Die Auswirkung einer unterschwelligen Gleichförmigkeit auf unsere Gesellschaft.
Schon bemerkt? Wir sehen viel, bemerken jedoch zu wenig. Wir hören viel, verstehen jedoch nicht alles.
Weltumspannend hören wir die selbe Musik, tragen die gleiche Kleidung, sehen die selben Filme und Serien, und sitzen dabei weltweit sogar auf den gleichen Stühlen. Eine Homogenität, die sich nicht nur im täglichen Leben, sondern sowohl in Spielfilmen und Dokumentationen, als auch in den Fernsehnachrichten, zuletzt in den Berichten aus dem Erdbebengebiet der türkisch-syrischen Grenzregion widerspiegelt.
Inmitten der durch das Erdbeben verursachten Trümmerberge warteten Überlebende, vielfach sitzend, auf erlösende Nachrichten von der Rettung ihrer hoffentlich noch lebend geborgenen Angehörigen.
Abgesehen vom unermesslichen Leid das man dort sehen konnte: Die Stühle waren es, die einem bekannt vorkommen mussten. Da war er wieder. Der „Monobloc“ Stuhl.
Jeder davon ein billig und in zwei Minuten zu produzierendes Teil aus Plastik, wovon zusammen mit den im Design minimal veränderten Exemplaren über unseren Planeten verteilt geschätzt eine Milliarde davon herumstehen.
An den Stränden Floridas, den Hotelterrassen Costa Ricas, den Schanigärten Wiens, in den Gärten oder auf den Balkonen unserer Reihenhäuser, den Außenbereichen von Cafés und Gaststätten in München, Moskau oder Havanna, auf Veranden in Sizilien oder vor und in den Favelas Brasiliens und den südafrikanischen Townships. Überall sitzt man auf diesem ursprünglich in Frankreich konzipierten, stapelbaren „Monobloc“- Kunststoff-Sitzmöbel.
Dieses monoforme Sitzmöbel wäre jetzt weder Aufreger noch würde es für Verwender eine Gefahr darstellen. Ganz im Gegenteil. Sieht man von unserer angestrebten Plastikabstinenz mal ab, ist „billig“ im Zusammenspiel mit „unkaputtbar“ und „well designed“ positiv zu werten. (Die massenhafte Verbreitung des „Monoblocs“ kam nur zustande, da er patentrechtlich nicht geschützt ist)
Was aber ist mit der Gleichförmigkeit die einem als solche nicht sofort ins Auge springt? Der man, da nicht so offensichtlich, erst nachspüren muss.
Hören, lesen und sehen wir nicht auch die gleichen Nachrichten? Werden wir nicht geflutet mit medial verbreiteten Zustandsbeschreibungen, Experteneinschätzungen und Kommentaren, die in ihren Schlussfolgerungen -trotz Vielstimmigkeit- keine erwartbare, jedem Betrachtungsgegenstand üblicherweise innewohnende Vielfalt an Bewertungen abbildet, sondern eine merkwürdig gleichlautende Übereinstimmung in den Bewertungen aufweist?
Bemerken wir die übereinstimmenden Nachrichteninhalte in den unterschiedlichsten Medien überhaupt? Können wir überhaupt erkennen, dass sich statt dem „obersten Gebot der Presse“, (Eigenbeschreibung), also der „wahrhaften Unterrichtung der Öffentlichkeit“, mittlerweile eine Vielfalt nur vortäuschende Pluralitätssimulation breit machte, in der selten bis gar keine Stimmen mehr Platz finden, die den ausgeprägt einseitigen Sachverhaltsbewertung etwas Gegenteiliges entgegensetzen könnten.
Nehmen wir z.B. die 2-3 Jahre mit den nun ausklingenden Corona Maßnahmen.
Da wurden Omas von Polizisten von Parkbänken geschubst, Ausgangsbeschränkungen erlassen, Schulen und Kitas geschlossen und Polizei-Hundertschaften machten Jagd auf Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die sich im Winter erdreisteten, im Freien auf verschneiten Hügeln Schlitten zu fahren. Begründung: Man hätte sich ja gegenseitig anstecken können. Ja, auch im Freien!
Heute „fallen viele der vermeintlichen Gewissheiten in sich zusammen wie ein Coronavirus an der frischen Luft“. (Berliner Zeitung).
Im Nachhinein, „wir haben es ja nicht besser gewusst“, gesteht der heutige, damals als omnipräsenter Gesundheitsexperte mit Aussagen zu neuen Killerviren durch Talkshows tingelnde Gesundheitsminister Lauterbach ein, dass viele der Maßnahmen „Schwachsinn“ oder „falsch und schädlich“ waren.
