Wie der Militarismus von der Last unserer Geschichte befreit wird
Als der Trompeter Friedrich Silchers „Der gute Kamerad“ intonierte, zählte ich konzentriert bis Zehn, umklammerte den Trageriemen meines Gewehrs wie ein Ertrinkender das rettende Seil, und versuchte so meine Emotion und Nervosität einzufangen. Jetzt nur keine Regung zeigen, keine Träne sollte hier kullern.
Ich erinnere mich noch sehr gut an diesen Augenblick, als ich vor sehr langer Zeit als Gebirgsjäger mit dem Rücken vor dem Kriegerdenkmal meiner Heimatstadt stand, zu dem ich am Volkstrauertag als Ehrenwache abkommandiert war und auf die in einigem Abstand vor mir stehende Menschenmenge blickte.
Hätte mir damals jemand erzählt, er wisse, dass man viele Jahrzehnte später, um die „Leistungen unserer Soldatinnen und Soldaten angemessen zu würdigen“ erwägen würde, einen „Veteranentag“ einzuführen, mir wäre das Gewehr von der Schulter gerutscht.
Wie wollte man das Begründen? Solange die Generation der WKI- und WKII-Soldaten noch leben würde, gäbe es keine Leistung die man würdigen könnte.
Aber heute, knapp 80 Jahre nach Beendigung des letzten Weltkrieges, könnte man es doch wagen? Deutsche Soldaten waren nicht mehr unterwerfend kriegerisch, sondern human demokratisch, Krisen interventionistisch und im Auftrag der Weltgemeinschaft unterwegs. Das könnte man doch würdigen. Ich frage mich nur wozu diese plötzliche Hervorhebung des militärischen?
Jens Berger stellt sich die gleiche Frage!