Neues aus Hopfenhausen. Feuerwehr oder Kultur?

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Eine Glosse, die sich nur „vermutlich“ mit der Stadt Geisenfeld beschäftigt.

Die Ferien sind vorbei, man wendet sich wieder den normalen Dingen des Lebens zu und dabei fällt einem sofort auf: Ach was haben wir es gut in Geisenfeld. Die Einwohner sind nicht nur nett zueinander, nein, nett sind sie auch zu ihren Stadträten und ihrem Bürgermeister. Sie wissen, was die Damen und Herren da im Rathaus so treiben ist nur zu ihrem Besten.

 

Ganz anders in „Staudenfeld“, einem kleinen Städtchen mitten im grünen „Hopfenhausen“. Dort sind die Einwohner auch nett zueinander, doch das uneingeschränkte Vertrauen in ihre kommunalen Vertreter ist seit geraumer Zeit einem tief sitzenden Misstrauen gewichen. Im Rathaus scheint man es den Staudenfeldern nicht mehr recht machen zu können. Dabei geben sich die Rathausherren (und Damen) rechtschaffen Mühe, „ihren“ Bürgern dienstbar zu sein.

 

Braucht eine Feuerwehr im Stadtbereich einen neuen Gerätewagen, schickt man in der Regel sofort einen aus der Verwaltung in die Schreibstube um einen netten Brief, mit der Bitte um Zuschuss an die Regierung in der Hauptstadt zu schreiben.

 

Begegnet z. B. einem der Räte eine nette, ältere Bewohnerin mit größerer Tasche allein im Ortsteil Obermettenstauden, wird sofort eine Befragung in allen übrigen Ortsteilen in Gang gesetzt, um eine mögliche Einschränkung eigenständiger Fortbewegung abzufragen.

Ob die nette ältere Dame nun wollte oder nicht, wegen der Befragung fährt nun von Obermettenstauden jeden Donnerstag zwei mal ein völlig leerer „Bürgerbus“ nach Staudenfeld. Vielleicht überlegt sich`s die Dame noch und fährt doch mal mit?

 

Fühlt man im Rathaus von Staudenfeld, wie sich die Lastwagen vermehren

„haid bin i wieda hinter oam her gfarn, in da Münchner Strass“

beschließt man den Bau einer Entlastungsstraße für eine andere, die Augsburgerstraße.

„De Laster san aba in der Münchner Strass“.

„Des is wurscht, Entlastung is Entlastung“.

„Ja aba für de Strass miass ma ja selba zoin“

„Is doch wurscht. Hauptsach mir ham nacha a a Entlastungsstrass“

„Des kost aba an Haufa“

„De von da Hauptstod zoin ja am End do`s meiste“

„Sicha?“

„Warscheinli scho“

 

Damit es den Einwohnern von Staudenfeld nicht zu langweilig wird, denkt man sich im Rathaus viel kulturelle Unterhaltung für sie aus. Demnächst gibt es eine Ausstellung über Jahrhunderte alte Ofenkacheln.Darum kümmert sich extra ein Kulturausschuss. Koste es was es wolle. Komme wer wolle. Rechne wer wolle. Hauptsache Kultur findet statt. Mangelnder Zuspruch von Einheimischen? Egal! Hauptsache die Veranstaltungen werden gelobt. Von wem auch immer. Leider vorrangig von Nicht-Staudenfeldern.

Reicht das dafür veranschlagte Geld nicht, wird es eben „irgendwie“ nachgereicht. Interessieren sich zu wenig für die ein oder andere Veranstaltung („woher soin mia a scho vorher wissen wia vui do kema“) denkt man nicht etwa über die Publikumswirksamkeit des dritt oder viertklassigen Angebots nach. Nein. So wie es ist, ist es gut, und wer das nicht sieht hat es eben nicht verstanden. Punkt. Geld, auch mehr Geld muss für Kultur immer vorhanden sein.

Und das hat man jetzt auch bei der Freiwilligen Feuerwehr des Staudenfelder Ortsteils Ilmenfeld (oder war es Mettenfeld?) verstanden.

Bei einer Versammlung beschrieb man Staudenfelds Bürgermeister den schlechten Zustand der Gerätschaften. Um richtig arbeiten zu können, bräuchte man nun nach Jahrzehnten endlich etwas neues. Dem Bürgermeister war das gar nicht recht. Er erklärte dem dortigen Feuerwehrchef, dass die Stadt dafür kein Geld habe. Der Feuerwehrler fasste daraufhin trocken zusammen:

„Dann machen wir hier dicht. Diese Freiwillige Feuerwehr braucht ja anscheinend keiner. Wir gründen stattdessen einen „Kulturverein“ und bekommen dann sicher das Geld“.

Während der Bürgermeister zu seinen, bei Widersprüchen ortsbekannt üblichen Schimpftiraden anhob, stand der Feuerwehrchef auf und verließ die Versammlung. Ihm nacheilende Kameraden wollen noch folgendes gehört haben:

„Als Kulturverein schaun ma beim nächsten Brand blos no zua. Wenns nacha obbrend is, gemma nei, sucha nach oide Ofakachen und bring mas zur nächsten Ausstellung nach Staudenfeld“.

Ja, so ist das im Städtchen Staudenfeld. Einer Kleinstadt im Landstrich Hopfenhausen, die bei genauerer Betrachtung der Stadt Geisenfeld in ihrer Ausprägung als kommunale Selbstverwaltung doch ähnlicher, um nicht zu sagen spiegelbildlicher scheint, als es den Einwohnern Geisenfelds lieb sein dürfte.

Über Bernd Schuhböck

Nicht nach heutigen, jedoch nach den Maßstäben der Ära Willy Brandt politisch eher linksliberal. Wer ihn missverstehen möchte, nennt ihn einen Sozialromantiker. Wer ihn kennt, wertkonservativ und mit zu viel Ethos für einen Bayer. Der Mann für´s kommunale, soziale oder sonstwie politische. Oder für Themen, für die sich keiner fand, der sie aufgreifen wollte.

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