Einsichten, zu den man schon im Laufe der Pandemie hätte kommen können. Hätte! Hätten Politik und Medien besonders die Experten in den Gesundheitsdiskurs mit einbezogen, die sich gleichbedeutend kompetent wie die Lieblingsexperten von Regierung und Medien, jedoch wesentlich differenzierter zu den Pandemiemaßnahmen geäußert haben.
„Diese Stimmen waren einfach nicht laut genug“ (Lauterbach in einem Spiegel-Interview)
„Ja was a Wunder“, würde man im Jiddischen sagen. Tat man doch alles um Maßnahme-Kritiker als Schwurbler, Covidioten oder Demokratiefeinde zu diffamieren, sich damit die Auseinandersetzung mit deren Argumenten zu ersparen, und sie so weitestgehend im mittlerweile sehr verengten öffentlichen Meinungskorridor mundtot machen zu können.
Bezog sich Lauterbach im Nachgang einer von Politik und Medien willentlich herbeigeführten Ablehnung von Heterogenität auf Schwerhörigkeit gegenüber Andersmeinenden, versuchte es sein Vorgänger im Amt, Jens Spahn, auf den 304 Seiten seines Buchs „„Wir werden einander viel verzeihen müssen“, mit einem teilweise eingeräumten Mea Culpa. Beiden, Lauterbach als auch Spahn, fehlt dabei die Einsicht, das es hier nichts zu verzeihen, sondern wegen unnötiger Gefährdung der Gesundheit der Bürger aber vieles zu verurteilen gäbe. Allein die Eltern, deren Kinder durch die vom Staat erzwungenen sozialen Abgrenzungsmaßnahmen noch heute unter atypischen Atemwegserkrankungen leiden, werden zusammen mit den in einem „besorgniserregenden Zustand der psychischen Gesundheit“ befindlichen Jugendlichen diese Zumutungen und Fehler wohl nicht verzeihen.
Die billige, jetzt von Medien und Politikern vorgebrachte Ausrede, man habe „es ja nicht besser gewusst“, ist deshalb so wohlfeil, weil dieses Wissen, zumindest die Auseinandersetzung damit, durchaus vorhanden war. Doch statt diese Variationsbreite zu berücksichtigen, reagierte man mit Grundrechtseinschränkungen und grenzte Vielfalt auf handverlesene, grob eindimensionale Expertisen ein.
Im Gegensatz zum oben beschrieben Sitzmöbel, dem Monobloc, war diese keinerlei Widerspruch duldende Einheitlichkeit eine Gefahr für die Bürger.
Und nun? In der nächsten Krisensituation. Dem Ukrainekonflikt.
Wird man sich und andere erneut belügen, wenn man, nachdem alles zu Ende sein wird erklären würde, die Mahner, Warner und Friedenslösungen fordernden Stimmen „waren einfach nicht laut genug“?
Die Vorarbeiten zur einzig wahren, erneut monoformen Sichtweise wurden schon geleistet. Seit etlichen Monaten wird diffamiert, drangsaliert und versucht auszugrenzen. Wer nicht uneingeschränkt und mit allen Mitteln für die „gute“, die Seite der Ukraine ist, der ist automatisch für die einzig „böse“ Seite, die Seite Russlands. Zwischentöne, auch zaghafteste Differenzierungsversuche sind nicht nur nicht erlaubt, wer derartiges anspricht wird als Gefährder von Menschenleben oder Propagandist Moskaus gebrandmarkt, und medial in den Vorhof zur Hölle verbannt.
Frappanter Weise sieht und hört der Großteil der Mediennutzer in Deutschland -selbst wenn er wollte- keine Propaganda aus Russland. Wenn er etwas darüber erfahren sollte, erfährt er es nur aus den deutschen Medien -immer mit dem Zusatz versehen, man könne das aber nicht verifizieren- was der Russe gerade wieder über dies und das verlautbaren ließ. Hat man dem deutschen Michel doch mittels staatlicher Eingriffe den direkten Zugang zu russischen Medieninhalten verwehrt. Für deutsche Medien hingegen scheinen alle Wege nach Moskau offen zu sein.
