Wie gut, dass die anderen Parteien die AfD haben.

Lesedauer 3 Minuten

Wir hören, sehen und lesen etwas über die AfD als „Nachfolger der Nationalsozialisten“ (A. Strack-Zimmermann im Bundestag). Wir hören, sehen und lesen etwas von Brandmauern, die „demokratische“ Parteien zwischen sich und der AfD gezogen sehen wollen. Wir hören, sehen und lesen wie die AfD, und z.B. ihre Vorsitzende, öffentlich als Nazis bezeichnet werden (SPD-Vorsitzender L. Klingbeil). Wir hören, sehen und lesen, die AfD wäre „die gefährlichste Partei in diesem Land“. (Grünen-Chefin und „Aufsteigerin des Jahres“ Ricarda Lang)

Doch sobald man sich Klarheit über derlei Zuschreibungen verschaffen möchte, mal nachbohrt, wie man dazu kommt in dieser Partei das politisch absolut Böse zu sehen, stößt man oftmals nur auf übertriebene, von politischen Gegnern absichtsvoll skandalisierte Luftnummern.

Doch wer hat die Zeit nachzubohren, kann sich einlesen oder versuchen sich einen etwas genaueren Überblick zu verschaffen. Also verlässt man sich darauf, dass das, was ja Alle sagen, so die gängige wie gleichzeitig abgelutschte Vorstellung von Mehrheitsgewissheiten, wohl stimmt.

Und so plappern und posten minderbegabte Politikversteher die von Medien und Politik vorgekauten politischen Hinterwäldlereien nach, und strömen euphorisch auf Straßen und Plätze, um sich gegen „Rechts“ zu wehren. Einfältigerweise wird „rechts“ gleich als Synonym für „Nazi“ verwendet.

Der neuerdings demokratiebeseelte Neudemonstrant, er hatte sich bisher -wie die meisten Deutschen- nur rudimentär mit politischen Feinheiten beschäftigt, registrierte allerdings nicht, dass sich im Lande seit geraumer Zeit ein vom gesamten politischen Establishment getragener Konservatismus mit militärischem Beiboot breit machte. Politikbeobachter alter Schule würden dies als Hinwendung nach „Rechts“ bezeichnen.

Denn aus Pflugscharen wurden wieder Schwerter, aus Friedenstauben Falken, aus Wohlstand für alle wurden Sondervermögen fürs Militärische und lange gepflegte Völkerfreundschaften wichen geschichtsrevisionistischen Bestrebungen.

Und mittendrin diese böse AfD.

Dabei ist diese Partei, abgesehen von einigen Verrückten, so braun wie die SPD oder die Grünen heute noch links sind. Die AfD ist einfach eine neoliberale Partei wie alle anderen im Bundestag vertretenen Parteien auch, und somit keine wirkliche Alternative zu den anderen Parteien. Viele ihrer Wähler sehen das nur nicht. O.K., manche unter ihnen wählen die AfD wegen ihrer vermeintlich radikalen Einlassungen. Andere wählen sie, weil sie den Finger in die Wunden der anderen Parteien legt. Überwiegend wird die AfD jedoch aus Protest gewählt. Und hier kommt nun eine Überlegung ins Spiel, die nur auf den ersten Blick abwegig erscheint.

Was wäre, wenn die oben angeführten Verteufelungen nur einer System erhaltenden Funktion dienen, die AfD als „Auffangbecken für Unzufriedene“ zu nutzen, um „von den harten, sozioökonomischen Themen abzulenken“ fragt Jens Berger im nachfolgend verlinkten Artikel?

Nachtrag: Da ich oben davon schrieb, die AfD sei „keine wirkliche Alternative zu den anderen Parteien„, hier ein Redebeitrag von Sevim Dağdelen (Bündnis Sahra Wagenknecht) vom 14. Juni 2024 im Deutschen Bundestag. „Die AfD ist die Altpartei der Rüstungsindustrie„.

Über Bernd Schuhböck

Nicht nach heutigen, jedoch nach den Maßstäben der Ära Willy Brandt politisch eher linksliberal. Wer ihn missverstehen möchte, nennt ihn einen Sozialromantiker. Wer ihn kennt, wertkonservativ und mit zu viel Ethos für einen Bayer. Der Mann für´s kommunale, soziale oder sonstwie politische. Oder für Themen, für die sich keiner fand, der sie aufgreifen wollte.

Schon gelesen?

Das demokratische an „unserer“ Demokratie

Der gesellschaftliche Blick auf dieses „unsere“.