Eine dort hergestellte Waffe könnte nicht nur Russland, sondern sollte auch der Region Ingolstadt Sorgen bereiten.
Es gibt Regionen in Deutschland die sind wegen ihrer Erzeugnisse weit über die heimischen Grenzen hinaus bekannt. Eine davon ist Schrobenhausen im Städtedreieck – München – Augsburg – Ingolstadt. Bekannt durch den dort zwischen März bis Juni gestochenen Asparagus officinalis: Besser bekannt unter dem Namen Gemüsespargel.
Zwischen 60 und 90 Spargelbauern (genauere Zahlen sind nicht auffindbar) produzieren dort jährlich ca. 5 Tsd. Tonnen Bleich- und Grünspargel. Jede Stange mit einer streng festgelegten maximalen Länge von 22 (Bleich) oder 27 cm (Grün).
Spargel mit einer Länge von Zwei Meter produziert ein zwar in Schrobenhausen, überregional jedoch weniger bekannter „Erzeuger“. Dieser Spargel, gefertigt aus Spezial-Stahl, nennt sich „Taurus“ und schlummert zusammen mit 480 Kilo Sprengstoff im Inneren einer Fünf-Meter-Rakete. Er wird nicht auf einem Feld „angebaut“, sondern im Hagenauer Forst in einem Bunker „montiert“. Auf dem Gelände der Taurus Systems GmbH, einer Tochter des Rüstungsunternehmens MBDA Deutschland GmbH am Rande von Schrobenhausen. Wobei die Stückkosten dieses 1360 Kilo schweren Spargels mit 950.000 € jeden konventionellen Spargelbauern jubeln lassen dürften.
Doch der Preis scheint angesichts der Tatsache gerechtfertigt, dass konventioneller Spargel nicht so weit flöge wie dieser „Taurus“ Marschflugkörper, der eine Reichweite von bis zu 500 Kilometern aufweist und am Einschlagpunkt nicht wie konventioneller Spargel, nach dem „Genuss“ einen unangenehmen Urin-Geruch, sondern durch seine Bunkerbrechende Wirkung enorme Explosionsschäden erzeugt.
Damit die Fähigkeiten der bei der Bundeswehr noch einsatzfähig rumliegenden 150 Stück dieser Lenkwaffe auch weiter im Osten bekannter würden– schließlich fliegt der/die „Taurus“ gut 200 Kilometer weiter als die britische Storm-Shadow, für die in der Exportverion eine offizielle Reichweite von 250 bis 300 Kilometer angegeben wurde- meldete sich der bekannt russophob aufgestellte Roderich Kiesewetter, Oberst a. D., Bundestagsabgeordneter der CDU und Mitglied im Auswärtigen Ausschuss und twitterte im Stile von „Herr Lehrer, Herr Lehrer wir haben da auch etwas“ folgendes:
Und Schwups, bekam die Bundesregierung -die Regierung, die trotz allerlei Waffen- und Panzerlieferungen von sich behauptet sie sei keine Kriegspartei im Ukrainekonflikt- kurz danach eine Anfrage aus der Ukraine, ob man diesen Spargel nicht haben könnte. (Entschieden wurde darüber bis dato noch nicht)
Egal wie lachhaft man es finden würde, wenn man Zeuge einer Auseinandersetzung wurde und nun vor Gericht miterlebt, wie ein Mitangeklagter dem Richter seine Rolle als Unbeteiligter klar zu machen versucht in dem er ihm treuherzig erklärt, statt den Versuch zu unternehmen den Streit zu schlichten, habe er einem der Kontrahenten doch nur fortwährend dicke Knüppel gereicht, damit der sich verteidigen konnte. Das könne ihm doch nicht als Beteiligung zur Last gelegt werden. Genau so argumentiert auch die „unbeteiligte“ Bundesregierung.
Abgesehen davon, dass in Sachen „Wir sind nicht Kriegspartei“ die fachlichen Bewertungen weit auseinandergehen, käme es im Ukraine-Konflikt ausschließlich auf die Bewertung der Russischen Regierung an.
Die in unserer Gesellschaft zu beobachtende merkwürdige Gelassenheit einer sich gegenüber Russland immer schneller drehenden Eskalationsspirale sollte nicht darüber hinwegtäuschen das man jeden i.d.R. nur bis zu einem gewissen Punkt reizen kann. Reaktion schließen Überreaktion nicht aus. Auch nicht in geostrategischen Angelegenheiten.
