In Wolnzach feiert man am 7. März mit einem Film „100 Jahre Frauenwahlrecht“

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Am Vorabend des „Internationalen Frauentag“ lädt die örtliche SPD zu Sekt, Film u. Diskussion ins Amper-Kino ein.

Man(n) hätte sie gerne beibehalten, die „Göttliche Ordnung“. Sowohl in Bayern als auch in der Schweiz, wie ein unter diesem Titel gedrehter Spielfilm der Eidgenossen eindrücklich vor Augen führt.

Warum sollte sich an der seit der Steinzeit gewohnten Ordnung etwas ändern, das der Mann, während die Frau Höhle, Feuer und Kinder hütet, tagelang dem Essen nachläuft und bei seiner Heimkehr mit benachbarten Keulenschwingern die Geschicke im Höhlenumfeld dominiert.

In Deutschland brauchte es 1918 erst eine Revolution, damit „Frau“ im Windschatten der politischen Umbruchstimmung das eindimensionale aber traditionelle Rollenbild als Hausfrau und Mutter abstreifen konnte, und ihr wie 1906 in Finnland als erstem Europäischen Land geschehen, das politische Wahlrecht zuerkannt wurde.

Karten für die auf Einladung der Wolnzacher-SPD am 7. März ab 19 Uhr stattfindende Film- u. Diskussionsveranstaltung mit Sektempfang gibt es unter Tel. 08442 – 3953 / Amper-Lichtspiele, Elsenheimer Straße 18, 85283 Wolnzach – Gezeigt wird der Film „Die Göttliche Ordnung“. Als Gast wird Köschings 1. Bürgermeisterin, Frau Andrea Ernhofer erwartet

Dass die Bayerische SPD beim aktuellen Gedenken an „ihren“ Kurt Eisner , dem ersten Bayerischen Ministerpräsident, dessen Proklamation zur Ausrufung des „Freistaat Bayern“ anlässlich der Novemberrevolution 1918 mit der Einführung des Frauenwahlrechts verknüpft, und beides als Leistung der SPD verkaufen möchte, ist bei deren derzeitiger Geschichtsvergessenheit zwar verständlich, doch gleich in zweierlei Hinsicht unredlich: Weder war Eisner damals SPD Mitglied, noch proklamierte er das Frauenwahlrecht. (Siehe unten*)

Doch das soll die Errungenschaft zur Gleichstellung der Frau nicht schmälern, die am 30. November 1918 mit dem Satz „Männer und Frauen haben grundsätzlich dieselben Rechte und Pflichten“ in die Weimarer Verfassung aufgenommen wurde.

In der Schweiz mussten die Frauen noch bis 1971 warten, bis am 7. Februar das Wahlrecht für Frauen auf Bundesebene angenommen wurde. Bis es auch im letzten der Schweizer Kantone, im Kanton Appenzell Innerrhoden so weit war, musste man noch bis 1990 warten.

Abschließend noch etwas Wasser in den sonst guten Wein der Geschlechtergleichstellung:
100 Jahre nach Einführung des Frauenwahlrechts ist das deutsche Parlament so männlich wie seit zwanzig Jahren nicht mehr. Nur ein Drittel der Abgeordneten sind Frauen.

*Zum einen war Kurt Eisner zum Zeitpunkt der Münchner Novemberrevolution am 8. November 1918 kein Mitglied der SPD mehr. (Ausgetreten wegen der Kriegspolitik der SPD). Zum anderen gibt es im Gegensatz zur von ihm ausgerufenen „Bayern ist ein Freistaat“-Proklamation für die ihm zugeschriebene zeitgleiche Ausrufung des „Frauenwahlrechts“ keinerlei Dokumente.    

„Männer und Frauen haben grundsätzlich dieselben Rechte und Pflichten“ wurde am 12. November 1918 vom Rat der Volksbeauftragten das allgemeine Frauen- und Männerwahlrecht auf Reichsebene eingeführt und am 30. November 1918 in der Weimarer Verfassung verankert.

Kurt Eisner (USPD) und das allgemeine Wahlrecht: Von der Forschung wird dies unterschiedlich rezipiert:  Es ist anzunehmen, das Eisner am 8. 11. 1918 zwar eine Willenserklärung abgegeben hat, die Proklamation jedoch erst später erfolgte. Aus den Protokollen des Bayerischen Landtags geht hervor, das die Einführung des Frauenstimmrechts erst am 5. Dezember für den 12. Januar 1919 beschlossen wurde, also nachdem am 12. November 1918 vom Rat der Volksbeauftragten das Frauenwahlrecht auf Reichsebene eingeführt worden war. (Siehe Gabriele  Boukrif, „Der Schritt über den Rubikon“- Eine vergleichende Untersuchung zur deutschen und italienischen Frauenstimmrechtsbewegung, Herausgegeben vom Hamburger Arbeitskreis zur Geschlechterforschung.

Über Bernd Schuhböck

Nicht nach heutigen, jedoch nach den Maßstäben der Ära Willy Brandt politisch eher linksliberal. Wer ihn missverstehen möchte, nennt ihn einen Sozialromantiker. Wer ihn kennt, wertkonservativ und mit zu viel Ethos für einen Bayer. Der Mann für´s kommunale, soziale oder sonstwie politische. Oder für Themen, für die sich keiner fand, der sie aufgreifen wollte.

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