(Anmerkung: Wer wirklich will, und sein Handy nicht nur blos einschalten und bestenfalls Emojis unter Trivialitäten anklicken kann, der findet Wege -bisher noch straffrei- sich Informationen direkt aus Russland holen zu können. Dann stößt man auf exzellent und scheuklappenresistent geschriebene Artikel wie DIESEN, der am Jahrestag des Beginns der militärischen „Sonderoperation“ Russlands, die Tragweite der Selbstüberschätzung des Westens aufzeigt, und deutschen Opportunisten unterschiedlichster Couleur den Weg zu den Klippen zeigt)
Und wie bei Corona schon zu beobachten: Die Medien sind auch diesmal -sogar besonders konflikteskalierend- eifrig dabei, erneut die von ihnen definierte Eine, einzig richtige Seite zu bespielen. Ergebnis:
„Bereits in den ersten Tagen [nach dem russischen Einmarsch] dominierte die Ukraine den internationalen Informationskrieg und gewann die Deutungshoheit über den Konflikt“ (Konrad Adenauer Stiftung)
So gaben und geben unsere Medien uns z. B. den „täglichen Selenskyj“. Egal wie ungezügelt unrealistisch seine Forderungen, Schuldzuweisungen oder Auftritte auch sein mögen. Was er verlautbart oder aus seiner Umgebung verlautbart wird, es wird wie auf Knopfdruck von Deutschen Medien unhinterfragt 1 zu 1 veröffentlicht.
Es überrascht also nicht, wenn eine von der Otto Brenner Stiftung geförderte Studie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) im Februar 2023 feststellt, „wie klar die militärische Unterstützung der Ukraine im Allgemeinen und die Lieferung schwerer Waffen im Besonderen in den meisten der untersuchten acht deutschen Leitmedien* als deutlich überwiegend sinnvoll und auch als sinnvoller als diplomatische Maßnahmen dargestellt“ wurde. (*Die untersuchten Medien in der Studie „Die Qualität der Medienberichterstattung über den Ukraine-Krieg“ waren FAZ, Süddeutsche Zeitung, Bild, Spiegel, Zeit, ARD Tagesschau (20 Uhr), ZDF Heute (19 Uhr) und RTL Aktuell (18:45))
Wenn auch die Berichterstattung „nicht vollkommen einseitig“ war (Studienbefund), so zeigte die breite Material- und Datenanalyse der Studie doch eines: Unsere Medien sind erneut auf dem Trip zur Manipulation und einer gewollt gleichförmigen Ausrichtung der öffentlichen Meinung.
Doch warum diese „freiwillige Gleichschaltung“, wie es eine SZ-Redakteurin einräumte, in der „die Reflexion der Hälfte der deutschen Bevölkerung nicht zu Worte kommen“? (Jürgen Habermas in der SZ)
Warum jetzt ein bei früheren Kriegen nicht annähernd so engagiertes mediales Eintreten für die Sichtweise nur einer Seite? Ganz ohne jegliche Beistandsverpflichtung Deutschlands. Weil die Gegenseite Russland heißt, und der „große Bruder USA“ ganz ohne eigenes geostrategisches Interesse, also vollkommen uneigennützig, zusammen mit Deutschland, der EU und Anderen doch nur der Ukrainischen Führung dem Ukrainischen Volk beistehen möchte?
Im ersten Interview nach der in Deutschland medial nur rudimentär und dabei durchgängig abwertend besprochenen Veröffentlichung seiner Recherchen, nach der die Sprengung der Nord-Stream Pipelines auf Anordnung von US-Präsident Biden erfolgt sein soll, wollte Enthüllungsjournalist Seymour Hersh noch einen Gedanken, eine Spekulation über die Beweggründe die zur Sprengung führten, anfügen.
Seinen Angaben zufolge befürchtete Biden, dass Deutschland in Anbetracht der sich im eigenen Land bereits ankündigenden wirtschaftlichen Folgen den Gashahn wieder aufdrehen könnte, und sich daraufhin „Europa aus dem Ukraine-Krieg zurückziehen würde“. Mit der Sprengung der Pipelines sollte dieses Ausscheren verhindert werden.
Und es wurde verhindert. Doch zu welchem Preis?
Der Preis, den die Bürger Deutschlands zu zahlen haben, bemisst sich nicht nur in Cent und Euros. Neben den Kosten, die annähernd jeden Bürger über gestiegene Verbraucherpreise oder sinkende Kontostände erreichen werden, sind die in dieser Rechnung nicht außer Acht zu lassenden immateriellen Schäden, die „die dümmste Regierung Europas“ (S. Wagenknecht vor dem Deutschen Bundestag) im Zusammenspiel mit einer von Gleichklang durchtränkten Medienlandschaft unserer Demokratie zufügte und weiter zufügt. Wobei man bis dato die Dimension der Schäden in dieser „Neuen Zeit“ (Bundeskanzler Scholz) noch nicht mal annähernd abschätzen kann.