Hat sich schon jemand gefragt wie diese ganzen Staatchefs und übrigen Wichtigtuer so mutig sein können und zum Händeschütteln im täglich von Luftalarm, Drohnen und Bombenangriffen gepeinigten Kiew bei Selenskyj antreten können, ohne Gefahr laufen zu müssen, vom bösen Russen eliminiert zu werden?
Gibt es da ein Gentlemen’s Agreement mit den bösen Russen? Beim letzten Besuch des Amerikanischen Präsident J. Biden in Kiew blitzte etwas derartiges auf als bekannt wurde, dass man sich mit den Russen über störungsfreie Ankunft, Aufenthalt und Abreise absprach.
Doch wie lange würde dergleichen noch Gültigkeit haben, wenn die Ukraine mit den von Großbritannien bereits gelieferten, und von Deutschland erbetenen „Gamechanger“ Storm Shadow und Taurus Ziele weit hinter der Front, also originär Russisches Gebiet angreift?
John Kirby, der Koordinator des Nationalen Sicherheitsrates des Weißen Hauses schien das zwar wachsweich auszuschließen als er gegenüber CNN anmerkte „das sie (die Ukrainer) uns versichert haben, dass sie unsere Ausrüstung nicht verwenden werden, um innerhalb Russlands zuzuschlagen“. Um jedoch nachzuschieben, dass sie es trotzdem machen können, denn „wenn sie ihnen übergeben werden, gehören sie ihnen.“.
Eindeutiger formulierte es der britische Außenminister James Cleverly. „Legitime militärische Ziele außerhalb ihrer eigenen Grenze sind Teil des Selbstverteidigungsrechts der Ukraine“.
Wobei der Berater des ukrainischen Präsidialamtes, Michail Podoljak noch einen draufsetzte und erklärte, das wichtigste sei Russen zu töten. Egal wo. „Wir haben Russen getötet und werden weiterhin überall auf der Welt Russen töten. Bis zum vollständigen Sieg der Ukraine.“
Wenn Russland nun nach dem Einschlag einer mutmaßlichen Storm Shadow in der Region Luhansk seine selbst von US-Geheimdienstkreisen beschriebene Zurückhaltung aufgeben sollte, und, wie ein ehemaliger US-Army-Captain (sic) von Russland erwartet, nun Nato-Stützpunkte in Polen anzugreifen, von denen aus westliche Waffen an die Ukraine geliefert werden und ukrainische Kampfflugzeuge operieren? Wenn Kanzler Scholz nach Stahlhelmen, Haubitzen, Mardern, Leopard-Panzern nun auch noch einige der in Schrobenhausen gefertigten „Taurus“ aus Bundeswehrbeständen an die Ukraine liefern, und diese dann Richtung Moskau fliegen würden?
Dann sollte man sich an die warnenden Töne aus Moskau erinnern, in denen immer die Rede davon war, dass der Westen, also auch das sich als Nicht-Kriegs-Teilnehmer betrachtende Deutschland, die bisherige Zurückhaltung Moskaus fälschlicherweise als Schwäche betrachtend , die von Russland aufgestellten roten Warnschilder in schöner Regelmäßigkeit missachtete.
Als Folge davon, auch das haben die Russen bereits angedeutet, könnte man seine bisher nicht sonderlich strapazierten waffentechnischen Fähigkeiten etwas mehr ins Schaufenster stellen und im Sinne des englischen Prinzips „tit for tat“ reagieren. Seit der Drohne über dem Kreml, den Explosionen im Außenbezirk von Moskau und den Terroranschlägen auf Zivilisten werden die Forderungen aus allen Kreisen der russischen Bevölkerung lauter, endlich eine härtere Gangart einzuschlagen.
Die Aussagen von Cleverly, Podoljak und zuletzt die als „Feuer frei gegen Russland“ empfundenen Einlassungen des US-Amerikaners Kirby hatte man in der russischen Öffentlichkeit genauestens zur Kenntnis genommen. Als Reaktion dieser nicht nur gegen das russische Militär, sondern auch gegen die russische Zivilgesellschaft gerichteten Aggression sollten endlich die Entscheidungszentren der Waffenlieferanten, deren Lager und Fertigungsstätten eliminiert werden. Der Ukraine wäre damit auch jede militärische Grundlage entzogen und sie müsste sich mit Russland an den Verhandlungstisch setzen.
