Wo Baerbock Trumps „Ruchlosigkeit“ sieht, sieht Nato-General a. D. Harald Kujat Selenskyjs Kompromisslosigkeit.
„Eine neue Zeit der Ruchlosigkeit hat begonnen“, bewertete die noch amtierende grüne Außenministerin Deutschlands, Annalena Baerbock, den Eklat im Oval Office des Weißen Hauses zwischen Trump und Selenskyj.
Annalena Baerbock, deren dreijährige Amtszeit nach den Worten Godel Rosenbergs von „Geschichtslosigkeit, Unwissenheit, der andauernde Versuch, Realität durch Ideologie zu vernebeln, und eine durch nichts zu begründende Arroganz“ gekennzeichnet war, forderte „Deutschland müsse an dieser historischen Wegmarke Führung einnehmen„.
In dem Wortschwall, nach Ansicht Rosenbergs* wird er „als verbale Karikatur in die Geschichte eingehen“, den sie am 1. März 2025 bei einem Statement im Auswärtigen Amt nach dem Eklat im Weißen Haus losgelassen hatte, konkretisierte sie mit keinem Wort, worin und durch wen sie diese „historische Wegmarke“ gesetzt sah, sprach aber „klar und über den Atlantik hinweg“ davon, „was richtig und was falsch ist, darf uns nie egal sein“.
Was auch immer Baerbock in den „unsäglichen Videos aus dem Weißen Haus“ gesehen haben will, ihre Schlussfolgerung ist klar: „Wir müssen unsere deutsche Unterstützung für die Ukraine noch einmal ausbauen – und zwar unverzüglich“. (Was hatte Baerbock gesehen? Das komplette 50-minütige, oder nur die letzten hitzigen 10 Minuten des Gesprächs vom 28.02.2025)
Was Baerbock in ihrem Statement mit „wir müssen selbst als Europäerinnen und Europäer stärker als jemals zuvor vorangehen“ andeutet, und was das für Deutschland und Europa bedeuten würde, wenn nach dem Eklat zwischen Trump und Selenskyj die USA sowohl ihre Friedensbemühungen als auch die Hilfen für die Ukraine komplett einstellen würde und Europa versuchen sollte, diese Lücke militärisch, finanziell oder auch wirtschaftlich komplett kompensieren zu wollen, erläutert Nato-General a. D. Harald Kujat im nachfolgenden Video. Mit ihrer sturen, gegen den US-Willen gerichteten Pro-Kriegs-Haltung könne Europa die Ukraine nicht vor einer katastrophalen Niederlage bewahren.
Im Interview mit der Schweizer „Weltwoche“ betonte er das Spiel mit dem Feuer, wenn wir das enge Verhältnis und die enge Abstimmung mit den USA jetzt aufgeben würden, indem wir uns gegen die Friedensbemühungen Trumps, und für die von Selenskyj forcierte Fortführung des Krieges in der Ukraine entscheiden sollten.
Und über eines sollten wir uns nicht täuschen: Sollte Europa diesen Weg gehen und einem europäischen Krieg entgegensteuern, werden uns die Amerikaner aus dieser Sackgasse nicht herausholen. (NATO-Beistandspakt hin oder her)
Dem derzeitigen europäischen Hühnerhaufen fällt es schwer die Lage richtig einzuschätzen (der Krieg war und ist nicht zu gewinnen) und die daraus notwendigen Konsequenzen zu ziehen (keinen europäischen Krieg zu riskieren).
Wenn es den Europäern gelänge, Selenskyj davon zu überzeugen, das eine Fortführung des Krieges den Untergang der Ukraine bedeute, könnte er die Gespräche mit Trump fortsetzen und Verhandlungen für Friedensgespräche aufgenommen werden.
Der Antwort, mit der Kujat die Frage beantwortet, ob sich Europa der Verantwortung darüber bewusst ist, ob Frieden geschlossen, oder die Ukraine eine militärische Niederlage erleiden wird, stellt er ein in früheren Zeiten weit verbreitetes Sprichwort voran. „Man sagt ja, wem Gott ein Amt gibt, dem gibt er auch Verstand“. Doch „den Eindruck habe ich leider nicht“ fasst er Weitsicht und Vernunft der politischen Handlungsebene in Europa zusammen.
*Godel Rosenberg, deutsch-israelischer Journalist, Autor und ehemaliger Leiter der Repräsentanz der Bayerischen Staatsregierung in Israel.