Am Tag nach Merkels Bekanntgabe, bei der Bundeskanzlerwahl im Jahre 2017 erneut anzutreten, bleiben die von vielen erwarteten Jubelchöre der deutschen Presse überraschenderweise stumm. Der von Merkel mit der Begründung „sie kennen mich“ vorgetragene Entschluss, eine vierte Amtszeit anstreben zu wollen, trifft auf eine zurückhaltende Bilanzierung ihrer bisherigen Kanzlerschaft.
In der CDU gibt es derzeit niemand, der ihr -ohne künstlich hochgeschrieben werden zu müssen- als Kanzlerkandidat/in nachfolgen könnte. Die Nachfolgefrage hatte Merkel sträflich vernachlässigt. Ihr „alternativlos“ in der Politik dürfte auch bei der persönlichen Nabelschau die Richtschnur gewesen sein.
Und gerade weil man Merkel „kennt“, besser dass, was sie in den zurückliegenden 11 Jahren ihrer Kanzlerschaft verantwortete, „wäre es eigentlich Zeit für einen Wechsel“. Schreibt die „Zeit“.
2013 gewann Merkel die Wahl mit dem Versprechen „die Bürger nicht zu sehr mit den Umwälzungen der Globalisierung zu belasten. Dieses Versprechen hat sie nicht gehalten“.
Wofür stand und steht Merkel genau, fragt die „Süddeutsche“? Zum Beispiel „in der Renten-, der Steuer-, der Klima- oder der Sicherheitspolitik. Wie will sie der AfD die Wähler wieder abspenstig machen? All das können einem sogar CDU-Vorstandsmitglieder kaum noch sagen“.
Und die „FAZ“ bilanziert: „Für Merkel sieht die Rechnung nicht gut aus“.
Eine Rechnung, an der am Ende nur ein ihr unterstelltes Pflichtbewusstsein stehen könnte. Aber auch das ist eine wohlmeinende Unterstellung. Denn, so schreibt „spiegel online“, „Ein Abschied wäre ihr ohnehin negativ ausgelegt worden, als Flucht von der Brücke in stürmischen Zeiten“.
Bleibt es nach Merkels unerklärter Flüchtlingspolitik, einem nicht erkennbaren politischen Programm und der Missachtung eines sozialen Ausgleichs beim „weiter so“- Dauerhalbschlaf in Deutschland, werden sich die Wolken über Merkel bis zum Wahlabend in 11 Monaten verfinstern. Was bleiben könnte, wäre ihre Heimkehr zu den Abgehängten in die Uckermark.