Trump – Die Vereidigung, sein Publikum und die Manipulation

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Manipulation wirkt, wenn eine identische Behauptung aus unterschiedlichen Ecken daher kommt. Die Multiplikation macht’s. Da wir das aber mittlerweile wissen, glauben wir vorsichtshalber nicht mehr alles. Und siehe da, bei Medienberichten über den neuen amerikanischen Präsidenten Donald Trump, zahlt sich das aus. 

Da waren sie wieder, die trotzigen Meinungsmacher-Kinder. Bäh, den Donald wollten wir nicht in unserem Sandkasten und jetzt sitzt er trotzdem mittendrinn. Bäh, bäh. Dafür hauen wir ihm jetzt alle, und zwar immer wieder, unsere medialen Schaufeln auf den Kopf. Koste es was es wolle.

Donald Trump konnte nicht gewinnen, tat es trotzdem und wurde am Vormittag des 20. Januar 2017, Punkt 10 Uhr Ortszeit, als 45. demokratisch gewählter Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika vor dem Kapitol in Washington vereidigt.

Ab jetzt wird es spannend

Um 10:02 Uhr begann Donald Trump mit seiner Rede, in deren Verlauf er den Anwesenden versicherte, dieser Augenblick sei ihr Augenblick. „Er gehört euch. Er gehört allen, die heute hier versammelt sind, und allen, die in ganz Amerika zuschauen“.

Schließlich seien „Millionen gekommen, um Teil einer historischen Bewegung zu werden, wie sie die Welt noch nie zuvor gesehen hat“, beschwor Trump den historischen Augenblick. Versprach eine Politik der „absoluten Loyalität zu unserem Land“ und beendete seine Rede um 10:18 Uhr mit der im auserwählten Volk Amerikas omnipräsenten Floskel „Gott segne Amerika“. (Vergleichbar nur mit der in Teilen Österreichs gern gesungenen weintrunkenen Liedzeile eines Wiener Volksliedes, in der „der Herrgott ein Wiener“ sei)

Warum der gewählt wurde verstehen die „Leitmedien“ zwar immer noch nicht, ist ihnen aber auch egal

Was danach folgte war absehbar. Dieser Typ mit der eigenwilligen Haartolle, den die deutschen Qualitäts- und Leitmedien nicht im Amt des amerikanischen Präsidenten sehen wollten, die in schöner Eintracht versuchten, ihn im Vorwahlkampf nach Kräften zu demontieren, dieser Kerl muss auch als demokratisch gewählter Präsident weiterhin niedergemacht werden.

(An dieser starrköpfigen Haltung ist nur eines wirklich verwunderlich: Selbst die bis gerade eben noch glühendsten Transatlantiker und kritiklostesten Amerikaversteher unter den Kommentatoren schrieben sich hier in einen Antiamerikanismus hinein, den die 68er Studentenbewegung nicht besser hinbekommen hätte. Ob sie´s überhaupt merken?)

Die wollten den doch gar nicht gewählt haben

Und so titelten sie über seine „Rüpelig, gespenstisch, inszeniert[e]“ Rede, für diese Meinungsmacher redete da „Trump der Zügellose“.

Und obwohl Trump in den 16 Minuten seiner Antrittsrede ausreichend 1427 Worte verwendete um sich anschließend einige davon -wie gewohnt- von der Presse skandalisierend um die Ohren hauen zu lassen, erkannte die Online-Ausgabe einer an Auflage schwächelnden Wochenpublikation in dieser „armseligen“ Rede zu allem Überfluss die noch viel schlimmere, nonverbale Ebene: „Das Schlimme ist, was er nicht sagte“.

Und da es immer mehr Smartphone-User geben soll, die ihren Erkenntnisgewinn statt aus Texten nur noch aus den Überschriften in den „News“ Spalten von Google und Facebook gewinnen, aber selbst diese gewollt einfachen, vom Schreiber absichtsvoll gewählten Intention oftmals nicht mehr begreifen, bietet man geeignete Illustrierungen an: „So gruselig sehen Karikaturisten Trumps Amtseinführung“.

