Vortrag über Israel, die Palästinenser und warum man sich damit „befassen“ darf

Lesedauer 4 Minuten

Nirit Sommerfeld über ihr Mutterland Israel und die Palästinenserfrage. Am 15. Juni in Paffenhofen.

Ein Vortrag, bei dem über Israel und über die israelische Besatzungspolitik gesprochen wird. Nirit Sommerfeld, eine in Israel geborene Autorin, Sängerin und Schauspielerin mit deutschem Pass, spricht am 15. Juni in Pfaffenhofen über ihr Mutterland Israel und die Palästinenserfrage.

Gleich zu Beginn eine etwas provokante Frage. Wer ist ihnen sympathischer? BIB oder BIBI.

Für diejenigen, die nicht drin sind im Thema Israel und mit dieser Anhäufung der vielen B´s also nicht besonders viel anzufangen wissen, hier die Erklärung:

BIB“ ist ein Verein, der sich der „Förderung des Gedankens der Völkerverständigung sowie der Toleranz auf allen Gebieten der Kultur“ verschrieb.
Und sich dabei unter anderem „für die Einhaltung rechtsstaatlicher und völkerrechtlicher Normen in den von Israel seit 1967 besetzten palästinensischen Gebieten (Gazastreifen, Westbank inklusive Ostjerusalem)“ einsetzt.

Mit „Bibi“ wird der in Israel seit 2009 amtierende Ministerpräsident Benjamin Netanjahu dort landläufig bezeichnet. Das ist der Mann, dem am 14. Mai 2018, dem 70. Jahrestags der Staatsgründung Israels, dem Tag der Eröffnung der von Tel Aviv nach Jerusalem verlegten US-Botschaft , und dem gleichzeitigen Massaker an den gegen all das protestierenden Palästinensern ein bemerkenswerter Satz einfiel:

Ein „großartiger Tag für den Frieden

Netanjahu scheint nicht allzu viele großartige Tage zu kennen. Die in Jerusalem geborene Oscarpreisträgerin Natalie Portman sollte Ende Juni mit dem Genesis-Preis 2018 -bezeichnet als „jüdischer Nobelpreis“ – wegen ihres Engagement für jüdische Menschen und Werte ausgezeichnet werden.
Da sie den Eindruck vermeiden wollte, dass sie den als Redner geladenen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu damit unterstütze, verzichte sie auf die Preisverleihung. „Die Misshandlung all jener, die heute unter Gräueltaten leiden, entspricht nicht meinen jüdischen Werten“.

Nachdem ein Minister daraufhin fand, ihre Äußerung grenze an „Antisemitismus“ und ein Likud-Abgeordneter meinte, ihr solle wegen der Absage „in die weichen Bauchteile getreten“ werden und man sollte sie „mundtot“ machen, (SZ), legte Portman nach und präzisierte: „Wie viele Israelis und Juden in aller Welt kann ich kritisch zur Führung Israels stehen, ohne die gesamte Nation boykottieren zu wollen.

Und wie sehen wir Deutsche nun all das? Wo liegen unsere Sympathien?

In Deutschland gehört das Existenzrecht Israels zur Staatsräson“ betonte Kanzlerin Angela Merkel gerade aktuell auf der gemeinsamen Pressekonferenz mit Benjamin Netanjahu bei seinem Besuch in Berlin am 04.06.2018.

Und genau da liegt das Problem bzw. schließt sich mit diesem Hinweis der Kanzlerin der eckige Kreis zwischen BIB, Bibi und uns Deutschen.

Wir Deutsche tragen eine Verantwortung gegenüber Israel, der „BIB“ versucht die verantwortlichen Politiker in Deutschland darin zu bestärken, eine dezidierte Rolle für die Beendigung von Israels Besetzung der palästinensischen Gebiete zu übernehmen …. und die Regierung in Israel…… anerkennt die Grenzen nicht, die 1949 durch den Waffenstillstand mit den arabischen Staaten gezogen wurden.

Ein Thema, zu dem der Verein für Frieden, Freundschaft und Völkerverständigung,
Freunde von Valjevo“ die in Israel geborene Autorin, Sängerin und Schauspielerin Nirit Sommerfeld zu einem Vortrag in den Hofbergsaal nach Pfaffenhofen eingeladen hat.

Sie spricht am kommenden Freitag, 15. Juni, um 20 Uhr zum Thema: DAHEIM ENTFREMDET. Kenntnisse aus meinem Mutterland Israel, als Besatzerstaat.
(Eintritt: 6 EUR. Schüler und Arbeitslose Eintritt frei)

Seit dem Ende des sogenannten 6 Tage Krieges 1967 hält Israel die syrischen Golanhöhen, das Westjordanland, Ostjerusalem und Gaza unter seiner militärischen Kontrolle.

5 Millionen Palästinenser leben dort unter israelischer Besatzung. Im Westjordanland und auf den Golanhöhen hat Israel mittlerweile über 150 Siedlungen auf palästinensischen Boden errichtet, die ausschließlich für jüdische Bürger bestimmt sind.

Die Straßen, die diese Siedlungen untereinander verbinden, sind ebenfalls nur für jüdische Bürger bestimmt Die Palästinenser müssen deshalb in voneinander getrennten Enklaven leben, ihre Wirtschaft kann sich nicht entwickeln.

Im Gazastreifen wiederum sind auf engsten Raum knapp 2 Millionen Palästinenser zusammendrängt. Eine Sperranlage verhindert, dass sie das Gebiet ohne israelische Sondergenehmigung verlassen können.

  • Wie erleben die Palästinenser diese Besatzung?
  • Wie prägt sie ihr Denken?
  • Welche Auswirkungen haben die starke militärische Präsenz israelischer Truppen in den besetzten Gebieten und die häufig blutigen Auseinandersetzungen auf die israelische Gesellschaft?
  • Ist angesichts der Ansiedlung von rund 500.000 israelischen Bürgern in den besetzten Gebieten eine Beendigung der Besatzung noch machbar?
  • Gibt es Wege zu einem friedlichen Zusammenleben beider Völker?

Mit diesen Fragen wird sich Nirit Sommerfeld bei ihrem Vortrag auseinandersetzen.

Zur Person: Nirit Sommerfeld wurde 1961 im israelischen Wüstenstädtchen Eilat am Roten Meer geboren. Ihr Großvater stammte aus Chemnitz und war im KZ ums Leben gekommen. Am Mozarteum in Salzburg absolvierte sie ihre Ausbildung zur Schauspielerin. 2007 ging Nirit Sommerfeld mit ihrer Familie nach Israel zurück. Bereits zwei Jahre später entschied sie sich aus politischen und privaten Gründe nach Deutschland zurückzukehren. Sommerfeld war maßgeblich an der Entstehung der israelischen Bewegung „Save Israel, Stop the occupation“ beteiligt und gründete mit Rupert Neudeck u.a. das „Bündnis zur Beendigung der israelischen Besatzung e.V.“ (BIP)

Hier der Nachbericht zur Veranstaltung – mit Video

Über Bernd Schuhböck

Nicht nach heutigen, jedoch nach den Maßstäben der Ära Willy Brandt politisch eher linksliberal. Wer ihn missverstehen möchte, nennt ihn einen Sozialromantiker. Wer ihn kennt, wertkonservativ und mit zu viel Ethos für einen Bayer. Der Mann für´s kommunale, soziale oder sonstwie politische. Oder für Themen, für die sich keiner fand, der sie aufgreifen wollte.

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