Was werden sie uns kosten …..
… die Folgen einer sich durch „freiwillige Gleichschaltung“ delegitimiert habenden, vormals halbwegs pluralistisch und dialogfähig aufgestellten Medienlandschaft,
… die jetzt noch nicht absehbaren Auswirkungen einer erschreckend populär gewordenen Kriegsgeilheit einer vormals auf Ausgleich bedachten Politik, (siehe A. Baerbock: „egal was meine Wähler denken“)
… die Effekte eines sich vorerst nur in Ländern der (nicht) westlichen Welt bemerkbar machenden, sich absehbar noch steigern werdenden Ansehensverlustes unserer bis gestern noch als solvent, vertragstreu und souverän angesehenen Volkswirtschaft.
… die seit über 70 Jahren ausgestorben geglaubten Denunzianten, diesen meist aus niederen Instinkten handelnden Entzündungsherden im Körper einer ansonst auf psychische Gesundheit achtenden Gesellschaft.
Für sich genommen zeigen einige der oben angeführten Negativbeispiele „nur“ die Deformation einer bislang -zumindest halbwegs- gesunden Demokratie. In der Addition könnten sie jedoch eine beunruhigende Wirkung entfalten, die im Resultat von einer die Prinzipien der Demokratie selbst bestimmenden „freien Gesellschaft“, zu einer äußeren Zwängen unterworfenen unfreien Gesellschaft führen könnten.
Aber Hallo. Hatten wir Deutsche das nicht schon mal und hatten wir die Ablehnung dieser Zeit nicht mit „Nie wieder“ sogar in Schulbüchern verewigt und in Sonntagsreden beschworen? Hatte man nicht jeder Generation von 1945 bis heute eingebläut, wie unsere Vorfahren mit Propaganda verdummt, durch eine über Medien ausgeübte Lenkung der Meinungsbildung desinformiert, oder durch staatliche Repressalien eingeschüchtert wurden?
Könnten wir jetzt mal scharf nachdenken!?
Worin bestünde im Ergebnis der Unterschied zwischen einer „freiwilligen Gleichschaltung“ der Presse heute, und einer „staatlich verordneten Gleichschaltung“ der Presse im Dritten Reich?
Es gäbe keinen Unterschied. Wenn Journalisten, ob freiwillig oder staatlich verordnet, über dieselben Themen gleichlautend einseitig berichten, diese Themen gleichlautend einseitig bewerten oder kommentieren, ist die Ausrichtung klar: Berichterstattung auf Gleichrichtung (monoform) abzielende „Massenbeeinflussung“. (So wie sich viele Journalisten heute im erzieherischen Auftrag unterwegs sehen, sah sie 1933 schon Propagandaminister Goebbels, als er sie anlässlich der Verkündung des „Schriftführergesetz“ als eine große Mission erfüllen zu habende „Volkserzieher“ bezeichnete)
An sinkenden Auflagenzahlen der Zeitungen (Analog den rückläufigen Zahlen an Zeitungslesern im Dritten Reich, die am Ende dazu führten, das 80% der Zeitungen aufgeben mussten) und dem Rückgang der Einschaltquoten politischer Sendungen der Öffentlich-Rechtlichen Sendeanstalten, kann man die zunehmende Ablehnung einer weitgehend Einseitigkeit transportierenden Informationsvermittlung ablesen.
Schrieb ich Eingangs, wir alle würden zwar viel sehen und hören, doch dabei zu wenig bemerken oder verstehen, so scheinen es doch mehr zu werden die doch bemerken und verstehen, dass ein Sitzmöbel durchaus ein „monobloc“ sein darf, eine Gesellschaft aber keinesfalls die Verfasstheit eines „monobloc“ aufweisen sollte.
Diejenigen, die an dieser MonoVision arbeiten, sollten wir in die Schranken weisen!
Einerlei ob man die Lücken in staatlichen Verlautbarungen, den Veröffentlichungen der Presse oder anderen journalistischen Formaten Zensur oder Verbreitung von Halbwahrheit nennen möchte: Solange man den Eindruck, ja sogar die Gewissheit darüber hat, dass einem nicht die ganze Geschichte erzählt, oder die Geschichte hinter den Geschichten verschwiegen wird, halte ich es mit Johann Nepomuk Nestroy wenn er schreibt:
„Die Zensur ist das lebendige Geständnis der Großen, dass sie nur verdummte Sklaven, aber keine freien Völker regieren können“