Medienhetze gegen Systemkritik – Xavier Naidoo missfällt der Medienlandschaft

Lesedauer 3 Minuten

Wie Medien Fundamentalkritik an den herrschenden Verhältnissen unterbinden wollen

Wussten sie, dass der Begriff „Marionette“ auch von Nazis und Fremdenfeinden als antijüdische Ideologie verwendet wurde und wird? Und muss deswegen jetzt die Augsburger Puppenkiste den Spielbetrieb ihres Marionettentheaters wegen rechtspopulistischer Tendenzen einstellen? Natürlich nicht. Nur Xavier Naidoo, er verwendet in seinem neuen Lied „Marionetten“ den Begriff als Metapher gegen politische (und journalistische) Eliten, wird, und das ist das eigentlich besorgniserregende, von nahezu der gesamten Medienlandschaft in einer „Hexenjagd“ (Michael Mittermeier) einhellig als rechter Verschwörungsrhetoriker -erneut- gebrandmarkt. Nicht am systemkritischen Lied, sondern an der fehlenden Objektivität in der medialen Erregung darüber ist sie erkennbar: Die Gefährdung der Demokratie!

Für uns Bayern ist in diesem „Marionetten“-Zusammenhang eine Äußerung des Bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer besonders interessant:
Diejenigen, die entscheiden, sind nicht gewählt, und diejenigen, die gewählt werden, haben nichts zu entscheiden.“(VIDEO)

Nachtrag 12.Mai.2017 – Apropos Entscheidung: In einer Online-Umfrage, zeitgleich und identisch in mehreren Newsportalen großer Zeitungen durchgeführt, folgten die Leser der konzertiert auftretenden Meinungsmache der Medien nicht. „Zwei Drittel der Nutzer halten Aufregung über Naidoo-Song für „unverständlich““. (Für 28 % war der Song „klare Hetze“, 8 % konnten sich nicht entscheiden)

Der nachfolgende Text erschien zuerst in „Rubikon – Dem Magazin für die kritische Masse

Medienhetze gegen Systemkritik
Wenn ein prominenter Akteur den schmalen Pfad der politischen Orthodoxie verlässt, erschlagen ihn die Medien.

von Marcus Klöckner

Xavier Naidoo ist einer der erfolgreichsten Sänger Deutschlands. Allerdings hat er einen Makel: Seine politischen Äußerungen missfallen einer Medienlandschaft, die sich Pluralismus auf die Fahnen schreibt, aber politische Meinungsvielfalt nur dann gutheißt, wenn sie sich in jenem engen Korridor bewegt, in dem die vorherrschende Sicht auf die Dinge als unantastbar gilt.

Gedanken zu einem Musterbeispiel bedenklicher journalistischer Einstimmigkeit.

„Marionetten“, das ist der Titel eines neuen Liedes von Xavier Naidoo und den Söhnen Mannheims. Das Stück handelt von Abgeordneten des Bundestages, die aus Sicht Naidoos Marionetten sind – Marionetten, an den Fäden von mächtigen Personen im Hintergrund.
Was diese Äußerungen für eine Medienlandschaft bedeutet, der Herrschaftskritik allenfalls noch als eigentümliches Relikt einer längst vergangenen Zeit bekannt ist, liegt nahe: Xavier Naidoo überschreitet, so der Tenor der derzeitigen Berichterstattung, eine Grenze – eine Grenze, die nicht hätte überschritten werden dürfen.

Und so formiert sich ein Journalismus, der anstelle von Aufklärung, Dialog und sachlicher Berichterstattung zu jenen Instrumenten greift, mit denen ein maximaler Grat an publizistischer Gewalt erreicht werden kann.
Ohne kritische Distanz, gebrauchen Journalisten im Zusammenhang mit Naidoo die Kampfbegriffe Verschwörungstheorie und Verschwörungstheoretiker – und damit der Leser auch ja versteht, dass zu dem „Sohn Mannheims“ Abstand zu halten ist, rückt die Qualitätspresse ihn in die rechte Ecke.

Das Sprachbild von Politikern als Marionetten, so heißt es in der Berichterstattung mit dem eindringlichen Widerhall des schweren Vorwurfs, dem man sich kaum entziehen kann, sei ein Begriff, der auch von Nazis und Fremdenfeinden in ihrer Ideologie verwendet würde.
Das stimmt.

Aber was soll diese Feststellung?

Ist die Marionette nicht eine geistesgeschichtlich tradierte Metapher, die sich an zahlreichen Stellen in der Literatur findet?
Man denke an die folgenden Zeilen des …. (HIER weiterlesen auf „Rubikon“)

Über Bernd Schuhböck

Nicht nach heutigen, jedoch nach den Maßstäben der Ära Willy Brandt politisch eher linksliberal. Wer ihn missverstehen möchte, nennt ihn einen Sozialromantiker. Wer ihn kennt, wertkonservativ und mit zu viel Ethos für einen Bayer. Der Mann für´s kommunale, soziale oder sonstwie politische. Oder für Themen, für die sich keiner fand, der sie aufgreifen wollte.

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