Negativer Bürgerentscheid zu Gewerbegebiet -Geht’s für Pfaffenhofen nun bergab

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Na klar, meinten zuvor die Befürworter. Alles wird teurer und sogar „unsere Werte“ gehen verloren.  

Wer heute in der Stadt Pfaffenhofen aufwachte und sich über das Abstimmungsergebnis zum Bürgerentscheid „Gewerbegebiet Kugelhof 2“ informierte, erfuhr zwar etwas über die klare Absage der Bürger mit 60:40 zu diesem Vorhaben, konnte beim Blick aus dem Fenster jedoch nichts von den dunklen Wolken sehen, die städtische Befürworter dieses Gewerbegebiets in eindringlichen Appellen der letzten Tage auf Plakaten, in Videos und Websites prophezeiten, sollten die Bürger ein negatives Votum abgeben. Doch die Bürger taten es doch.

Und nun? Naht er nun wirklich, der wirtschaftliche, kulturelle oder soziale Untergang der Stadt Pfaffenhofen?

Naja, Bgm. Herker war ja so schlau und verortete diesen Niedergang in einem Videostatement ja erst im Abstand von 10 Jahren. Doch warum sollte dieser „Schaden“ überhaupt eintreten, hatte man doch auch ohne „Gewerbegebiet Kugelhof 2“ so vieles gut hinbekommen.

Was hatte Herker in seinem Statement nicht alles aufgezählt. Man habe „in den letzten 15 Jahren eine bemerkenswerte Entwicklung des kulturellen Lebens in Pfaffenhofen verzeichnet“, im Sozialen „können wir umfangreiche Betreuung bieten“, haben „massiv in den sozialen Wohnungsbau investiert“, und u. A. durch die „Revitalisierung des Handels 50% mehr sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze geschaffen“ und die „Auspendlerquote auf unter 60% gedrückt“.

Und das soll jetzt alles wegen eines nicht zu realisierenden Gewerbegebiets verloren sein?

Ja sicher, prognostizierte Geschäftsführer Matthias Scholz von der stadteigenen „Wirtschafts- und Servicegesellschaft“ WSP den Niedergang. Der Wohlstand wäre nicht mehr gesichert, und „das Leben wird für uns alle teurer“ wenn man Betrieben nicht die Möglichkeit gäbe sich zu erweitern, zu verlagern oder sich anzusiedeln.

Aber auch „unsere Werte in Pfaffenhofen“ gehen mit diesem Nein der Bürger den Bach runter. Die „junge Mama“ und Fraktionssprecherin der SPD-Fraktion im Stadtrat, Julia Spitzenberger, hatte, so ihr Videostatement, nicht nur für das Gewerbegebiet gestimmt, sondern damit gleichzeitig „auch für unsere Werte in Pfaffenhofen abgestimmt, damit diese erhalten blieben“.

Oh je, es wird teurer, Wachstum fällt aus und sogar unsere Werte gehen verloren.

Oder ist es eventuell doch so, wie der Sprecher der Interessengemeinschaft „Stoppt den Flächenfraß“, Manfred „Mensch“ Mayer im „Donaukurier“ meinte, dass Pfaffenhofen mit dieser Entscheidung bewiesen habe, dass die Bürger in der Gesamtheit mehr verstanden hätten als die führenden Politiker und die Gewerbetreibenden. „Wachstum, das auf Vernichtung beruht, braucht es ein für alle Mal nicht mehr“.

Jetzt schau ma moi, dann seng mas scho.

Nähme man Bgm. Herker beim Wort, würden die Pfaffenhofener in 10 Jahren erneut an ihren Fenstern stehen und sich von da an ansehen können, wie sich das Fehlen des abgelehnten Gewerbegebiets auf die Stadt auswirke. Doch nur, wenn sie sich bis dahin noch an seine Prophezeiung erinnern können.

Über Bernd Schuhböck

Nicht nach heutigen, jedoch nach den Maßstäben der Ära Willy Brandt politisch eher linksliberal. Wer ihn missverstehen möchte, nennt ihn einen Sozialromantiker. Wer ihn kennt, wertkonservativ und mit zu viel Ethos für einen Bayer. Der Mann für´s kommunale, soziale oder sonstwie politische. Oder für Themen, für die sich keiner fand, der sie aufgreifen wollte.

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