Karikatur mit freundlicher Genehmigung © Klaus STUTTMANN/ Berlin
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Volker Kauder, Fraktionschef der CDU/CSU im Deutschen Bundestag, sprach zuletzt darüber. Vom Grundgesetz (Verfassung), das auf unserem christlich-jüdischen Erbe beruht. In einem Zeitungsinterview rückt der Theologe Friedrich Wilhelm Graf, einer der profiliertesten Religionsdeuter unserer Zeit, diese „Werteordnung“, also die gern zitierte „Leitkultur“ gerade.
„Zunächst muss man sagen, dass die Behauptung einfach falsch ist. Der moderne Verfassungsstaat, und speziell der Rechtsstaat in Deutschland, ist weithin gegen die Kirchen durchgesetzt worden“.
„Der freiheitliche Verfassungsstaat lebt doch gerade davon, dass er religiös neutral ist und dass zwischen moralischen, religiösen und rechtlichen Fragen prägnant unterschieden wird“.
„Die Formel christlich-jüdisch ist wenig hilfreich, da sie fundamentale Differenzen zwischen Christentum und Judentum ausblendet. Es handelt sich um eine vor allem nach 1945 geprägte Wendung, die dann auch politische Korrektheit signalisierte. Gewiss wurde mit dem alttestamentlichen oder hebräisch-jüdischen Prophetismus eine universalistische Ethik institutionalisiert, das ist richtig, und diese hat auch das Christentum geprägt. Doch ist die Formel „christlich-jüdisch“ in der aktuellen Verwendungsweise gefährlich, weil sie die Unterscheidung von Recht und Religion relativiert“.
„Die Verfassung ist ein Produkt von Aufklärungsdenken. Und die ganze Werte-Rhetorik ist hoch ambivalent, weil sie ihrerseits die Unterscheidung von Moral und Recht unterläuft. Man hat als Staatsbürger eine Pflicht, und das gilt unabhängig von Religion, zum Rechtsgehorsam. Man hat aber nicht die Pflicht, irgendwelchen „Werten“ zuzustimmen. Es ist nicht so, dass ein zugewanderter Muslim, der in diesem Land Staatsbürger ist, eine Werteordnung zu akzeptieren hätte, sondern eine Rechtsordnung„.
Lesenswert:
Die deutsche Leitkultur ist tot – ein Nachruf (Leserartikel-Blog der „Zeit„)