Und überhaupt war da doch nur ganz wenig Publikum bei Donalds Vereidigung

Das dieser irgendwie gewählte Haartollen Donald aber hoffnungslos überschätzt, unbeliebt und vom Volk nicht wirklich gemocht sei, versuchte man mit Fotos zu belegen. Dieser Donald wurde zwar vereidigt, doch keiner war dabei!

Keiner? Zumindest wenige. Naja einige. Aber zumindest viel, viel weniger als 2009 bei der ersten Vereidigung des ersten afroamerikanischen Präsidenten Barack Obama. Das könne man beweisen.

Die Beweisfotos, begierig und -da es so gut zu den Antidonald Geschichten passte- von den deutschen Medien vermutlich willentlich ungeprüft aufgegriffen, lieferte die „New York Times“ (NYT). Twitterte sie doch um 12:57 zwei Bilder, die zweifelsfrei einen Umstand belegen und weltweit als unumstößliches Indiz herhalten sollten: Trumps Vereidigung stieß bei der amerikanischen Bevölkerung auf wenig Interesse. (Siehe die Twitter-Meldung der NYT oben im Titelbild)

(Zum vergrößern draufklicken)

Wie deutsche Medien mit diesen Bildern umgingen, nämlich ungeprüft weiterverbreitend, erinnert stark an die nur wenige Tage zurückliegenden falschen EILMELDUNGEN zum NPD Verbot.

(Die NPD wurde bekanntlich nicht verboten. Sogenannte „Journalisten“ blamierten sich, weil sie offensichtlich die live im Fernsehen übertragene Urteilsbegründung nicht richtig interpretierten konnten und deshalb einfach die Eilmeldung eines anderen Mediums abschrieben. Wie´s ging offenbarte kurz danach die „Neue Züricher Zeitung“ (NZZ). Sie hatte im guten Glauben die Falschmeldung von „Spiegel online“ übernommen)

Ich drücke es mal krass aus: Verarschung war schon mal besser. FAKE-News auch

Diese beiden Bilder der NYT, sie zeigen beide das Capitol und die Prachtmeile National Mall am Vormittag der jeweiligen Vereidigung von Trump und Obama. Beide Bilder wurden in unterschiedlichen Größen und Bildausschnitten durch die deutschen Medien getrollt. Was leider auf beiden Bildern fehlte, war ein Orientierung gebender Zeitstempel.

Das fiel auch dem beliebtesten Erklärbär im deutschen Fernsehen, Moderator und Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar auf. In der nächtlichen Plaudersendung „Markus Lanz“, ein Großteil der Sendung vom 26. Januar 2017 (in der ZDF-Mediatkek abrufbar bis 27.04.2017, 00:30 Uhr) drehte sich um Donald Trump, gab er den 2,38 Millionen Zuschauern (offizielle Quote dieser Sendung) zu bedenken: (ab Minute 24:10)

Man muss bei diesen Bildern sehr genau hingucken. Um wieviel Uhr wurde das eine und das andere Bild gemacht. Das Bild mit den Lücken im Publikum ist ein bisschen zu früh aufgenommen. Der Vergleich an der Stelle hinkt also.“

Fernsehen in Deutschland – Faktenhuberndernder Moderator verkauft schlechte Narrative

Da erklärte also ein Luxemburger, einem Moderator aus Südtirol, was der da an Bildern in einer deutschen Unterhaltungssendung als Wahrheit verbreite, das „hinke“ etwas.

Darauf Lanz: „Das wäre die erste und sinnstiftende Erklärung die ich zu dem Thema höre“. Was er da hörte passte ihm erkennbar nicht ins Konzept. Begann Lanz doch diesen Abschnitt der Sendung mit dem bekannten Narrativ, das da „einer mit offenkundigen Lügen durchkommt“. Er wolle jetzt wissen (sein Trump Bashing war unüberhörbar), ob „da drei Trilliarden oder 5 Trilliarden“ bei Donalds Vereidigung waren. Denkt Lanz sich so etwas selber aus oder instruiert ihn seine Redaktion so dermaßen schlecht?

