„Freunde von Valjevo“ luden zum Vortrag über Israel

Lesedauer 3 Minuten

Nirit Sommerfeld sprach am 15. Juni in Pfaffenhofen über die Dehumanisierung Israels.

In Deutschland kann man nur äußerst selten darüber etwas lesen, und in der gängigen Fernsehberichterstattung so gut wie nie etwas davon sehen:

Das Leiden der Palästinenser am Staat Israel und die undemokratischen Gegebenheiten „der einzigen Demokratie im Nahen Osten“.

Wie gut, dass man sich am vergangenen Freitag in Pfaffenhofen wenigstens etwas darüber anhören konnte.

Und als wolle man obige Feststellung und die israelkritischen Ausführungen im Vorfeld von Nirit Sommerfelds Vortrag noch bestätigen, konnte man in Deutschland zum Beispiel auch nichts über eine rassistische, faschistoide Aussage des Abgeordneten der nationalistischen Likud-Partei, Miki Zohar lesen, die er zwei Tage zuvor, am 13. Juni, zur Vorherrschaft der „jüdischen Rasse“ während einer Radiodebatte in Israel machte:

„Die gesamte jüdische Rasse ist das höchste menschliche Kapital, das klügste, das verständigste“.

(In einem anschließenden Interview mit „Hadashot TV-Nachrichten“ bestritt Zohar zunächst, dass er über die Vorherrschaft der „jüdischen Rasse“ gesprochen hatte, aber, mit der Aufzeichnung seines zuvor im Radio gemachten Kommentars konfrontiert, wiederholte und verschärfte er in noch: „Das jüdische Volk und die jüdische Rasse ist das höchste menschliche Kapital, das existiert“)

Die in Deutschland lebende Schauspielerin, Sängerin und Autorin Nirit Sommerfeld, eine Jüdin mit deutschem Pass und leidenschaftlicher Verbundenheit zu ihrem Mutterland Israel, verdeutlichte am 15. Juni in ihrem Vortrag (und der anschließenden Diskussion) Schein und Wirklichkeit im Vorgehen des Staates Israel gegenüber den Palästinensern.

Denn was die in Israel und Nordafrika aufgewachsene und seit ihrem 7 Lebensjahr in Deutschland lebende nach ihrer Rückkehr in das Land ihrer Sehnsucht im Jahr 2007 erlebte, „war erschütternder als alles was ich in meinem bisherigen Leben erlebt hatte“.

„Gelernte“ Wirklichkeit, vermitteltes „Wissen“, der humane, friedliebende Staat Israel, alles entpuppte sich nach und nach als Propaganda.


Nach dem Vortrag – Im Gespräch mit Nirit Sommerfeld

Wie diese tagtäglich auf die Israelis einwirkende Indoktrination -Palästinenser böse/Juden gut- wirkt, verdeutlichte Sommerfeld in ihrem Vortrag mit einem Zitat aus ihrem persönlichen Umfeld. Ein beim israelischen Militär dienender Verwandter gab ihr unumwunden zu verstehen, dass es „nur eine Lösung für die Palästinenser gäbe, die heißt Vernichtung“. (Im Publikum entstand urplötzlich betretenes Schweigen und man hätte die berühmte Stecknadel fallen hören)

„Desillusioniert“ und um die schmerzhafte Erkenntnis reicher, „das vieles, das ich bisher glaubte, ja eigentlich „wusste“, einfach nicht stimmte“, kehrte Nirit Sommerfeld nach zwei Jahren Israel wieder zurück nach Deutschland.

Sie ist heute Geschäftsführerin des BIB, des “BÜNDNIS ZUR BEENDIGUNG DER ISRAELISCHEN BESATZUNG E.V.“, und arbeitet seither künstlerisch und politisch daran, ein Bewusstsein über die Besatzung zu schaffen und gleiche Rechte für Palästinenser und Israelis zu fordern.

Dazu gehöre auch, „mit dem Mythos aufzuräumen, dass es schon immer zwischen Juden und Muslimen schwierig war“. Es gäbe nämlich großartige Geschichten aus der Geschichte, aus denen man erfahren kann wie Kultur, Mathematik, Architektur und vieles mehr „Hand in Hand durch die Zusammenarbeit zwischen Juden und Muslimen entstand“.

Über Bernd Schuhböck

Nicht nach heutigen, jedoch nach den Maßstäben der Ära Willy Brandt politisch eher linksliberal. Wer ihn missverstehen möchte, nennt ihn einen Sozialromantiker. Wer ihn kennt, wertkonservativ und mit zu viel Ethos für einen Bayer. Der Mann für´s kommunale, soziale oder sonstwie politische. Oder für Themen, für die sich keiner fand, der sie aufgreifen wollte.

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