Nochmal: Reaktion schließt Überreaktion nicht aus und Rote Linien können auch von Russland missachtet werden.
Aber wie wollen die Russen das denn machen, fragen sich jetzt durch Mainstream-Medien lobotomierte und mittels Talkshows gehypten Wald- Wiesen- und Polit-Experten selektiv informierte Bundesbürger?
Die Russen wurden doch von uns in Grund und Boden sanktioniert, laut Baerbock ruiniert und Putin steht doch sowieso kurz vor seiner Verhaftung. Da die Russen Öl, Gas und selbst Diamanten nirgendwo auf der Welt mehr verkaufen können, haben sie auch kein Geld mehr für ihr Militär. Und da sie seit Monaten keine Munition oder gebrauchsfähige Raketen haben, konnten sie weder Bachmut erobern noch überlegene westliche Militärtechnik samt Kommandobunker zerstören.
Also, was soll uns schon passieren!?
Ich würde mir wünschen, dass, wenn schon nicht in Berlin, so doch die Bevölkerung die Lethargie nicht nur bei den die Regierung abstrafenden Umfragen, sondern sie auch in der Auseinandersetzung mit ihr abstreift. Und sich der immer größer werdenden Gefahr bewusst wird, wenn Deutschland den Point of no Return übersieht.
Der dürfte erreicht sein, sobald Deutschland den im Schrobenhausener Spargelland gefertigten, weit ins russische Hinterland vordringenden Langstrecken-Luft-Boden-Marschflugkörper „Taurus“ an die Ukraine liefert.
Man kann die kriegerische Auseinandersetzung zwischen Russland und Teilen der Ukraine , ob unter Einbeziehung einer jahrelangen Vorgeschichte oder nicht, politisch, geostrategisch oder moralisch bewerten wie man mag. In erster Linie sterben dort Menschen. Gewaltsam! Grausam! Zum Teil auf bestialische Weise! Und die Lieferung der Langstreckenrakete „Taurus“ könnte nun auch Sterben in Deutschland auslösen.
Die Zivilisationsbrüche die damit einhergehen, die fallenden Masken einzelner Staatenlenker und eskalationstreibender Abgeordneter die mehr oder minder unverhohlen einem Hurrapatriotismus frönen da es endlich wieder gegen Russland geht, diese Brüche könnten wir -neben dem Schock über das späte Erwachen Deutschlands- für lange Zeit nicht überwinden.
Einige Bombenkrater in Deutschland, womöglich auch in den Luftwaffenstützpunkten und militärtechnischen Fertigungs- und Wartungsbetrieben in der Region Ingolstadt, wären ein unmissverständlicher Hinweis darauf das sich Deutschland erneut bei einer Auseinandersetzung mit Russland verhoben hat und einer düsteren Zukunft entgegen geht.
Und etwas anderes sollte man sich auch vergegenwärtigen: Als geschichtsgestählter Deutscher sollte man dabei weder auf Deutschland rettende Reaktionen Europas, der NATO oder den USA zählen.
Sie alle würden ein Bombardement auf Deutschland als Erleuchtung zum Weg für Friedensverhandlungen billigen, Waffenexporte und russophobe Rhetorik sofort einstellen und den Russen signalisieren, es wäre nicht nötig, jetzt auch noch London, Paris oder Warschau mit Raketen anzugreifen.
Betrachtet man sich die Kiesewetters unseres Landes beim Vorantreiben der Eskalation etwas genauer, könnte man vermuten, ihre ausschließlich gegen Russland gerichteten Statements seien in Wirklichkeit nur das Pfeifen im Wald, da sie wissen, das bei einem Scheitern ihrer Anti-Russland Anstrengungen keiner mehr einen Pfifferling auf ihre vermeintliche Reputation geben würde.
Denn: Russland braucht Deutschland nicht und könnte mit unserem sich gegenüber Russland selbst delegitimiert habenden Politpersonal auf lange Sicht auch nichts mehr anfangen. Und Kiesewetter, Strack-Zimmermann, Baerbock und Co. wären die Galionsfiguren dafür.
Galionsfiguren eventuell auch dafür, das „Schrobenhausener Spargel“ in Zukunft als besonders bitter wahrgenommen werden könnte.
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update 9. August 2023
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