Zurück zu den Bildern. Videoauswertung bringt Klarheit

Als sich in den USA die Irritationen um die beiden Bilder zu ersten Manipulationsvorwürfen verdichteten, behalf man sich mit einem Trick. Man habe doch nie behauptet, beide Bilder zeigen den Zeitpunkt der Vereidigung des jeweiligen Präsidenten. Die Fotos bilden nur einen exakt gleichen Zeitpunkt am Tag der Vereidigung ab. (Da beide Bilder nur mit dem jeweiligen Jahresstempel ihrer Entstehung, jedoch ohne Uhrzeitangabe versehen wurden, kann man getrost von gewollter, willkürlicher Manipulation durch Erweckung eines falschen Eindrucks ausgehen)

Das sich Donald Trump bei seiner Rede, er bezifferte die Zahl der Zuschauer mit „Millionen“, etwas zu trumpig aus dem Fenster lehnte, und Obama bei seiner ersten Vereidigung unübersehbar mehr Publikumszuspruch bekam, wird bei der Recherche schnell offensichtlich. (Dieses Satellitenbild -Beobachtungssatellit GeoEye-1- zeigt die Fläche zwischen Kapitol und Lincoln Memorial mit den darauf verteilten 1,8 Millionen Besucher anlässlich der ersten Vereidigung Barak Obamas am 20. Januar 2009

Doch Trump schlug sich mit 900.000 anwesenden Zuschauern bei seiner Vereidigung (aktuelle Schätzung) -es geht hier nur um den Publikumszuspruch- besser als so mancher Präsident vor ihm.

Wie mangelnder Publikumszuspruch aussieht, kann man sich bei Bill Clinton’s First Inauguration ansehen, oder bei George W. Bush’s First Inauguration  und seiner Second Inauguration.

Jetzt aber Videos anschauen

Es erforderte etwas Zeit, den anscheinend gewollt negativen Eindruck der NYT-Bilder zu begradigen. Dazu muss man sich die unterschiedlichen Aufzeichnungen der Trump-Vereidigung (inauguration) ansehen. Und vor allem: Zeitlich abgleichen!

Beginnen wir mit der -nachträglich- eingeräumten Uhrzeit der von der NYT verbreiteten beiden Bilder. Sie seien beide etwa zur selben Zeit, um 8:43 Uhr entstanden. Ein Screenshot aus der CNN Übertragung scheint dies, zumindest für den 20. Januar 2017- zu bestätigen.

(Der Zeitpunkt für das Bild am Vormittag der Obama Vereidigung ist bei dieser Betrachtung vernachlässigbar. Die Besucher kamen bereits sehr früh und sehr zahlreich zur „Zeremonie unter strahlend blauem Himmel“. Die Erwartungen an Obama „sind so groß wie selten bei einer Amtseinführung“, schrieb der Spiegel am Tag der Amtseinführung Obamas)

Für eine objektive Betrachtung der Zuschauerzahl bei der Trump Vereidigung reicht der Einstieg ab 09:59 Uhr Ortszeit. Jetzt wird er vereidigt. 3 Minuten später, ab 10:02 Uhr hält er bis 10:18 Uhr seine Rede und zwischen 10:25 und 10:27 singt das 16-jährige Stimmwunder Jackie Evancho noch die Nationalhymne und die Show war beendet. Und jetzt die Bilder der Vereidigung dazu.

(Alle nachfolgenden Bilder wurden -mit geringfügigen Minutenabweichungen- zeitgleich gegenüber gestellt und stammen alle aus den über den jeweiligen Link abrufbaren Übertragungen von FOX News (mit Zeitstempel unten links im Bild) und WhiteHouse.gov )

Ich bin noch kein Trump Fan, doch abschließend frage ich mich, was hat die nachfolgend für viele Meldungen dieser Art exemplarisch abgebildete Nachricht mit der Wirklichkeit zu tun?

Über Bernd Schuhböck

Nicht nach heutigen, jedoch nach den Maßstäben der Ära Willy Brandt politisch eher linksliberal. Wer ihn missverstehen möchte, nennt ihn einen Sozialromantiker. Wer ihn kennt, wertkonservativ und mit zu viel Ethos für einen Bayer. Der Mann für´s kommunale, soziale oder sonstwie politische. Oder für Themen, für die sich keiner fand, der sie aufgreifen wollte.

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