volksbegehren auch nur eine lästige Unterbrechung und das Reden darüber weicht unserer bayerischen, gewohnt liberalen Lebensart.

Damit wir nach dem 4. Juli -jeder nach seiner „Fasson“- schön beieinandersitzen können.

Auch rauchend!

Über Bernd Schuhböck

Nicht nach heutigen, jedoch nach den Maßstäben der Ära Willy Brandt politisch eher linksliberal. Wer ihn missverstehen möchte, nennt ihn einen Sozialromantiker. Wer ihn kennt, wertkonservativ und mit zu viel Ethos für einen Bayer. Der Mann für´s kommunale, soziale oder sonstwie politische. Oder für Themen, für die sich keiner fand, der sie aufgreifen wollte.

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