Wie immer bei Lebensmittelskandalen geht es auch um handfeste wirtschaftliche Interessen. Dabei scheinen Todesopfer vernachlässigbare Kolateralschäden zu sein. So auch beim sich aktuell in Europa ausbreitenden EHEC-Keim. In Dänemark und Schweden sind bis Freitag über 30 Krankheitsfälle nachgewiesen worden, wie die Gesundheitsbehörden in Kopenhagen und Stockholm mitteilten. Auch in Großbritannien und den Niederlanden wurden erste Krankheitsfälle nachgewiesen. Laut offiziellen Angaben sollen die Betroffenen zuvor in Deutschland auf Reisen gewesen sein.
Von einer EHEC-Epidemie wollte man beim Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin trotzdem noch nicht sprechen. Bundesweit gebe es 276 bestätigte Ehec-Infektion, bislang 10 Todesfälle.
EHEC-Bakterien werden direkt oder indirekt vom Tier auf den Menschen übertragen. Als Reservoir gelten Wiederkäuer, vor allem Rinder, Schafe, Ziegen. Die Übertragung auf den Menschen erfolgt fäkal-oral, wobei die Erregeraufnahme über den Kontakt mit Tierkot, über kontaminierte Lebensmittel oder Wasser erfolgt, aber auch durch direkten Kontakt von Mensch zu Mensch.
Keiner will es gewesen sein.
Nachdem in Deutschland spanische Gurken in den Verdacht gerieten, Auslöser blutiger Durchfälle, Nierenversagen und im schlimmsten Fall todbringend zu sein, gingen die Spanier auf die Barikaden. „Wir dürfen uns nicht auf dem Gebiet von Spekulationen bewegen„, sagte der Staatssekretär im Madrider Agrarministerium, Josep Puxeu. Der spanischen Landwirtschaft drohen große Verluste.
Nach Überprüfung zweier Betriebe in der südspanischen Region Andalusien durch die spanische Gesundheitsbehörde wurden Meldungen der EU in der Nacht auf Samstag dementiert, wonach diese Betriebe in Almeria und Malaga vorsichtshalber vorläufig geschlossen worden seien. Zumindest ein spanischer Betrieb geht weiter davon aus, seine nach Norddeutschland gelieferten Gurken seinen im Hamburger Großmarkt auf den Boden gefallen und dabei, möglicherweise, verunreinigt worden.
Aus Angst vor dem Erreger meidet unterdessen die Mehrheit der Deutschen Gemüse wie ungekochte Tomaten, rohe Gurken und Salat. 58 Prozent der Deutschen folgen dem Rat des „RKI“ und verzichten auf den Verzehr. 41 Prozent folgen dem Expertenrat nicht. (Umfrage des Meinungsforschungs-Instituts Emnid im Auftrag von BILD am SONNTAG)
UPDATE 30.05.2011 / Video von SPIEGEL TV: EHEC- Spurensuche in Spanien
Weitere Informationen beim Robert-Koch-Institut
oder auf der Seite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (EHEC-Hygiene beachten)