Tonnenleerung – Online abrufbare Terminpläne werden beim Lesen zum Suchspiel

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Gut gedacht, schlecht gemacht. Wenn Verbraucher Abfuhrtermine mit der Lupe suchen müssen.

Können sie sich noch an die Zeit erinnern, als die Fernsehbilder nur schwarz/weiß zu empfangen waren? Da mussten sich Fernsehansagerinnen (ja, die gab es früher wirklich) kontrastreich anziehen und Fußball Kommentatoren besonders viel erklären, wenn sich die Mannschaft mit dem „dunkleren Trikot“(blau) nicht besonders gut von der mit dem „etwas helleren Trikot“(grün) unterscheiden ließ.

Wenn man Farben in s/w ausdruckt.(Zum Vergrößern anklicken)

Für viele unserer Landkreisbewohner, darunter auch die Verantwortlichen im „Abfallbetrieb des Landkreises Pfaffenhofen a .d Ilm“ (AWP), dürften dies Erzählungen aus einer anderen Welt sein. Und so verwundert es nicht, dass man beim AWP nur „in Farbe“ dachte, als man sich an die grafische Gestaltung der ab 2018 ausschließlich nur noch online abrufbaren Abfallterminpläne machte.

Ob wie bisher in Farbe gedruckt und in den letzten Wochen des Jahres bei Leerung der Papiertonne verteilt, oder jetzt nur noch online abrufbar und vom Tonnennutzer am heimischen Drucker ausgedruckt: Worin soll da der Unterschied liegen?

Es gäbe keinen, wenn die Welt durchgängig farbig wäre.

Ansicht s/w. (Zum Vergrößern anklicken)

Da aber in den Haushalten mit Druckern rund 40 Prozent der mit dem Computer verbundenen Drucker nur schwarz/weiß drucken können (Martforschungsunternehmen Context), verändert sich der am Computer Bildschirm eben noch in Farbe betrachtete Abfallterminplan nach dem ausdrucken in eine Kaufaufforderung für optische Hilfsmittel:

Ohne Lupe sind die darauf abgebildeten Piktogramme, zumindest in der Druckvariante „Kalenderübersicht“, sinnvoll nicht mehr zuordenbar.

Bei der für die Piktogramme der einzelnen Abfallarten (Papier, Rest- und Biomüll) vom AWP gewählten Farbgebung (grün, grau, braun) verhält es sich wie mit der Fußball Übertragung aus früheren Zeiten: Bei diesen Farben wären die Mannschaften, beziehungsweise sind die unterschiedlichen Piktogramme schlecht unterscheidbar. (Daran ändern auch die zusätzlich in den Tonnenpiktogrammen eingefügten kleinen Buchstaben P, R und B nichts).

Wer jedoch auf die „übersichtliche Kalenderform Drucken“ verzichten kann, und stattdessen auf der Internetseite des AWP „Leerungstermine als Liste Drucken“ wählt, bekommt eine, der bisher verteilten Druckversion entsprechende pdf-Datei, die auch bei s/w-Druck nichts von ihrer Übersichtlichkeit einbüßt.

Wir stellen aber auch eine Datei-Version zur Verfügung, die man sich auf sein Smartphone laden kann“ betont AWP-Werksleiterin Elke Müller. Angesprochen auf die s/w-Problematik, verweist die Werksleiterin auf die Wahlmöglichkeit „Listen- oder Kalenderform“. „Wer nur schwarz weiß drucken kann, sollte sich für die Listenform entscheiden“. Wobei diese Form der Abfallterminpläne auch an Kunden verschickt würde, „die keinen Drucker besitzen und die Leerungstermine bei uns telefonisch anfordern“. (Tel. 08441 7879-50 )

Auch bei den jeweiligen Gemeindeverwaltungen kann man sich die Abfallterminpläne ausdrucken lassen.

Wir drucken auf Wunsch beide Varianten aus“, ergab ein Anruf im Bürgerbüro Geisenfeld. „Wenn gewünscht auch in Farbe“. Da die Ausstattung der jeweiligen Gemeinde- Markt- und Stadtverwaltungen standardisiert sein sollte, müsste diese Vorgehensweise in allen Verwaltungen des Landkreises möglich sein.

Abschließend wäre noch die Frage nach dem „warum“ zu klären, also warum die Abfallterminpläne jetzt nur noch online abrufbar sind?

Damit reagiere man gleich „auf mehre Problemstellungen“ erklärt AWP-Werksleiterin Elke Müller. „Zum einen kollidierten immer öfter feste Drucktermine mit noch nicht abgeschlossenen Entsorgungs- und Tourenplanungen -gerade eben müssten wir kurzfristig mit einer Ausschreibung für Bioentsorgung auf veränderte Marktanforderungen reagieren- und zum anderen kam es in der Vergangenheit bei der Logistik der zu verteilenden Abfallterminpläne zu Kundenbeschwerden und falsch zugeordneten Straßen“.

Fazit: Bei den eigentlich kundenfreundlichen Auswahlmöglichkeiten der jetzt nur noch online abrufbaren Abfallterminplänen gibt es ein Problem, wie es ja öfter vorkommen soll. Gut gedacht aber -in Teilen- schlecht gemacht. Vieles was am Schreibtisch noch hervorragend aussah, entpuppt sich in der praktischen Anwendung als untauglich. Auswahl ist schön. Sie wäre noch schöner, wenn sie denn -bei entsprechender Farbgestaltung der verschiedenen Möglichkeiten- alle Anwender hätten.

Über Bernd Schuhböck

Nicht nach heutigen, jedoch nach den Maßstäben der Ära Willy Brandt politisch eher linksliberal. Wer ihn missverstehen möchte, nennt ihn einen Sozialromantiker. Wer ihn kennt, wertkonservativ und mit zu viel Ethos für einen Bayer. Der Mann für´s kommunale, soziale oder sonstwie politische. Oder für Themen, für die sich keiner fand, der sie aufgreifen wollte.

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